Benny Hörtnagl und Billie Eilish

Hitradio Ö3

Billie Superstar beim Frequency

Sie war die Hauptattraktion am ersten Tag in St. Pölten. Billie Eilish, das meist gehypte Teenage-Girl der aktuellen Popkultur, war leibhaftig auf der Bühne und Backstage vorm Ö3-Mikro.

Da hängt sie also ganz entspannt in kurzer Schlabberhose auf der Couch im Interviewraum des Pressezentrums und wundert sich: Ein weißer Lollipop? WTF? Sie hat keine Ahnung, was für eine Geschmacksrichtung das sein soll, irgendwas zwischen Vanille und Zitrone wahrscheinlich, egal, sie lutscht munter weiter, lümmelt sich um die Kurve Richtung Ö3-Moderator Benny Hörtnagl, und beantwortet entspannt und fröhlich all seine Fragen.

Frequency Billie Eilish

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Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer mit Billie Eilish

Und sie ist ganz ehrlich. Von Österreich hat sie noch nie im Leben gehört. Man merkt ihr an, dass sie nicht die geringste Ahnung hat, wo sie gerade ist. Billie Eilish ist momentan viel zu sehr damit beschäftigt, Billie Eilish zu sein. Wer aber ist Billie Eilish? Sie denkt kurz nach und lacht: „Ich habe eine ungefähre Vorstellung in meinem Kopf, wer Billie Eilish sein könnte, aber wahrscheinlich bin ich am ehesten all das, was die Leute gerade in mich hinein projizieren.“

Benny Hörtnagl hat im Ö3-Wecker vom Frequency berichtet:

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Sie ist jedenfalls ein 17-jähriges Mädchen, das trotz ihres extrem coolen Images sehr herzlich rüber kommt. Natürlich ist es schwer, den ganzen Rummel um ihre Person halbwegs zu verkraften, aber ihre Mama, die beim Interview dabei ist, eine entzückende Dame, strahlt selbst im größten Stress zwischen all den Bodyguard-Schränken ein stetes Gefühl von Geborgenheit aus, ohne dem ihre Tochter wahrscheinlich schon längst komplett durchgedreht wäre.

Dass sie jetzt Millionen Hardcore-Fans auf der ganzen Welt hat, belastet sie irgendwie. Billie Eilish erinnert sich im Ö3-Interview an die Zeit, als sie selbst noch ein Fangirl war, von Justin Bieber etwa, oder von Avril Lavigne, und wie gerne sie damals ihre Idole umarmt hätte. War natürlich nicht möglich. So wie es jetzt für sie unmöglich ist, all ihre Fans zu umarmen. Das macht sie krank. Und man glaubt es ihr sofort, bei dem traurigen Blick, den sie dabei aufsetzt. Kurz darauf lacht sie aber schon wieder. Weil es eigentlich schon ziemlich cool ist, so ein Superstar zu sein.

Frequency Krautschädl

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Auch im Ö3-Interview: Krautschädl

Besonders dann, wenn einem am Frequency zigtausende Leute zujubeln, bevor man überhaupt noch einen Ton gesungen hat. In den ersten hundert Reihen macht sich regelrechte Hysterie breit, als sie auf die Bühne jumpt, begleitet von zwei weißgewandeten Musikern, und zum Intro von „Bad Guy“ über die Bühne wirbelt. In dieser Tonart geht es Hit für Hit weiter. Ihre Stimme wirkt ein bisschen dünn, was aber kaum auffällt, weil eh alle lautstark mitsingen.

Um ein hammermäßiger Live-Act zu sein, dafür fehlt ihr natürlich noch die Routine. Das kann man einer 17-jährigen Newcomerin aber wohl kaum vorwerfen. Sie hat Spaß auf der Bühne, gibt alles, und verlangt das auch von ihren Fans, indem sie sie dazu auffordert, den Moment zu genießen, anstatt ständig durch ihre Handys zu starren. Aus dem Munde von jemandem, der 35 Millionen Abonnenten auf Instagram sein eigen nennt, klingt das leicht bizarr.

Frequency Dermot Kennedy

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Dermot Kennedy und Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Und sonst? Der französische Star-DJ Hugel hat mit einem Vollgas-Set als Opener gleich einmal die Massen zur Space Stage heran gespielt, bei seinem Remix von „Bella Ciao“ war heftige Party am helllichten Nachmittag angesagt. Der irische Singer/Songwriter Dermot Kennedy hat mit seiner markanten Stimme überzeugt. Anne-Marie hat ein Hitfeuerwerk abgefackelt. Und Sunrise Avenue haben verlässlich Jahrmarktsstimmung verbreitet. Ihr vorletzter Gig heuer übrigens, und danach wissen die Finnen nicht, wie und ob überhaupt es mit der Band weiter geht, wie Samu Haber im Ö3-Interview kryptisch eine ungewisse Zukunft angedeutet hat.

Frequency Hugel

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Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer mit Hugel

Die Twenty One Pilots schließlich haben gezeigt, wie Headliner geht. Ein unglaubliches Pop-Spektakel gepaart mit einer genialen Musikalität, was ein wahrlich würdiger Abschluss des ersten Festival-Tages in St. Pölten war. Sänger Tyler Joseph hat davor im Ö3-Interview viele kluge Sachen gesagt, sehr sympathisch, als er etwa meinte, dass ihn dieser ganze Starrummel genau nicht interessiert, weil seine Familie ihn so haben will, wie er war, bevor er ein Superstar geworden ist. Und er hat erzählt, dass er Billie Eilish kennenlernen durfte. So wie wir auch.

Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.



„Ö3-Wecker“ mit Thomas Kamenar, 16. August 2019