Feuerwehrmann vor Tunnel

APA/ERWIN SCHERIAU

Tunnelstudie: Unfallrisiko im Tunnel geringer als im Freiland

Die Furcht vieler Autolenker vor Fahrten durch Tunnel mag psychologisch leicht erklärbar sein, rein statistisch ist sie unbegründet: Die Wahrscheinlichkeit, in einem Autobahn- oder Schnellstraßentunnel zu verunglücken, ist in Österreich nämlich deutlich geringer als auf denselben Straßen im Freiland. Das geht aus einer Studie des Verkehrsministeriums hervor.

Das Ministerium hat für die Untersuchung Unfälle (mit Verletzten oder Toten) in Tunnel mit mindestens 200 Metern Länge in den Jahren von 1999 bis 2017 ausgewertet. In diesem Zeitraum sind bei 1.841 Ereignissen 3.170 Menschen verunglückt, 126 Personen verloren dabei ihr Leben. Auffallend ist, dass die Zahl der jährlichen Todesopfer in diesen 19 Jahren stark zurückgegangen ist, obwohl sich die Gesamtlänge aller Tunnel (ab 200 Metern) in dieser Zeit mehr als verdoppelt hat - insbesondere durch den Bau zweiter Röhren. Wurden in den ersten vier Jahren der Erhebung (1999-2002) durchschnittlich noch über 15 Tote pro Jahr registriert, waren es in den letzten fünf Jahren nur mehr 2,4 statistische Tote im Jahr. Über den gesamten Untersuchungszeitraum betrug die jährliche Zahl der Todesopfer im Schnitt sieben.

Feuerwehrmann vor Tunnel

APA

Schnellstraßen besonders gefährlich

Ausgewertet wurde in der Ende November 2018 fertiggestellten Studie auch der Vergleich des Unfallrisikos zwischen Autobahn und Schnellstraße (jeweils Freiland) sowie Tunnelstrecken. Dabei zeigte sich, dass sich bei einer Milliarde gefahrener Kilometer im Schnitt 85 Unfälle mit Verletzten auf den Autobahnen ereigneten, auf den Schnellstraßen war es ein Unfall mehr, in den Tunnelabschnitten lag diese Zahl mit 67 aber deutlich niedriger. Bei diesen Kollisionen verunglückten 137 Menschen auf der Autobahn, 127 auf der Schnellstraße und 115 im Tunnel.

Etwas anders verhält es sich bei den Todesopfern: Je gefahrene Milliarde Kilometer kamen auf Autobahnen statistisch 3,42 Menschen ums Leben, auf Schnellstraßen 5,34 und in einem Tunnel 4,58. In der Studie wird die vergleichsweise hohe Rate an Getöteten auf den Schnellstraßen mit den vielen Gegenverkehrsbereichen ohne baulichen Trennung begründet.

Tunnel

APA/DPA-ZENTRALBILD/MATTHIAS HIEKEL

Auch beim Anteil der Schwerverletzten schneiden die Schnellstraßen am schlechtesten ab, während die Autobahnen und Tunnel hier bis auf wenige Zehntelprozentpunkte denselben Anteil haben. Mehr als drei Viertel aller Verunglückten (76 Prozent) überstehen einen Unfall mit Personenschaden im Tunnel mit leichten Verletzungen, auf Autobahnen sind es 73,4 Prozent, auf Schnellstraßen 70,5 Prozent.

Der überwiegende Teil aller Tunnelunfälle endet übrigens zum Glück nur mit Blechschaden: Von 4.365 Unfällen, die sich von 2006 bis 2017 in Tunneln ab 500 Metern Länge ereignet haben, blieb es bei 3.298 beim Sachschaden (76 Prozent), bei 970 gab es Verletzte oder Tote (22 Prozent), 106 Mal begannen Fahrzeuge zu brennen (zwei Prozent).

Weiterlesen:
Höheres Unfallrisiko in Tunneln ohne Gegenverkehr

„Ö3-Drivetime-Show“ mit Oliva Peter und Philipp Hansa, 16. April 2019 (APA)