Clemens beim Mittagsschlaf

Hitradio Ö3/ Clemens Stadlbauer

Home-Sweet-Homeoffice: Tag 8

Das erste Wochenende war noch außergewöhnlich. Die zweite Arbeitswoche ist es schon weniger. Das Home-Office wird zum Gefängnis. Man möchte – so wie das Corona-Virus – gerne ausbrechen.

Am Wochenende habe ich tatsächlich ein Mittagsschlaferl gemacht. Für jemanden, der in seinem früheren Leben Slayer und Metallica interviewt hat, ganz schön uncool. „Enter Sandman“, hat mir James Hetfield noch zärtlich ins Ohr geflüstert, und schon war ich weg.

Robert Kratky ist mein Brother in Crime. Am Wochenende hat sich der Ö3-Wecker-Moderator in seiner Insta-Story „Yoga ohne Yoga“ über den allseits im Netz grassierenden Fitness-Wahn lustig gemacht, indem er sich schwungvoll auf die Couch gecatcht hat, um dort fingerfertig mit der Fernbedienung herum zu hantieren. Mein schlechtes Gewissen war im Nu weggezappt. Man muss ja wirklich nicht die ganze Zeit über sinnvoll produktiv sein.

Mittlerweile fühlt sich selbst eine banale Tätigkeit wie der Einkauf im Supermarkt so actionmäßig wie ein Trip nach Las Vegas an. Nicht, weil der Erwerb bestimmter Toilettenartikel inzwischen einem Glücksspiel gleich kommt, sondern weil sonst rein gar nix mehr zu tun ist. Einkaufen ist einer der letzten Beweggründe. Daher komme ich gerne ins Geschäft.

Dabei bin ich jedes Mal wieder schwer beeindruckt, wie souverän und freundlich die Angestellten dort immer noch agieren. Was man von so manchen Kunden nicht behaupten kann. Vor der Kassa heißt es natürlich Abstand halten. Bis auf Frau Wichtig, die sich ungeniert in die Lücke vor mir drängt, kapieren das alle. Am liebsten hätte ich sie mit Tomaten beworfen. Die hat meine Frau aber dringend fürs Sugo gebraucht.

Clemens' Tocherter beim Kochen

Hitradio Ö3/ Clemens Stadlbauer

Wir lieben die italienische Küche. Wir lieben auch die italienische Mentalität, die sich dieser Tage gerade auch ein bisschen in unserer Siedlung breit macht. Wie in den guten, alten Zeiten des Bassena-Tratsches unterhält man sich plötzlich mit Nachbarn, die man bislang nicht einmal vom Sehen gekannt hat, angeregt von Balkon zu Balkon über die neue Lebenssituation. Nicht mehr lange, und ich spanne die erste Wäscheleine auf. Noch lieber würde ich aber bald wieder einmal einfach nach Italien runter fahren. Ich hoffe und bete, dass sie das Schlimmste bald überstanden haben.

Die Sorge um die Gesundheit ist momentan sowieso das Allerwichtigste. Alles andere ist scheißegal. Auch dieser Blog. Manche werfen mir vor, aus einer privilegierten Lebenssituation heraus zu schreiben. Das ist mir selber auch sehr bewusst. Das Letzte, was ich hier bezwecke, ist in irgendeiner Form Mitleid zu erwecken. Das habe ich nicht nötig. Lachen muss und will ich aber auch in dieser schwierigen Zeit. Denn Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht.

Der vorige Blog-Eintrag zum Nachlesen:
Home-Sweet-Home-Office - Tag 5: Wohnzimmerparty

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Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

(CS)