Arbeiten am LHC im CERN

James King-Holmes / Science Photo Library / picturedesk.com

Größte Forschungseinrichtung der Welt wird noch größer

Das World Wide Web und die Technologie für moderne Touchscreens sind dort erfunden worden: am CERN, der Europäischen Organisation für Kernsforschung in der Nähe von Genf in der Schweiz. Es ist jetzt schon die größte Forschungseinrichtung der Welt und soll noch größer werden - gewaltig größer.

CERN ist ein 1954 gegründetes Forschungszentrum, an dem bis zu 10.000 Menschen aus rund 80 Nationen arbeiten. Das CERN-Jahresbudget beträgt zirka eine Milliarde Euro.

Wenn wir vom CERN hören, dann geht’s meistens um den riesigen Teilchenbeschleuniger, den es dort gibt - ein ringförmiger Tunnel, 27 Kilometer lang und 175 Meter unter der Erde. Fast mit Lichtgeschwindigkeit prallen bei Experiementen in dem Tunnel Atomteilchen aufeinander. Da wird es tausende Male heißer als im inneren unserer Sonne. Es gibt auch mehr als 9600 superstarke Magneten. die 100.000 Mal stärker sind als die Anziehungskraft unseres Planeten. Bei den extremen Versuchen wollen die Forscherinnen und Forscher mehr über die Entstehung des Universums lernen und über die kleinsten Teilchen.

Diese Woche ist ein neues Konzept vorgestellt worden: Ein neuer Tunnelring soll gebaut werden - statt 100 statt 27 Kilometer lang. Dieser Ring würde eine Fläche einschließen, auf die ganz Wien passt. Ein gigantisches Projekt also, das 24 Milliarden Euro kosten soll, die die 22 Mitgliedsstaaten - darunter Österreich - aufstellen müssten.

Der LHC im CERN

CERN

Wozu braucht es dieses Mega-Projekt?

Nicht nur das Internet, auch die Strahlentherapie zur Krebsbehandlung ist am CERN entstanden. In manchen Krankenhäusern gibt es heute Teilchenbeschleuniger, mit denen Krebs behandelt wird - dabei werden elektrisch geladene Atome auf den Krebstumor im Körper des Patienten geschossen. Physiker Marko Dragicevic, der immer wieder am CERN arbeitet, sagt, dass am CERN oft zu ganz grundsätzlichen, hoch-komplexen Dingen geforscht wird, aus denen dann aber Dinge für den Alltag entstehen:

„Ich hab da mein Telefon vor mir liegen, das hat ein Navigationssystem, ein GPS, eingebaut. Ohne die allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein zu benutzen, würde das Navigationssystem nicht so gut funktionieren - das hat aber heute jeder in der Tasche. Also auch Dinge, die irgendwann, ich sag mal, fast esoterisch geklungen haben, können irgendwann einmal in die normale Technologie eingehen.“

Der aktuelle Teilchenbeschleuniger LHC ist 2008 nach zehn Jahren Bauzeit fertig gestellt worden. Er ist derzeit für zwei Jahre außer Betrieb, um gewartet zu werden. Wenn der neue Teilchenbeschleuniger FCC wirklich gebaut wird, dann soll er Ende der 2030er Jahre in Betrieb gehen. Das FCC-Projekt würde in der ersten Phase neun Milliarden Euro kosten, in einer zweiten Phase weitere 15 Milliarden Euro.

„Ö3-Dabei“ mit Verena Kicker, 20. Jänner 2019 (Max Bauer)