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Massentourismus auf Mount Everest und Großglockner
„Man weiß, worauf man sich einlässt“
Reinhard Grubhofer war einer jener Bergsteiger, der es in dieser Saison auf den höchsten Gipfel der Welt geschafft hat. Eine Saison, in der bisher elf Menschen ihr Leben auf dem Berg verloren haben - doppelt so viele wie beispielsweise letztes Jahr. Zudem Bilder von wartenden Bergsteigern auf über 8.000 Meter Höhe um die Welt gehen und für Entsetzen sorgen.
Reinhard Grubhofer
„Man weiß schon vorher, dass man auf dem Auf-und Abstieg Leichen sehen wird. Wer damit nicht zurecht kommt, muss zu Hause bleiben“
Nur wenige Stunden nach seiner Rückkehr nach Österreich hat Ö3-Reporterin Veronika Kratochwil mit dem 45-jährigen über seine Erlebnisse auf dem höchsten Gipfel der Welt gesprochen:
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Dass diese Saison bereits elf Tote gefordert hat, überrascht Grubhofer nicht. „Es waren heuer wirklich harte Bedingungen, das haben uns gleich alle vor Ort gesagt“. Wenig Schnee und das schlechte Wetter haben zu diesem Ergebnis geführt. Die Tatsache, dass der Tod allgegenwärtig ist, hat den Österreicher nicht abgeschreckt. „Natürlich sieht man Leichen beim Auf- und auch Absteigen. Aber das weiß man vorher und wer damit nicht zurecht kommt der muss zu Hause bleiben“, so Grubhofer im Ö3-Interview.
Das Geschäft mit dem Everest-Tourismus
Reinhard Grubhofer
Für die Genehmigung zum Aufstieg über die Südseite zahlen ausländische Bergsteiger umgerechnet rund 9.000 Euro. Der Himalaya-Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle für Nepal. Heuer sind mit 381 „Permits“, also Genehmigungen, so viele wie nie zu vor vergeben worden. Wer auf den Mount Everest möchte, muss nicht nur Geld auf der Seite haben, sondern auch viel Zeit einplanen. Die Expeditionen dauern etwa 6-7 Wochen und kosten rund 50.000 Euro.
Alle wollen auf den Großglockner
Auch Österreichs höchster Berg mit 3.798 Metern, der Großglockner, wird immer beliebter bei den Bergsteigern. „Als Bergführer kann man die unterschiedlichsten Berge anbieten, aber sie wollen alle nur auf den Großglockner“, so Ernst Rieger, Bergführer aus Heiligenblut.
Ernst Rieger: Bergführer in Heiligenblut
„Sie wollen einfach alle nur auf den Großglockner“
Hitradio Ö3
Er selbst war bereits über 1.000 Mal auf dem Gipfel und hat festgestellt, dass immer mehr das „ultimative Erlebnis“ suchen. „Es gibt sehr viele, die kaum Vorerfahrung im Bergsteigen haben. Aber wenn sie dann auf einen Berg gehen, dann soll es gleich der höchste sein“, so Rieger im Ö3-Interview.
Geringe Seilkentnisse sorgen häufig für Wartezeiten
Gerade bei Schlüsselstellen ist es wichtig, sich mit dem Seil auszukennen. Besonders hier lässt sich oft feststellen, dass einige Seilschaften mit zu wenig Vorerfahrung auf dem Berg unterwegs sind. „Mit einem Bergführer geht das alles schneller. Das ist ja unser Arbeitsplatz, wir wissen genau was zu tun ist. Aber manche Gruppen brauchen dann für eine Stelle ewig lange und dahinter bilden sich schon lange Warteschlange“, so der erfahrene Bergsteiger.
Hochsaison im August und September
Wer den Massen am Großglockner entfliehen und dennoch den Gipfel genießen möchte, muss es wie Michael Strasser machen. Er ist bereits 37 Mal auf dem höchsten Gipfel des Landes gestanden, oftmals sogar ganz alleine. „Ich versuche einfach außerhalb der Hochsaison auf den Glockner zu gehen. Es ist ein wunderschöner Berg, deshalb zieht es mich immer wieder hin. Aber ich geh halt meistens im Winter hinauf, da sind deutlich weniger Menschen unterwegs als in den Sommermonaten“, so der begeisterte Sportler.
Warum es den begeisterten Sportler bereits zum 37. Mal auf den Großglockner zieht, kannst du hier nachhören:
Gipfelsturm des Großglockners im Winter
Die Hochsaison am Großglockner ist an den Wochenenden im August und September. „Da wollen alle hinauf, dabei ist das gar nicht so optimal, denn da steigt auch die Steinschlaggefahr“, so Rieger.
„Ö3-Supersamstag“ mit Thomas Kamenar, 1. Juni 2019 (Veronika Kratochwil)