Home-Sweet-Homeoffice: Tag 12

Das Wochenende steht vor der Tür. Schon wieder. Zwei Tage Home-Office ohne Office. Das kann fad werden. Ich wünschte, es wäre schon wieder Montag.

In einer nicht verkehrten Welt wäre ich jetzt gerade am Hauser Kaibling, um vom Sound-Everest-Winterfestival zu berichten. Seiler und Speer wären dort Headliner gewesen, Josh. wäre aufgetreten, Matakustix uvm. Tausende Fans hätten bei strahlend schönem Wetter die Musik abgefeiert und danach bis spät in die Nacht Party zum Sound der Ö3-DJs gemacht.

Und so? Sitzen, schauen, lesen, fernsehen, mit der Familie plaudern und spielen, sitzen, schauen, lesen, ... Falls mir jetzt wieder jemand mit Entschleunigung kommen will, springe ich ihm sofort mit Anlauf ins Gesicht. Ich bin so entschleunigt, dass ich schon rückwärts im Kreis gehe. Wenigstens wird dieses Wochenende auf Sommerzeit umgestellt. Eine Stunde weniger Langeweile.

Am Donnerstag habe ich allerdings ein irres Abenteuer erlebt. Ich bin kurz zu Ö3 gefahren. Nach knapp zwei Wochen mein erster Return to Sender. Allein die Autofahrt dorthin, mit schweißnassen Händen am Lenkrad, wie bei der Führerscheinprüfung, Kupplung, Gang einlegen, Gas geben. In meiner ersten Euphorie habe ich wildfremden Leuten die geballte Faust aus dem Fenster entgegen gereckt, so als ob ich gerade den Formel-1-Grand-Prix von Spielberg gewonnen hätte.

Meine Frau hat über die Austrian Schlafmasken und Ohrenstöpsel für jene 22 Ö3-Mitarbeiter organisiert, die jetzt vierzehn Tage lang in Heiligenstadt einkaserniert sind, um einen sicheren Sendebtrieb zu gewährleisten. Diesen Botendienst habe ich natürlich sehr gerne gemacht.

Allseits großes Hallo am Sender. Wie sehr hat mir doch der Smalltalk mit meinen Kollegen gefehlt! Umgekehrt waren manche so begeistert, mich wieder zu sehen, dass sie, auf ihren Schreibtischen stehend, spontan Passagen aus Shakespeares „Romeo und Julia“ deklamiert haben: „O rede noch einmal glänzender Engel, denn über meinem Haupte erscheinst du mir als ein geflügelter Bote des Himmels!“

Okay, zugegeben. Mein Besuch am Sender ist nicht ganz so dramatisch abgelaufen. Nachdem mir am Empfang Fieber gemessen wurde, bin ich rein, habe zu den wenigen noch in der Redaktion verbliebenen Kollegen gebührenden Abstand gehalten, wir haben uns kurz gegenseitig mit Neuigkeiten versorgt, dann habe ich mein Zeugs übergeben und bin wieder raus. Nicht, ohne mich noch einmal umzudrehen, um einen sehnsüchtigen Blick auf meinen verwaisten Arbeitsplatz zu werfen. Schön war’s. Es hat sich angefühlt, wie nach Hause zu kommen. In mein Home-Office bei Ö3.

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Home-Sweet-Home-Office - Tag 11

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

(CS)