Wie kann ich ein gutes Hotel erkennen?

Durchschnittlich 2645 Euro gibt eine österreichische Familie für einen Urlaub aus. - Und ganz klar, dafür erhofft man sich natürlich das Beste. Wie findest du nun zum Beispiel das beste Hotel? Wir haben einen gefragt, der sich damit hauptberuflich beschäftigt: Einen Hoteltester!

Name: Kurt Steindl. Er und seine Mitarbeitet haben bisher mehr als 3000 Hotels im In- und Ausland getestet.

Die Tipps vom Hotel-Tester zum Nachhören:

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Daran merke ich schon auf der Homepage, dass das Hotel ein Reinfall ist: Ein Hinweis darauf sind die Fotos auf der Homepage. Hier gilt, je besser diese Fotos einen Gesamtüberblick geben, zum Beispiel die Zimmer als Gesamtes zeigen, desto besser ist es. Hat ein Hotel auf der Homepage ausschließlich Detail-Fotos, wo man eine Vase, einen Kopfpolster, Ausschnitte aus einem Zimmer sieht und nie das gesamte Zimmer, die Hotellobby usw., desto eher will das Hotel etwas vertuschen, sagt der Hoteltester.

Da kann ich beim Hotel am meisten sparen: Laut Hoteltester, bei der Lage. Ganz klar ist ein Hotel am besten Platz, in der ersten Reihe am Strand oder besonders zentral, am teuersten. Wer vom Preis her Abstriche machen muss, der kann hier viel einsparen. Und nimmt oft nur ein paar Minuten Gehweg in Kauf. Hotels, die zum Beispiel in der zweiten Reihe am Strand sind, sind meist schon 30% günstiger und in der dritten Reihe kann man überhaupt die Hälfte einsparen.

Pool vor einem Hotel

Pixabay

5 Stern Hotel ist nicht gleich 5 Stern Hotel weil... – das von Land zu Land unterschiedlich ist, sagt der Hoteltester. Seine Erfahrung ist, dass die Hotels im Süden sich von den Qualitätsstandards zu Hotels in Österreich oder Deutschland unterscheiden. Hotelsterne sind leider kein Garant. In südlichen Ländern muss man Abstriche machen. Bei einem Vier-Stern-Hotel in Portugal oder Kroatien muss man zumindest einen halben bis ganzen Stern wegdenken. In Stadthotel sogar mehr.

Sommer, Sonne, Pool, Schwimmbad und Ferien.

Unsplash

So ein Hotel würde ich nie buchen: Für den Hoteltester ganz klar: ein zu großes Hotel. Das beginnt für den Experten ab 140 Zimmer. Je größer das Hotel, desto unpersönlicher und desto eher hat der Experte hier das Gefühl, dass es sich um eine Massenabfertigung handelt und das individuelle Service der Gäste nicht mehr im Vordergrund steht.

Toilettenpapier

APA/HANS KLAUS TECHT

Mein Insider-Tipp: Kurt Steindl hält viel davon, sich das WC-Papier im Hotel oder im Restaurant genau anzuschauen. An der Qualität des WC-Papiers kann er die Philosophie des Betriebes erkennen. „Ist das WC-Papier Kategorie Schleifpapier, dann wissen Sie, dem Management geht es in erster Linie ums Geld verdienen. Wenn Sie was Flauschiges in der Hand haben, dann können Sie davon ausgehen, dass man hier eher Wert darauf legt, dem Gast eine schöne Zeit zu bereiten.

Nochmal im Detail:

Internet:

• Bewertungen der Hotelplattformen kritisch lesen. Achten Sie auf Übertreibungen – in beide Richtungen. Etwa 30% aller Bewertungen sind Fake. Tendenz steigend.
• Blenden Sie die besonders guten (gekauft?) und die besonders schlechten (vom Mitbewerber initiiert) Kommentare eher aus.
• Um ein Gefühl dafür zu bekommen, einfach die Bewertungen von Hotels lesen, in denen Sie selbst kürzlich waren.

Sommer, Sonne, Pool, Schwimmbad und Ferien.

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Website:

• Gute Hotels verwenden wenige bis keine Superlative bei den Leistungsbeschreibungen. (sensationell, fantastisch, einzigartig, atemberaubend, unvergesslich, …)
• Übersichtsbilder statt Detailbilder. Hotels, sie nichts zu verbergen haben zeigen Bilder, die einen großen Ausschnitt des Zimmers zeigen. Die anderen zeigen Detailfotos von Lampen, Türgriffen, …)
• Bilder der Mitarbeiter (nicht nur des Managements)

Anfrage-Mail & Angebot:

• Bauen Sie einen individuellen Wunsch ein (Beispiel Angebote für Rentner, Kinder, Familien, Golfer, …) im Angebot von guten Hotels wird individuell darauf eingegangen – und nicht nur das Standardangebot geschickt.
• Gute Hotels schicken ihre Antwort innerhalb von 2-3 Stunden (weil sie ausreichend Mitarbeiter für die Bearbeitung haben.)
• Hier gelten dieselben Regeln wie auf der Website: wenige bis keine Superlative.
• Die Textierungen wecken positive Emotionen beim Lesen.

Sommer, Sonne, Pool, Schwimmbad und Ferien.

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Telefon:

• Gute Hotels nötigen ihre Mitarbeiter nicht zu auswendig gelernten Begrüßungsfloskeln.
• Man spürt als Anrufer, dass die Mitarbeiter sich über den Anruf freut. (Ein Lächeln am Telefon sieht man nicht aber man hört es.)

Vor Ort:

• Wenn Ihnen der Urlaubsort gefällt, Sie aber nicht das richtige Hotel haben, dann gehen Sie spazieren und suchen Sie nach möglichen Hotels für Ihren nächsten Urlaub. Wenn Sie eines ins Auge gefasst haben, dann gehen Sie einfach rein und fragen, ob Sie sich ein Zimmer ansehen können.
• Vielleicht fragen Sie nach der Toilette. In guten Hotels wird man Ihnen den Weg zeigen. In sehr guten Hotels wird man Sie begleiten. (Also nicht bis zur Muschel aber bis zur Türe 😉)

Sommer, Sonne, Pool, Schwimmbad und Ferien.

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„Guten Morgen am Sonntag“ mit Thomas Kamenar, 21. Juli 2019 (Romana Nachbauer)