Ghost Fake Internet

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So entlarvst du Online-Fake-Shops

Die Maschen werden immer dreister, die Fake-Shops immer schwieriger zu identifizieren. Einmal mehr kuriseren derzeit zahllose Fake-Shops im Internet, die beliebte Goodies zu vermeintlichen Spottpreisen wie am Black-Friday bewerben, oftmals angepriesen über Werbung auf Instagram und Facebook.

„Hilfe, ich habe online bei einem Fake-Shop bestellt!“ - schon seit geraumer Zeit stapeln sich Beschwerden und Hilferufe Verzweifelter wie diese auf dem Schreibtisch von Konsumentenschützerin Barbara Forster und ihren Kolleginnen und Kollegen beim Verein für Konsumenteninformation und beim Europäischen Verbraucherzentrum.

Fakt ist: Fake-Shops werden immer besser und makelloser gebaut, sagt Forster im Ö3-Interview: ‚Tippser‘ oder schlechte Rechtschreibung - früher beinahe schon Erkennungsmerkmal solcher Seiten - seien oft nur mehr Mangelware. Stattdessen finden Konsumenten echte Logos, makellos scheinende Produktfotos und sogar die aktuelle Werbekampagne, wie eine Ö3-Analyse gemeinsam mit Forster vom Europäischen Verbraucherzentrum zeigt:

Die viel zu billige Sofortbildkamera

‚Retro‘ ist bekanntlich back, Sofortbildkameras boomen und waren auch letzte Weihnachten der Renner unter dem Christbaum.

So sieht Insta-Werbung vom Fake-Shop aus:

Screenshot Fake Shops

Ö3

Screenshot der Werbung

Eine neue Sofortbildkamera, super-trendy - im Handel für 130 Euro doch teuer, im Netz ein echtes Schnäppchen. Ein vermeintliches Schnäppchen.

Screenshot Fake Shop

Ö3

So sieht die Fake-Fuji-Film-Seite aus

Beim ersten Blick auf die Seite würde sich ein Laie schwer tun, hier „fake“ und „nicht-fake“ auseinanderzuhalten, so Forster.

In dieser Liste vom Verein „Watchlist“ findest du bekannte Shops aufgelistet, die definitiv fake sind!

Die Tricks der Konsumentenschützerin

Schon beim leisesten Verdacht, ob der Webshop eventuell unsicher ist, in dem du einkaufen möchtest, rät die Konsumentenschützerin davon ab, dort zu bestellen. Dennoch können dir folgende Tipps und Tricks dabei helfen, sichere und gefälschte Webshops auseinanderzuhalten:

1) Gibt es ein Impressum?

  • Ein Impressum bei einem Online-Shop anzuführen, ist Pflicht, sagt Forster: „Wenn dort nur eine E-Mail-Adresse steht, und nicht einmal eine Postanschrift, dann könnte ich die Firma nicht einmal klagen!“
  • Die Adresse vom Impressum am besten noch einmal nachprüfen, und zwar sorgfältig: Bei jenem Webshop hat der Großteil der Adresse zwar gestimmt, erst beim zweiten Blick ist die Expertin stutzig geworden, und zwar bei der Postleitzahl: „Eine deutsche Postleitzahl hat fünf, nicht sechs Stellen“.

2) Lies viele Shop-Bewertungen

  • Googelt man die Namen und URLs der Fake-Shops, solltest du in der Regel im auf etliche Warnungen anderer Userinnen und User stoßen, so der Shop wirklich gefälscht ist.
  • Aber Achtung: Unser Test mit der Konsumentenschützerin hat auch hier aufgedeckt, wie dreist die Fake-Website-Betreiber mittlerweile vorgehen: Die ersten beiden Bewertungen waren gefälscht (‚Alles prima!‘, ‚Perfekt!‘), erst darunter sind die Warnung anderer User zu lesen.

3) Bist du unsicher, bestelle auf Rechnung

  • „Wenn ich aktiv auf ein Konto überweise, kann ich das Geld nicht zurückholen“, warnt Forster - die meisten Konsumentinnen und Konsumenten wüssten das nicht und sind immer wieder überrascht.
  • Von Zahlung mit Diensten wie etwa „Western Union“ oder Vorauszahlung rät die Expertin in diesem Fall klar ab.
  • Auch bei Bezahlung mit Kreditkarte bekommst du dein Geld nur auf guten Willen der Kreditkartenfirma wieder.

Wenn die Preise zu schön sind, um wahr zu sein

Ebenso solltest du bedenken, wie glaubwürdig die Preisgestaltung der beworbenen Produkte ist. Starke Reduktionen, wie etwa vom Black Friday, lassen derartige starke Nachlässe bei den Konsumenten mittlerweile nicht unglaubwürdig erscheinen, kritisiert die Konsumentenschützerin.

Online-Shopping

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Die Nachfrage bei „Fuji-Film“ zeigt allerdings: Dieser Fake-Preis der Sofortbildkameras decke nicht einmal die Produktionskosten, so eine Fujifilm-Mitarbeiterin gegenüber Ö3.

Konsumentenschützerin Forster rät, lieber ein Schnäppchen auf der Jagd zu verpassen, als einem Fake-Shop aufzulauern: „Entweder kommt eine leere Schachtel, ein Billig-Imitat oder gar kein Produkt“, berichtet sie von anderen Fällen.

Fuji-Film: „Gauner“ seien nicht zu stoppen

Ö3-Reporter Martin Krachler hat mit dem zuständigen Pressesprecher für instax-Sofortbildkameras bei Fuji-Film in Deutschland, Manfred Rau, gesprochen: „Wir kennen das Problem und gehen knallhart dagegen vor“, allerdings seien die „Gauner“ nicht zu stoppen.

Aber: Warum kann man 2019 Fake-Shops nicht einfach „zusperren“? Die hier erwähnte Fake-Seite ist noch immer online, obwohl schon im Herbst mehrfach davor gewarnt wurde.

Das hat vor allem zwei Gründe:

  • Fake-Shops arbeiten mit gut verdeckten Strukturen. Die Website von jenem Fake-Shop mit den Sofortbildkameras ist irgendwo in Arizona (USA) angemeldet - der Betreiber jedoch abgetaucht und nicht erreichbar.
  • Diese Fake-Shops seien „wie Unkraut“, so Fuji-Film Sprecher Rau: Jeden Tag würden irgendwo mindestens zwei bis drei solcher Fake-Shops allein für instax-Kameras auftauchen.

Werbung für Fake-Shop auch auf Insta

Ö3 hat direkt bei Facebook nachgehakt, was es denn für Sicherungsmechanismen gibt, gegen solche Fake-Anzeigen - und wollte wissen, warum Usern auf Instagram Werbeeinschaltungen für diesen Fake-Shop angezeigt wurden.

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Die Antwort von Facebook:

  • Werbeanzeigen würden grundsätzlich überprüft, um den Werberichtlinien zu entsprechen: (...) "Bei der Werbeanzeigenüberprüfung werden neben dem Content auf der Landing Page des Unternehmens, die Bilder, der Text, das Targeting und die Positionierung der Werbeanzeigen geprüft. Die Werbeanzeige wird unter Umständen nicht genehmigt, wenn der Content der Landing Page nicht vollständig funktioniert, nicht den in der Werbeanzeige hervorgehobenen Produkten/Dienstleistungen entspricht oder unsere Werberichtlinien nicht umfassend einhält. (...)
  • Facebook prüfe gefälschte, manipulierte und/oder bezahlte Bewertungen und Empfehlungen und entfernt gegebenenfalls Empfehlungen, die diesen Standards (Gemeinschaftsstandards) nicht entsprechen.
  • (...) „Jede Meldung wird von individuellen Personen geprüft. Anschließend wird eine passende Maßnahme ergriffen. Das beinhaltet beispielsweise die Löschung von Inhalten. Wir haben auch die Möglichkeit, die verantwortliche Person zu verwarnen oder deren Account zu deaktivieren.“ (...)

Die Seite mit den Sofortbildkameras dürfte ihnen aber bei dieser Überprüfung durch die Lappen gegangen sein.

Ö3 Nachrichten, 19.02.2020
(Martin Krachler)