Labor

Hitradio Ö3

Home-Sweet-Homeoffice: Tag 11

Während ich hier im Home-Office an diesem Text herum laboriere, arbeitet meine Schwester tatsächlich im Labor. Und das nicht zu wenig.

Wir müssen testen, testen, testen! Meine neunjährige Tochter verfällt in der Home-School sofort in Panik. Die Sympathiewerte unseres Bundeskanzlers rasseln bei ihr prompt in den Keller. Ihr Stimmungstief gleicht kurzfristig den aktuellen Aktienkursen. Bis ich sie aufkläre, dass mit dieser dringlichen Devise der Regierung nicht unbedingt die Überprüfung ihrer bisherigen Lernbemühungen gemeint ist. Daraufhin macht sie erleichtert sofort eine Pause.

Von Pausen kann meine Schwester momentan nur träumen. Sie arbeitet als Biomedizinische Analytikerin bei der AGES, der österreichischen Agentur für Gesundheit- und Ernährungssicherheit. Dort führen sie im Labor die Testungen auf SARS Cov2 durch. Labor heißt wörtlich übersetzt Arbeit. In der AGES haben sie momentan viel Labor.

Rein räumlich gesprochen haben sie aber fast zu wenig Labor. Die MitarbeiterInnen steigen sich in ihren Schutzanzügen mittlerweile beinahe gegenseitig auf die Füße. Es ist heiß unter den FFP3-Masken, man schwitzt, leidet nach einiger Zeit unter Atemnot, - was angesichts der ebensolchen gesundheitlichen Auswirkungen des Virus beinahe zynisch anmutet -, steht unter Dauerstress, und kommt jetzt, zum drohenden Höhepunkt der Krise, mit der Arbeit trotzdem kaum nach.

Im Vergleich dazu mutet mein Job hier im Home-Office ziemlich lächerlich an. Aber zumindest kann ich all die engagierten Biomedizinischen AnalytikerInnen hier vor den Vorhang holen und mich für ihren bedingungslosen Einsatz herzlich bedanken. Ich kann mich hier nur in höchsten Tönen positiv äußern. Im Gegenzug hoffe ich aber, dass sie mich im Fall der Fälle immer negativ bewerten werden.

Angesichts der Ernsthaftigkeit des vorigen Themas ist dieser Blogeintrag heute gar nicht mal so lustig. Auch bei der folgenden Meldung, die mir gestern am meisten ins Auge gesprungen ist, war ich mir in einer ersten Reaktion nicht sicher, ob man darüber lachen darf: „Häftling der Justizanstalt Innsbruck hat sich in Ischgl mit Corona-Virus infiziert.“ Klingt auf den ersten Blick wie eine Meldung aus dem Satireportal Die Tagespresse. Auf den zweiten Blick geht es aber auch hier um ein Menschenleben und daher ist das natürlich keinesfalls lustig.

Und es geht noch unlustiger. Heute Früh hat uns von einer Freundin meiner Frau aus London eine bitterböse Mail erreicht. Darin wirft sie Österreich vor, hauptsächlich schuld daran zu sein, dass sich das Corona-Virus so rasant in Europa verbreitet. Ihre Anklage endet mit folgenden Großbuchstaben: ISCHGL! Fuck. Der englische Boulevard schießt sich auch schon voll auf den Tiroler Skiort ein und identifiziert den britischen Patient Zero als Urlauber aus Ischgl. Here comes The Sun! Und das ist bei Gott keine Tourismuswerbung.

Reinhold Bilgeri lacht

Starpix / picturedesk.com

Jetzt aber doch noch ein Happy End. Beziehungsweise ein Happy Birthday. Alles Gute zum gestrigen 70. Geburtstag, Reinhold Bilgeri! Leider musste der geplante „Treffpunkt Österreich“ wegen der aktuellen Krise entfallen. So wie die gesamte Tournee. Mittlerweile stehen die neuen Termine aber fest. Am 4. September tritt Reinhold Bilgeri im Wiener Orpheum auf. Desperado, ich freue mich schon darauf! Und auf ein Bier. Oder zwei.

Der vorige Blog-Eintrag zum Nachlesen:
Home-Sweet-Home - Tag 10

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Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

(CS)