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Schwule Fußballprofis wagen Schritt in die Öffentlichkeit

Ein britischer Premier-League-Spieler, der anonym bleiben möchte, hat in einem offenem Brief über seine heimliche Homosexualität gesprochen. Das Schreiben ist an die Justin Fashanu Foundation, der Stiftung der Famile des ersten offen schwulen Fußballprofis, gegangen. Die britische „Sun“ hat es veröffentlicht.

„Ich bin schwul. Es ist ein großer Schritt für mich, das auch nur in diesem Brief zu schreiben“, schreibt der Profi-Kicker, der vorerst unbekannt bleiben will. Ein anderer traut sich schon voll dazu zu stehen: Der steirische Fußballer Oliver Egger.

Österreichs erster offen schwuler Fußballer

Oliver Egger spielt beim fünftligisten FC Gratkorn in der Steiermark und ist bei seinen Kollegen im Club geoutet. Im Verein ist das kein Problem gewesen, sagt er im Ö3-Interview – und er erzählt auch von seinem Comingout: „Wir haben halt einfach geschmust und dann war’s eh für alle Mitspieler die dort waren sonnenklar“.

Seit einem Jahr ist Egger Ombudsmann von „Fußball für Alle“ – einer direkte Anlaufstelle für LGBTIQ+ Personen im Fußball. Die Stelle agiert unabhängig, aber wird vom ÖFB und der Fußball-Bundesliga getragen. Im ersten Jahr hat es rund 100 Anfragen gegeben. Menschen im Fußball, die etwa Homophobie erlebt haben oder sich zu einem möglichen Comingout austauschen möchten, können sich bei Oliver Egger auch anonym melden.

Viktoria Schnaderbeck, Fuball-Nationalspielerin erzählte im Ö3-Wecker über ihre Erfahrungen nach dem Coming-out.

Viktoria Schnaderbeck

HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Premiere-League-Kicker: Nur wenige wissen Bescheid

Nur ein kleiner Kreis, Familie und enge Freunde, wissen, dass der britische Spieler schwul ist: „Ich bin nicht bereit, es meinem Team oder meinem Trainer zu sagen. Im Alltag kann es ein absoluter Albtraum sein. Und es beeinflusst meine psychische Gesundheit immer mehr.“ Er fühle sich „gefangen, und ich fürchte, dass es nur noch schlimmer werden würde, wenn ich die Wahrheit sage.“

Der offene Brief in vollem Wortlaut in „The Sun“

Karriere frühzeitig beenden oder Outing?

„Warum soll ich alles aufs Spiel setzen? Ich habe ein schönes Auto, einen Schrank voll mit Designer-Gewand und ich kann es mir leisten, alles für meine Familie und Freunde zu kaufen.“ Sein Privatleben leidet dennoch: „Ich bin in einem Alter, in dem ich wirklich gerne eine Beziehung hätte. Aber wegen meines Jobs muss das Level an Vertrauen zu einem Langzeit-Partner extrem hoch sein. Deshalb vermeide ich Beziehungen für den Moment komplett. Ich weiß, dass ich an einem Punkt ankommen könnte, an dem es für mich unmöglich sein wird, eine Lüge zu leben. Wenn es so kommt, plane ich meine Karriere frühzeitig zu beenden und mich zu outen.“

Was ist die Justin Fashanu Foundation?

Fashanu war der erste Spieler Englands, der sich während seiner aktiven Karriere öffentlich als homosexuell geoutet hat. 1998, acht Jahre nach seinem Coming-out, hat er sich das Leben genommen. Die Stiftung ist von seiner Nichte Amal Fashanu ins Leben gerufen worden, um Spieler in ähnlichen Situationen zu unterstützen.

Ö3-Wecker mit Philipp Hansa, 14. Juli 2020 (KO/MB)