Virtuelle Realität / Frau trägt Virtual Reality Brille

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Flugangst? So wirst du sie los

Im Flugzeug hältst du es vor lauter Flugangst nur mit Schlaftabletten oder einem Gläschen Wein aus? Dann solltest du diese Methode ausprobieren, die verspricht, dich mit virtueller Realität von deiner Flugangst zu befreien!

Herzklopfen, Herzrasen und hoher Puls beim Fliegen kommen dir bekannt vor? Dann nimmst du wahrscheinlich auch eher eine 10-stündige Autofahrt, den Autoreisezug, mehrmaliges Umsteigen oder andere Unannehmlichkeiten in Kauf, als auch nur in die Nähe eines Flugzeugs zu müssen. Nervt dich? Verständlich! Deshalb haben wir eine Methode ausprobiert, die verspricht, dich mithilfe von virtueller Realität, angstfrei zu machen!

Flugzeug

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Wann solltest du deine Angst behandeln lassen?

Flugangst ist nicht immer gleich Flugangst. Flugangst kann auch eher Klaustrophobie oder Höhenangst sein. Vorab sollte aber klar sein: Ängste sind an sich sinnvoll. Sie schützen uns. Zum Beispiel: Du stehst an einer Klippe und bekommst Angst. Damit will dir dein Körper sagen: „Hey, pass auf! Das ist jetzt gefährlich!“ Mag. Christian Dingemann vom Wiener Phobienzentrum „Phobius" beschreibt, wann es sich wirklich um Angst handelt, die therapiert werden sollte: „Studien zeigen, dass 29 Prozent, also fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung unter Angststörungen, Panikattacken oder Phobien leidet. Das geht bis dahin, dass die Menschen wirklich Todesangst haben. Die Kontrolle geht komplett weg; sie haben keine Möglichkeit mehr sich zu beruhigen. Und je häufiger ich diese Situation vermeide, desto wahrscheinlicher entwickelt sich eine Phobie.“

Flugzeug / Meer

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So funktioniert’s:

Du sitzt beim Psychologen und zuerst finden einfache Gespräche statt, um die Therapie speziell auf dich anzupassen. Dann bekommst du eine sogenannte „Virtual Reality“-Brille aufgesetzt und einen Controller in die Hand gedrückt. Damit ausgerüstet, beginnt deine Angstkonfrontation. Vom Einsteigen ins Flugzeug bis hin zum Landeanflug kannst du alles erleben. Dabei ist immer der Psychologe an deiner Seite, der dich begleitet und mit dir spricht.

Flugangst / Jana Petrik bei Phobius / Phobienzentrum / virtuelle Realität

Hitradio Ö3

Ö3-Reporterin Jana Petrik hat die Methode selbst ausprobiert.

Dingemann beschreibt den Verlauf so: „In diesem Prozess der Konfrontation lernen die Klienten, wie sie mit der Angst umgehen können. Sie lernen genauso, dass die Angst kommt, aber sie genauso mit der Zeit auch wieder geht – mit den richtigen Techniken und dem Wissen dahinter.“
Je nach Angst und Ausprägung braucht es unterschiedlich lange um komplett angstfrei zu sein. Im Schnitt sind es fünf bis zehn Sitzungen, wobei in der letzten Sitzung ein Realitätscheck durchgeführt wird und du mit dem Therapeuten oder der Therapeutin in ein Flugzeug steigst. Nach etwa einem halben Jahr findet dann erneut ein Gespräch statt, um nicht in alte Muster zurückzufallen. Pro Sitzung solltest du mit etwa 90 bis 130 Euro rechnen - ist also nicht unbedingt billig.

Ö3-Reporterin Jana Petrik hat diese Methode für dich ausprobiert und im Ö3-Supersamstag über ihre Erfahrungen berichtet:

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Die Vorteile dieser Methode:

…beschreibt der Psychologe Johannes Lanzinger, der gemeinsam mit Dingemann das Phobienzentrum in Wien leitet:

  • Du musst nicht hinaus gehen.
  • Du kannst es langsam steigern.
  • Du brauchst weniger Überwindung um dich deiner Angst zu stellen.
  • Das Risiko ist gering.
  • Du hast wenig Zeitaufwand.
Flugangst / Jana Petrik bei Phobius / Phobienzentrum / virtuelle Realität

Hitradio Ö3

Fazit:

Einschätzung der Ö3-Reporterin:
Ö3-Reporterin Jana Petrik hat den Ö3-Check gemacht. Ihre Meinung: „Es ist fast erschreckend, wie realistisch sich das anfühlt. Die Angstsymptome, wie Schweiß und Herzrasen, sind sofort spürbar. Gleichzeitig hat das Ganze auch irgendwie einen unterhaltsamen Faktor, weil es mich ein bisschen an Videospiele erinnert. Wenn dich die Flugangst so stark einnimmt, dass du ohne Schlaftabletten nicht fliegen kannst oder du zum Beispiel bereits am Anfang eines Urlaubs an den Rückflug denkst, lohnt es sich meiner Einschätzung nach auf jeden Fall, hier zu investieren. Die Therapie ist ja nicht gerade billig - im Vergleich zu herkömmlichen Methoden aber preislich im Normalbereich.“

Einschätzung eines Experten:
Professor Sigfried Kasper, Vorstand der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, sieht ganz klar einen Erfolg bei dieser Methode: „Es ist halt so, dass der Patient praktisch eins zu eins mit dieser Situation konfrontiert ist. Mit der virtuellen Realität ist es praktisch genau so, als ob er im Flugzeug drinnen sitzen würde. Wenn man die virtuelle Realität macht, das ist insgesamt von einer höheren Wirkqualität als die herkömmlichen Therapien." Gerade für Personen, die viel fliegen müssen, sei die Methode zu empfehlen: „Wenn der Patient nur relativ selten, ein oder zweimal im Jahr fliegt, kann man das durchaus auch mit Tabletten behandeln. Wenn er aber berufsmäßig oder aufgrund anderer Umstände öfter fliegen muss, dann ist so eine Tablettensache nicht das Richtige. Es ist aber alles eher individuell, man sollte nicht jedem Patienten das gleiche anbieten.“

„Ö3-Supersamstag“ mit Sandra König, 13. Juli 2019 (Jana Petrik)