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Private Zahlungsmoral viel höher als jene der öffentlichen Hand

Der Gläubigerschutzverband KSV1870 attestiert Firmen und Privaten eine relativ hohe, aber doch verbesserungswürdige Zahlungsmoral. Denn trotz brummender Konjunktur gab es zuletzt keine Verbesserung in der Geschwindigkeit der Zahlungen, zeigt eine breit angelegte KSV-Umfrage. Deutlich verbesserungswürdig ist vor allem die Zahlungsmoral bei Bund und Ländern. Die Gemeinden zahlen wiederum rascher.

Jeder Fünfte zahlt in Österreich trotz guter Wirtschaftslage zu spät. „Bund und Länder sind die Sorgenkinder“, so KSV-Geschäftsführer Ricardo-Jose Vybiral. Er appellierte am Mittwoch vor Journalisten an die öffentliche Hand ihr „hinterherhinken“ zu beenden. Aber, so der KSV-Chef, er glaube nicht, dass hinter der durchschnittlichen Zahlungsdauer des Bundes von 37 Tagen eine Agenda stehe. „Schließlich zahlt die Öffentliche Hand immerhin definitiv.“

Das maximale Zahlungsziel für den Öffentliche Sektor liegt eigentlich bei 30 Tagen. Das Ausnützen der Machtposition ist das Top-Motiv für verspätete Zahlungen des Bundes. „So geht eine Vorbildwirkung verloren“, warnte Vybiral. „Die öffentliche Hand hält sich nicht an die eigenen Spielregeln.“

Burgenland zahlt besonders spät

Auch die Länder zahlen laut KSV ebenso verspätet im Sinne des maximalen Zahlungsziels von 30 Tagen. Unter ihnen zeigen sich aber deutliche Unterschiede. Das Burgenland braucht 51 Tage um seine Rechnungen zu begleichen und ist Spitzenreiter. Die Steiermark (33 Tage), Tirol (37 Tage), Kärnten, Oberösterreich und Salzburg (je 38 Tage) zahlen am raschesten. Dazwischen liegen Wien (40 Tage), Vorarlberg (41 Tage) und Niederösterreich (42 Tage).

Grafik zur Zahlungsmoral in Österreich

APA

Vorbildlich im Vergleich die Gemeinden. Sie schaffen die 30 Tage im Durchschnitt exakt - immerhin, denn deren Zahlungsziel liegt eigentlich bei 25 Tagen. Zwar brauchen Gemeinden im Burgenland 33 Tage und auch die Kommunen in Kärnten (32 Tage), Oberösterreich und Niederösterreich (je 31 Tage) brauchen etwas länger, dafür brauchen Vorarlberger Gemeinden aber nur 25 Tage und auch die Tiroler sind mit 28 Tagen schnell beim zahlen. Salzburger und steirische Gemeinden brauchen genau 30 Tage.

Privatkunden zahlen schneller als Unternehmen

Im internationalen Vergleich jedenfalls im Spitzenfeld sind die Unternehmen und die Privaten in Österreich, erklärte die KSV-Spitze. Unternehmen zahlen binnen 29 Tagen, Privatkunden innerhalb von 17 Tagen. Große Unternehmen zahlen tendenziell etwas langsamer. Das ist laut dem Chef des KSV-Forderungsmanagements, Walter Koch, am ehesten der Marktmacht der Großen geschuldet. Hauptmotive für einen Zahlungsverzug sind bei Firmenkunden eine Ineffizienz der Verwaltung und bei Privatkunden zumindest angebliche Vergesslichkeit.

Jährlich - selbst nach Zahlungserinnerungen und Mahnungen - nicht bezahlt werden laut der Umfrage unter 1.200 Unternehmen jährlich rund 1,9 Mio. Rechnungen in der Gesamthöhe von 1,35 Mrd. Euro. 60 Prozent der Befragten müssen bei 5 Prozent ihrer Rechnungen Maßnahmen ergreifen, um zu ihrem Geld zu kommen. Mahnspesen gehören dabei immer mehr der Geschichte an. Die Firmen sind laut Vybiral und Koch zufrieden, wenn sie zumindest ihre Hauptforderung bezahlt bekommen. Ihr Fazit: „Zahlungsverzüge sind bei einer derart guten Konjunktur nicht nachvollziehbar und verursachen unnötige Kosten.“

(APA)