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Mehr Druck durch Soziale Medien auf Notfallmediziner
Neue Herausforderung
Schwierige Einsätze im Gebirge sind Alltag für einen Notarzt oder eine Notärztin. Etwa ein Sturz auf einer Piste, ein Herzinfarkt, schwer verletzte Wintersportler nach Kollisionen: Sobald der Hubschrauber landet beginnt für die MedizinerInnen ein hochkomplexer, schwieriger Einsatz – nicht in steriler, ruhiger Umgebung eines Krankenhauses, sondern mitten im Gebirge. Es sind extrem anspruchsvolle, schwierig Einsätze. Alles davon wird heute aber von oft dutzenden Beobachtern gefilmt, gepostet und in den folgenden Stunden und Tagen noch mehr kommentiert schildert Notfallmediziner Marc Kaufmann.
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„Im Einsatz ist man fokussiert. Die Belastung kommt danach. Plötzlich sieht man sich mit ungefilterter Kritik von Laien konfrontiert die alles besser wissen und entsprechend kommentieren. Man wird emotional belastend kritisiert, seziert und beurteilt“, so der leitende Notarzt am Christophorus 1 Hubschrauber.
Extreme Zusatzbelastung
Dass das Ganze extrem belastend ist, kann sich jeder vorstellen. Auch allein schon das Gefühl ständiger Beobachtung und folgender Kommentare kann auch Auswirkung auf den Einsatz haben und Entscheidungen beeinflussen, warnt Kaufmann.
„Medizin vor vielen Zuschauern“, nennt sich das Phänomen. „Man kann ein noch so cooler Hund sein, am Ende verändert es natürlich das eigene Vorgehen im Einsatz“, sagt Kaufmann.
Jetzt wird überlegt, Notfallmediziner besser auf diese Schattenseite ihres schweren Jobs vorzubereiten, etwa auch mit in zusätzlichen Schulungen.
Der Umgang mit unprofessionelle Kommentaren in den Neuen Medien ist so auch bis morgen Thema der 26. Internationalen Bergrettungstagung in Innsbruck mit mehr als 800 TeilnehmerInnen.
„Ö3-Nachrichten“ mit Rainer Hons, 8. November 2019 (Wolfgang Böhmer)