Hamster Kauf

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Supermarkt-Lager: „Bis zur Decke voll“

Ja, die derzeitige Situation ist verwirrend und unangenehm - es gibt keinen Fahrplan, wie sich die Corona-Krise entwickeln wird - oder wie sie zu lösen sein wird. Aber: Nein, wir brauchen nicht hamstern für einen Krisen-Winterschlaf. Wir haben derzeit mehr als genug Lebensmittel für alle. Die Fakten dazu von Ö3-Reporter Martin Krachler.

Menschen, die doppellagiges Klopapier horten, als wäre es Gold - Menschen, die Sugo und Nudeln einlagern, als ob wir vorgestern die letzten Tomaten ever geerntet hätten: Die Bilder davon, die im Stundentakt auf Whatsapp, Facebook oder in Instagram-Stories durch das Netz geistern, lösen - zugegeben - Panik und etwas Verstörung aus. Auch ich habe eingekauft, nicht Hamster-Style, aber doch ein bisschen.

Und doch funktionieren wir plötzlich irgendwie alle wie Eichhörnchen: „Bin ich gut genug gerüstet für eine Krise? - Soll ich nicht doch noch mein Lager aufstocken für einen in den Frühling verlegten Winterschlaf?“ - Gute und richtige Vorbereitung ist wichtig für einen Krisenfall - aber: Kommen zum Anblick der Bilder von leeren Regalen auch noch Fake-News, wie jene angeblich unmittelbar bevorstehender Ausgangssperren, dann ist das ein ganz normaler Prozess von Herdentieren, wie dem Menschen - sagt Psychologin Caroline Erb, mit der ich gesprochen habe.

Was sagen die Lebensmittel-Händler zum Hamstern?

Ich habe außerdem ausführlich mit den drei größten Lebensmittel-Einzelhändlern telefoniert, beziehungsweise geschrieben: Die Antwort von REWE (Billa/Merkur/Penny/ADEG), SPAR und HOFER - unabhängig voneinander: die Lager sind voll - und es kommt ständig Nachschub.

Wie und weshalb es zu leeren Regalen kommt

Die zwei einzig wahren Gründe, weshalb es überhaupt zu Bildern von leeren Regalen momentan kommt:

  • Derzeit sind die Anstürme auf die Supermärkte so groß, als ob Einkäufte für „Weihnachten und Silvester zusammen stattfinden würden“, so Nicole Berkmann von SPAR.
  • und: Die Mitarbeiter kommen mit dem Einschlichten der Ware nicht mehr nach.

Der Transport vom Lager zur Filiale dauert im Schnitt rund einen Tag. REWE zum Beispiel lässt derzeit etwa doppelt so viele LKW als an normalen Einkaufstagen ausfahren. Filialen aller Supermärkte werden statt einmal gleich zweimal beliefert.

Sogar Produkte aus Italien kommen problemlos

Zu dieser Jahreszeit liegt in unseren heimischen Gemüse- und Obstregalen besonders viel Ware aus Italien. Aber auch die erreicht uns derzeit problemlos, trotz langer Grenzstaus, sagen die großen Händler.

Einzig und allein: Bei einigen Nischenprodukten dauert der Nachschub derzeit vielleicht etwas länger: „[...]Die Nudelproduzenten fokussieren sich anstatt irgendwelcher Dinkel-Vollkorn-Nudeln jetzt primär auf das, was nachgefragt wird, nämlich: normale Spaghetti“, so Berkmann (SPAR).

REWE und SPAR: Bitte hört auf mit Panik-Käufen!

REWE und SPAR haben eine Bitte: Keine Panik-Käufe aufgrund von Fake-News, wie es rund um diesen Freitag, dem 13. März der Fall war.

Durchs Land geisterte das Gerücht von Ausgangssperren in unterschiedlichsten Formen und Ausführungen. Die Folge: Aus Niederösterreich etwa werden Polizeieinsätze in Supermärkten berichtet, in denen sich die Menschen fast um Lebensmittel geprügelt hätten - aus purer Angst - obwohl mehr als genug im Lager ist, wie meine Nachfrage zeigt.

Bereits nach einer ersten Hamsterkauf-Phase vor rund zwei Wochen haben die Händler reagiert und größere Kapazitäten bei den Lebensmittel-Produzenten bestellt.

Die Menschen in den Lagern der Lebensmittelhändler arbeiten auf Anschlag, mittlerweile auch an ihren freien Tagen, für all jene, die glauben, ohne 5 Doppelpack-Klopapier auf Vorrat überlebt man dieser Tage nicht.

Psychologin: Verstand setzt in Krisenstimmung aus

Psychologin Caroline Erb analysiert diese Hamsterkäufe im Ö3-Interview so: „Der Mensch ist wie ein Herdentier. Dieser Stress, der dann entsteht... alle haben vielleicht etwas - und ich nicht... bin ich dann der Einzige? Egal, ob es Sinn macht, oder nicht - das verleiht schon eine enorme Kraft! Also die normale Risikoabschätzung funktioniert in Zeiten der Krisen oder gerade bei unerwarteten neuen Ereignissen besonders schlecht.“

„Ö3-Supersamstag“ mit Tom Filzer, am 14. März 2020
(Martin Krachler)