Punschhäferl

Hitradio Ö3

Wer ein Punschhäferl mitnimmt, macht sich strafbar

Viele von uns tun es ohne zu wissen, dass es eigentlich verboten ist: Das Häferl nach dem Punschtrinken mit nach Hause nehmen.

Die Christkindlmärkte in ganz Österreich sind gut besucht, Punsch und Glühwein haben wieder Hochsaison. Viele Weihnachtsmärkte haben Jahr für Jahr individuelle Punschhäferl, die von den Besuchern gerne als Erinnerung mitgenommen werden.

Punschhäferl muss zurück gegeben werden

Das Mitnehmen der Tasse muss doch in Ordnung sein, immerhin bezahlen wir dafür auch Pfand, denken viele. Falsch! Das Pfand ist streng genommen die Sicherheit für den Standbesitzer, das Häferl am Ende wieder zurück zu bekommen um es weiterhin verwenden zu können. Allerdings: Deckt das Pfand den Warenwert der Tasse ab, so besteht bei der Mitnahme des Häferls kein Bereicherungsvorsatz. Sprich:
Durch das Bezahlen des Pfands und die Mitnahme der Tasse bereichern sich die Besucherinnen nicht. Auch, weil der Standbetreiber dadurch keinen Schaden nimmt, wird es strafrechtlich nicht geahndet. „Ist das Pfand allerdings niedriger als der Warenwert,so ist das sehr wohl strafbar“, erklärt Anwalt und Strafrechtsexperte Dr. Marcus Januschke im Ö3-Interview mit Veronika Kratochwil. Dann ließe sich im Einzelfall darüber diskutieren, ob es sich um Betrug oder Unterschlagung handelt, so der Experte.

Tatort Christkindlmarkt - auch im Ö3-Wecker war dieser Kriminalfall Thema ;)

Besitzer kann auf Schadensersatz klagen

Die Standbetreiber haben generell Herausgabeanspruch gegenüber den Kunden, also uns allen die einen Punsch oder Glühwein konsumieren. Die Betreiber der Punschütten könnten all jene, die eine Tasse mitnehmen, auf Rückgabe der Tasse klagen. Noch dazu wäre es theoretisch auch möglich, sofern die Tassen ausgehen und kein Punsch oder Glühwein mehr verkauft werden kann, auf Schadensersatz zu klagen.

Delikt wird nicht geahndet

In der Praxis ist es den Standbesitzern völlig egal, da sie auf diese Situation ohnehin vorbereitet sind. Das Pfand beträgt mittlerweile bis zu vier Euro und übersteigt somit den Warenwert der Tassen um ein Vielfaches.

Beim Christkindlmarkt St. Pölten werden traditionell 60 Prozent der Tassen mitgenommen, bei der „flammenden Weihnacht“ in Gaming kommen etwa zwei von drei Häferl wieder zum Stand zurück.

„Guten Morgen am Sonntag“ mit Martina Rupp, 8. Dezember 2019 (VK)