BTS K-Pop

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K-Pop-Kids - neue Aktivisten

BTS und Blackpink sind die größten Superstars des K-Pop, des koreanischsprachigen Pop. Millionen Fans auf der ganzen Welt feiern ihre Musik und ihren Style. Seit neuestem engagieren sich K-Pop-Kids aber auch in der Politik. Via TikTok haben sie jetzt US-Präsident Donald Trump ordentlich eins ausgewischt.

Da hat man der heutigen Jugend jahrelang vorgeworfen, dass sie egozentrisch ist und sich für nichts interessiert, und dann gehen die Kids einfach her, gründen Fridays for Future, engagieren sich bei Black Lives Matter und attackieren nun auch Donald Trump. The Kids are alright, würden The Who dazu sagen.

BTS K-Pop

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Die sieben Jungs von BTS spielen mittlerweile in der Liga von One Direction. Wo immer sie auftauchen, herrscht Hysterie. In einem Interview haben sie sich jüngst selber so beschrieben: „BTS steht für Fashion, Passion and Revolution.“ Mode, Leidenschaft und Revolution. Eine interessante Kombination. Und eine sehr effektive. In der digitalen Welt sind die BTS-Army und die K-Pop-Fans mittlerweile eine Macht, die niemand unterschätzen sollte. Auch nicht der US-Präsident.

BTS sind natürlich keine Protestband, sie sind nicht Bob Dylan, aber dafür können sie besser tanzen. Und sie können auf jeden Fall ihre Fans für eine gute Sache mobilisieren. Als die Band bekannt gegeben hat, dass sie #BlackLivesMatter finanziell mit einer Million Dollar unterstützt, hat die BTS-Army, so nennen sich ihre Fans, in einer spontanen Spendenaktion binnen eines Tages gleich noch einml eine Million Dollar drauf gelegt. Umgekehrt, sind sie fast zeitgleich gegen die ultrarechte Bewegung #WhiteLivesMatter vorgegangen und haben deren Webauftritte mit zigtausenden Posts in die Knie gezwungen.

Sie sind eben sehr viele. Mehr als sechs Milliarden Tweets haben K-Pop-Fans, auch Stans genannt, allein voriges Jahr abgesetzt. Dabei gehen sie mit einer gewissen Schwarmintelligenz vor. Das hat auch die Polizei von Dallas zu spüren bekommen, die über eine neue App die Bevölkerung dazu aufgerufen hat, Straßendemonstranten zu verpetzen. Wenig später ist die App gecrasht, weil sie K-Pop-Fans mit einer wahren Flut von Videos, GIFs und Memes überschüttet haben.

Donald Trump Wahlkampfauftakt

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Ihren öffentlichkeitswirksamsten Coup haben sie jetzt aber mit dem Boykott des Wahlkampfauftaktes von Donald Trump in Tulsa, Oklahoma, gelandet. In der 19.000 Menschen fassenden Arena waren nur magere 6.000 Anhänger des US-Präsidenten zugegen, weil die Stans sich über die Videoplattform TikTok organisiert und sich mit hunderttausenden Fake-Bestellungen Karten für die Veranstaltung reserviert haben. Mit der festen Absicht, dort natürlich nicht hinzugehen. Tausende Posts am Tag danach bezeugten, wie groß die Schadenfreude bei den K-Pop-Kids war.

Da tut sich also ein neues Jugendphänomen auf. K-Pop-Fans aus aller Welt mutieren zu politischen Aktivisten. So wie es sich Herbert Grönemeyer immer schon gewünscht hat: Gebt den Kindern das Kommando! Im Netz haben sie dieses nun offenbar selbst übernommen.

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Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.




„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 23. Juni 2020