Mafia-Methoden am Frequency

So eine Gigantomanie hat das Frequency-Festival in seiner 19-jährigen Geschichte noch nicht erlebt. Die Swedish House Mafia hat bei ihrem gestrigen Headliner-Gig die Space-Stage ans Limit ihrer technischen Möglichkeiten gebracht. Besser und größer kann man Party nicht machen.

Wenn mitten im Set die Bühne wegen Überlastung aller Systeme einfach so explodiert wäre, hätten das die völlig enthemmten Fans wahrscheinlich als weiteren genialen Showeffekt auch frenetisch bejubelt. So einen hypnotischen Irrsinn, so eine Synchronität von Licht und Ton, so einen Pyro- und Lasereinsatz, so eine musikalische Dramaturgie, die einen zwangsläufig in eine Dance-Ekstase versetzt, hat dieses Land noch nicht gesehen.

Für Sebastian Ingrosso, Steve Angello und Axwell ist zu viel gerade gut genug. Die drei Star-DJs haben das Game neu erfunden, sie haben es perfektioniert, an die Spitze getrieben, und sie sind nicht umsonst die unumstrittenen Bosse ihres Metiers. Die Swedish House Mafia spielt in ihrer eigenen Liga. Allerdings nur noch sehr selten. So gesehen war es eine Sensation, dass sie heuer zwischen Stockholm und Singapur auch St. Pölten in ihren limitierten Reunions-Tourplan aufgenommen haben.

Nach Billie Eilish der nächste Coup,den Veranstalter Harry Jenner heuer landen konnte. Allerdings einer, der ihm den letzten Nerv gekostet hat. Als die Band samt riesiger Entourage um 2.00 Uhr in der Früh das Festivalgelände verlassen hat, hat der Frequency-Chef sofort zur Bierflasche gegriffen. Und wahrscheinlich trinkt er jetzt noch immer. Denn so viele Anforderungen und Spezialwünsche wie seitens des Managements der Swedish House Mafia hat er noch nie bekommen.

Wer schon einmal beim Frequency gewesen ist, weiß, dass die Space Stage wirklich eine riesige Bühne ist. Der Swedish House Mafia war sie aber zu klein. Also wollten sie allen Ernstes ihre eigene, viel größere Bühne direkt vor die Frequency-Bühne hinknallen. Harry Jenner war verzweifelt. Auch, weil sich die neun Trucks mit ihrem Equipment schon am Mittwoch Backstage eingeparkt haben. Seitdem waren hundert Mitarbeiter damit beschäftigt, alle Effekte in die Bühne reinzuhängen. Was für das Produktionsteam logistisch eine extreme Herausforderung war, weil der laufende Spielbetrieb ja nicht gestört werden durfte. Aber alles ist gut gegangen. Don’t You worry, Harry.

Für einen zweiten Höhepunkt hat gestern die 187 Strassenbande gesorgt. Als ob die Stimmung nach der Hälfte ihres Sets nicht ohnehin schon heftig genug gewesen wäre, hat Bonez MC plötzlich seinen Kumpel RAF Camora auf die Bühne gebeten. Na bumm. Mehr hat es nicht gebraucht. Und 50.000 Fans sind mit „500 PS“ Vollgas in den Himmel des Deutschrap getanzt. Im exklusiven Ö3-Interview hat er dann gestrahlt, dass diese Überraschung voll aufgegangen ist. Aber es kommt noch besser. Ist noch nicht offiziell, aber die Beziehung vom Frequency zu RAF Camora hat definitiv Zukunft ...

Billie Superstar beim Frequency

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Ö3-Supersamstag“ mit Thomas Kamenar, 17. August 2019