Home-Sweet-Homeoffice: Tag 42

Nachdem das mit den Baumärkten, Friseuren und Bundesmuseen geregelt war, hat sich die Regierung nun auch der Schulen angenommen. Betrifft ja kaum jemanden im Homeoffice.

Der Bildungsminister hatte am Freitag jedenfalls unsere volle Aufmerksamkeit. Während seiner Pressekonferenz hat niemand geschwätzt. Wir haben dafür sogar extra den Mathematikunterricht im Homeschooling unterbrochen. Mit dem zweifelhaften Ergebnis, dass wir nur einen Bruchteil seiner Ausführungen verstanden haben.

Als Heinz Fassmann etwa davon gesprochen hat, dass ab 18. Mai in den wiedereröffneten Schulen einer der Schwerpunkte in der Festigung fachspezifischer Grundkompetenzen liegen werde, haben wir uns zuerst fragend angeschaut und dann sofort aufgezeigt. Leider sind wir nicht dran gekommen, aber meine neunjährige Tochter war dann sowieso ganz schnell durch das geplante „Modell der Verdünnung durch einen Schichtbetrieb“ abgelenkt.

Heißt übersetzt auf Deutsch: Ihre Volksschulklasse wird zweigeteilt. Eine vernünftige Maßnahme, die aber sofort viele Fragen aufgeworfen hat: Wer darf/muss wann mit wem in welche Hälfte der Klasse? Meine Tochter hat sich sofort freiwillig für Donnerstag/Freitag gemeldet. Dass sie jede zweite Woche auch Montag/Dienstag/Mittwoch in die Schule gehen muss, hat sie dann schon weniger interessiert als die Frage, welche Mitschüler ihr im Alphabet nahestehen, nachdem der Minister durchaus plausibel vorgeschlagen hat, die Klassen anhand der Nachnamen zu teilen.

Man könnte natürlich auch andere Kriterien für die Trennung anlegen: Alle BFFs zusammen. Die, die ständig mit Tinte im Gesicht verschmiert sind. Alle, die gut schummeln. Die mit den größten Jausenbroten. Mädchen, die Jungs doof finden. Jungs, die Mädchen doof finden. Mädchen und Jungs, die die Schule doof finden. Wobei, die gibt’s nach sechs Wochen Homeschooling kaum noch. In der Klasse meiner Tochter freuen sich alle schon sehr auf ein Wiedersehen. Auch mit der Lehrerin.

Die macht im Homeschooling übrigens einen hervorragenden Job. Vor jedem neuen Schultag schreibt sie eine ausführliche Mail, in der sie allen Schülern genau erklärt, was heute zu tun ist. Die jeweils erforderlichen Arbeitsblätter kann man sich über einen Link downloaden. Wer keinen Drucker im Homeoffice hat, dem hinterlegt sie die Unterlagen zur Abholung im Schulfoyer. Die Mails der Frau Lehrerin überzeugen aber auch durch besondere Herzlichkeit, wenn sie etwa Zuversicht verbreitet, Trost spendet oder kleine Witze einstreut. Von meiner Tochter gibt’s dafür ganz viele Smileys.

Einmal in der Woche fahre ich in die Schule, um gemachte Aufgaben abzugeben und neue Unterlagen zu holen. Für jede Klasse gibt es im Foyer einen eigenen Tisch. Es gibt aber keinerlei sozialen Kontakt. Die Schule ist gespenstisch leer. Vorigen Freitag habe ich aber zufällig den Schulwart getroffen. Der freut sich auch schon brutal auf die Rückkehr Kinder. Alle vermissen die Schule. Hätten wir vor sechs Wochen auch nicht gedacht. Aber wir lernen gerne dazu.

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Home-Sweet-Homeoffice: Tag 39

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt.
Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

(CS)