Wer sind die Identitären und was wollen sie?

Seit ziemlich genau sieben Jahren gibt es die „Identitäre Bewegung Österreichs“ und sie kommt seit ein paar Jahren auch immer wieder in die Schlagzeilen - zuletzt, weil FPÖ-Politikerin Ursula Stenzel an einem Aufmarsch der Identitären in Wien teilgenommen hat. Wir haben für dich geklärt: Wer sind die Identitären und was wollen die eigentlich?

Wer sind die Identitären?

Die Identitären sind eine rechtsextreme Organisation. Sie treten klar gegen das friedliche Miteinander von unterschiedlichen Kulturen ein, sagt Bernhard Weidinger. Er forscht über die Rechtsextreme Szene in Österreich am Dokumentatsionsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW). Zudem sind die Identitären auch gegen die liberalen Freiheiten eingestellt, die wir in Österreich haben, etwa dass bei uns jede und jeder gleich ist vor dem Gesetz.

Identitäre

Michael Gruber / EXPA / picturedesk.com

Fackeln werden verteilt bei eine Aufmarsch der Identitären in Wien

Neue Art der Kommunikation

Die Inhalte, die propagiert werden, sind nicht neu. Ausländerfeindlichkeit etwa ist kein neues Phänomen, aber die Identitären verpacken es neu, sagt Bernhard Weidinger: "Sodass man nicht mehr sagt ‚wir fordern Massenabschiebung‘, sondern ‚wir fordern Remigration‘, dass man nicht mehr spricht von der ‚Überfremdung‘ oder von der ‚Umvolkung‘, sondern vom „großen Austausch’.“ Auch der Begriff der Bewegung ist passend gewählt, sagt Weidinger: „Dass man versucht, stärker auf Positiv-Botschaften zu setzen, also weniger ‚wir sind gegen Ausländer‘, sondern dass man stärker in den Mittelpunkt stellt, wofür man ist: Identität, Heimatliebe und auch Patriotismus - das ist etwas, das viele - zumindest auf den ersten Blick - unterschreiben würden.“

Aktionismus als Mittel

Die Identitären fallen durch aktionistische Methoden auf, wie man sie eher von NGOs kennt - etwa die Störung eines Theaterstücks oder einer Uni-Vorlesung, erklärt Bernhard Weidinger: „Worum es dabei geht, ist vor allem Bilder zu produzieren, die dann über die sozialen Medien verteilt werden. Da braucht man auch gar nicht so viele dazu und wir sprechen auch von einer kleinen Zahl an Aktivisten.“

Vor allem in Städten, kaum in Westösterreich

Der harte Kern, der nicht wächst zurzeit, sind nur ein paar Dutzend, vor allem sind es Männer. Zählt man Leute dazu, die auch auf die Aufmärsche gehen, sind es ein paar Hundert. Vor allem in großen Städten sind die Identitären aktiv, in Wien und Graz etwa, aber auch in und um Linz und in Teilen Niederösterreichs und der Steiermark.

Wie soll man umgehen mit den Identitären?

Bernhard Weidinger ist aktuell gegen eine Verschärfung des Vereinsgesetz. Die aktuellen Maßnahmen würden reichen. Auch aktuell wird diskutiert, ob das Vereinsgesetz geändert werden soll, um die Identitären auch verbieten zu können, selbst wenn vor Gericht keine Straftaten bewiesen wurden.
Man muss mit den Identitären gewissermaßen leben, sagt Bernhard Weidinger: „Das heißt natürlich nicht, dass man das nicht kritisieren soll. Aber womit man sich tatsächlich nicht abfinden sollte, wäre, dass es dann auch politische Kräfte gibt, die im Wesentlichen die Inhalte solcher Gruppierungen in Parlamente und mit hin in Regierungsämter tragen. Das ist, denk ich, etwas, wo ein Arrangement nicht sein muss.“

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