Campino von den Toten Hosen

Hitradio Ö3

Campino - Der Star als Fan

Er ist einer der größten Rockstars, die wir haben. Doch jetzt macht Campino, der Sänger der Toten Hosen, Schlagzeilen als Fan. Er richtet nämlich sein ganzes Leben nach seinem Lieblingsverein, dem FC Liverpool, aus. Das gesteht er in seinem höchst amüsanten Buch „Hope Street“, das gerade die Bestseller-Listen anführt.

Die ersten Einträge in den Kalender eines neuen Jahres sind die Spieltage des FC Liverpool. Danach richtet sich der Rest seines Lebens. Im Ö3-Interview bezeichnet sich Campino selbst als bescheuert, findet seine Liebe zum FC Liverpool aber weiter nicht schlimm, weil er ja niemandem wehtut mit seiner Leidenschaft. Und seine Frau, sein Sohn und auch seine Bandkollegen bringen zum Glück größtmögliches Verständnis dafür auf, dass an Spieltagen nicht mit ihm zu rechnen ist.

Campino "Hope Street"

Piper Verlag

„Ein Abendessen mit meiner Frau an einem Spieltag wäre völliger Unsinn“, sagt Campino, „weil ich abgelenkt und schlecht gelaunt wäre.“ Daher sagt er sämtliche Verpflichtungen ab, wenn sein Lieblingsverein spielt, weil er das sonst nervlich nicht durchhält. Dafür strengt er sich bei anderen Angelegenheiten des Alltags umso mehr an. Vor der Corona-Krise ist der Rockstar auch oft zu Spielen in ganz Europa geflogen, um hautnah dabei zu sein, und auf der Anfield Road war er sowieso Stammgast.

Natürlich hat seine Liebe zum FC Liverpool auch mit seinen englischen Wuzeln mütterlicherseits zu tun, - mittlerweile hat Campino ja sogar die englische Staatsbürgerschaft. Dass ausgerechnet ein Deutscher den Verein jetzt zum Sieg in der Champions League und zum Gewinn der englischen Meisterschaft geführt hat, ist für den Frontman der Toten Hosen ein großer Glücksfall. Mit seiner bodenständigen Art passt Jürgen Klopp für ihn perfekt zu dieser Stadt.

Mittlerweile sind die beiden gute Freunde. Als Campino das erste Mal Zuhause bei den Klopps in einem Vorort von Liverpool nach einem wichtigen Sieg in der Meisterschaft im engsten Kreis mitfeiern durfte, ist ihm ein kleiner Fauxpas passiert, der ihm heute noch nachhängt. Jürgen wollte ihm ein Bier anbieten, weil Punks das ja bekanntlich gerne trinken, Campino hat stattdessen aber lieber beim Champagner zugegriffen. Seitdem zieht ihn der Startrainer gerne damit auf. Aber so Campino im Ö3-Interview: „Es kommt nicht drauf an, was man trinkt, sondern viel wichtiger ist, wohin man danach die Flasche schmeisst.“

In Zeiten der nächtlichen Ausgangssperre ist die Lektüre dieses Buches jedenfalls ein amüsanter Zeitvertreib. Es muss ja nicht immer Streaming sein. „Hope Street“ ist gut geschrieben, klug aufgebaut, weil nicht plump chronologisch, es ist sehr unterhaltsam, hat aber auch seine nachdenklichen Momente. Ein Buch für alle, die einen ähnlichen Irrsinn durchleben wie Campino, sei es im Fußball oder auch in der Musik. Als Mega-Fan der Toten Hosen zum Beispiel ...

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Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.




Ö3-Wecker mit Robert Kratky, 16. November 2020