Nova Rock: Dancing with Myself

Billy Idol, der gestrige Headliner auf der Red Stage, hat am Nova Rock natürlich nicht alleine getanzt. Und auch die Publikumslieblinge Volbeat, Headliner auf der Blue Stage, haben die Massen begeistert. Extrem laut war es. Darum bin ich gleich danach auf ein stilles Örtchen geflüchtet.

Es ist der stillste Ort am Nova Rock. Und nein, damit ist nicht eines der tausend Dixi-Klos am Festivalgelände gemeint, weil die scheppern bei dem gewaltigen Lärm nämlich auch ganz ordentlich. Nein, ich hab mir die Ö3-Silent-Disco gegeben, die ihr lässiges Partyzelt gleich neben dem Haupteingang aufgeschlagen hat.

Es ist schon ein sehr bizarrer Ort. Und das will was heißen am Nova Rock. Da shaken sich die Party-People in völliger Stille weg, jeder für sich, verrenken sich, als ob sie an ärgsten Bauchschmerzen leiden, und setzen einen Smile auf, wenn ihnen die DJs Trashtray und Mister Schniebel über die Kopfhörer gerade wieder eine neue Dröhnung feinster Rockmusik verpassen. Und wenn sie dann alle den Refrain eines Hits lautstark in die stille Nacht raus brüllen, dann klingt das ähnlich falsch wie bei der alljährlich gefürchteten Karaoke-Party der Ö3-Belegschaft.

Volbeat gibt’s natürlich bei der Ö3-Silent-Disco auch immer verlässlich auf die Ohren. Die dänische Band ist ein Phänomen. Bei der mittäglichen Ö3-Wunschsendung „Song Deines Lebens“ vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens zwei Songs von Volbeat gewünscht werden. Nur AC/DC sind noch gefragter. Wie erklärt sich also dieses Phänomen? Klar, Volbeat sind die wichtigsten Vertreter des Elvis-Metal. Sie sind aber auch so ziemlich die einzigen.

Rob Caggiano, einst legendärer Gitarrist bei den Thrash-Metal-Legenden Anthrax, und nun hauptberuflich Gitarrist bei Volbeat, vergleicht die Band im Ö3-Interview mit einem guten Koch: „Wir nehmen nur die besten Ingredienzen, - Misfits, Slayer, Metallica, Elvis Presley, Johnny Cash -, und mixen daraus unser eigenes Zeugs.“

Den Auftritt beim Nova Rock hat Rob Caggiano genossen. Der Anblick der Menschenmassen bis zum Horizont fasziniert ihn immer wieder aufs Neue. „Allerdings sehe ich auf meine alten Tage gar nicht mehr so weit“, hat er lachend eingestanden. Das Partyzelt der Ö3-Silent-Disco war demnach außerhalb seiner Sichtweite. Dort hätte er garantiert auch seinen Ohren nicht getraut, wenn alle in völliger Stille zu Volbeat abtanzen.

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.

Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

Nachlese:

Post von Krautschädl an Andreas Gabalier
Nova Rock - Ans, Zwa, Drei

„Guten Morgen am Sonntag!“ mit Thomas Kamenar, 17. Juni 2018