Weltkugel wird durch CO2-Emmissionen angeheizt

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Wettlauf gegen die Zeit: Darum geht’s bei der Klimakonferenz

Am Montag ist in Madrid die 25. Klimakonferenz gestartet. Rund 200 Länder nehmen daran Teil - und dabei stehen sie unter erheblichem Druck. In Madrid geht es unter anderem darum, dass die Länder ihre Klimaschutzziele erhöhen. Dabei sind sie sich aber keineswegs einig.

Van der Bellen drängt auf Tempo

Für Österreich nimmt Bundespräsident Alexander van der Bellen an der UN-Klimakonferenz teil. Im Ö3-Interview mahnt der Bundespräsident zur Dringlichkeit, um eine Klima-Katastrophe noch abzuwenden - und er appelliert vor allem an die Jungen. Die nächsten Jahre seien einfach entscheidend und es sei Zeit zu handeln. Auch Österreich hingt den eigenen Zusagen betreffend Klimaschutz ja hinterher, die EU hat da Nachbesserung verlangt. Und die braucht es auch auf internationaler Ebene.

Earth Strike in Linz

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Wie viel sind wir selbst bereit zu tun?

Umweltschutz ist DAS Thema 2019. Jede Woche gehen auch in Österreich tausende Schüler/innen auf die Straße. Das Thema hat den Nationalratswahlkampf 2019 beeinflusst, wie kaum ein anderes. Davon haben „Die Grünen“ heuer sicher profitiert. Wie schauts bei dir ganz persönlich aus?

Hier kannst du dir deinen ganz persönlichen ökologischen Fußabdruck anschauen!

Und so kannst du deinen Fußabdruck minimieren:

„5 F“ Regel:

1) Fliegen – besser nie:
Die Lebens-Flugkilometer dramatisch verringern.

2) Weniger Fleisch und tierische Produkte
Die konsumierte Menge tierischer Produkte deutlich verringern, Bio-Landbau,lokale und jahreszeitgerechte Produkte bevorzugen.

3) Weniger Fahrten mit dem Auto
Die zurückgelegten Strecken deutlich reduzieren, langsamer und nie alleine fahren, möglichst bald auf E-Mobilität mit Sonnenstrom umsteigen.

4) Wohnen wie im Fass
Wohnraum gut isolieren, mehr gemeinsame Nutzung, auf erneuerbare Energien setzen, auf öffentliche Erreichbarkeit achten.↲

5) Freude an einem zukunftsfähigen Lebensstil
und das gute Gefühl genießen, weniger auf Kosten anderer zu leben. Durch einen zukunftsfähigen, entschleunigten Lebensstil bleibt mehr Zeit für ein bewussteres und angenehmes Leben.

Nachbesserungen sind nötig

Das komplette Regelwerk zur Umsetzung des Klimaabkommens von Paris sollte letztes Jahr auf der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz verabschiedet werden. Dabei haben sich die teilnehmenden Staaten auf ein Regelwerk geeinigt, wie die Erderhitzung auf deutlich unter 2 oder gar 1,5 Grad begrenzt werden soll. Das hat auch bis kurz vor Schluss ganz gut geklappt. Dann hat der Teufel aber im Detail gesteckt, und deshalb hat am Ende doch eine Lücke offen bleiben müssen. Die soll diesmal in Madrid bis zum 13. Dezember geschlossen werden.

Thermometer

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Führen Klimakonferenzen zu konkreten Taten?

Ja, aber das das reicht im Moment einfach noch nicht. „Komplett ohne Klimapolitik würde sich die Erde bis 2100 um 4,1 bis 4,8 Grad Celsius im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung erwärmen“, sagt Niklas Höhne, der mit weiteren Forschern und Instituten den Climate Action Tracker betreibt. In dem Projekt berechnen Klimaexperten seit 2009, was diverse Klimaschutzpläne bewirken. „Mit der derzeitigen Klimapolitik steuert die Menschheit auf 3,2 Grad zu, bei Umsetzung aller Versprechungen der Länder sogar auf 2,9 Grad.“ Das ist immerhin rund ein Grad näher am weltweiten Klimaziel aber immer noch bei weitem nicht ausreichend.

Über 180 Länder haben im Zuge des Pariser Klimaabkommens schon ihre nationalen Klimaschutzpläne eingereicht. Viele haben zum ersten Mal überhaupt einen Plan für den heimischen Klimaschutz erstellt. Die bislang gesetzten Ziele reichen zwar nicht einmal, um die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen. Doch ohne das Pariser Abkommen gäbe es viele der Pläne gar nicht, und die Ziele sollen noch verbessert werden. Zudem helfen reiche Staaten ärmeren beim Umsetzen ihrer Klimabeiträge. Im Zuge des Klimaprotokolls von Kyoto von 1997 wurde der EU-Emissionshandel eingeführt - auch er ist jedoch noch verbesserungsbedürftig. Schließlich erzeugen die jährlichen „Klassentreffen“ der für Klima zuständigen Minister wie nun in Madrid auch diplomatischen Druck, etwas zu tun.

CO2

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Wozu denn überhaupt der ganze Verhandlungszirkus?

Klimaschwankungen gab es doch schon immer! Richtig - aber nicht mit der Geschwindigkeit von heute. Gründe für Klimaschwankungen waren unter anderem: Gewaltige Vulkanausbrüche, eine schwankende Erdumlaufbahn und Änderungen der Sonnenaktivität. Doch die Wirkung der menschengemachten Treibhausgase übertrifft derzeit alle anderen Einflüsse. Der Mensch produziert pro Jahr mindestens 60 Mal mehr CO2 als alle Vulkane zusammen, wie die US-Klimabehörde NOAA berichtet. Die Sonne ändert ihre Aktivität in verschiedenen Zyklen von elf oder mehr Jahren. Der Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte lässt sich nach Auskunft des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung jedoch weder mit der Sonnenaktivität noch mit einer geänderten Umlaufbahn der Erde erklären.

„Ö3-Frühjournal“ mit Jürgen Pfaffinger, 02.12.2019 (MH/DPA)