Christoph Inka

HitradioÖ3

Inauguration in Washington - Backstage mit Ö3

Um Punkt 12 Uhr Ortszeit (18 Uhr bei uns) wird Joe Biden als 46. Präsident der Vereinigten Staaten angelobt. Wenige Stunden vorher bleibt in Washington kein Stein auf dem anderen. Die Ö3-Korrespondenten Inka Pieh und Christophe Kohl wagen einen Blick hinter die Kulissen.

Bevor Joe Biden auf den Stufen des Kapitols in Washington seinen Amtseid vor den Augen der Welt schwört, sieht man die amerikanische Hauptstadt vor lauter Zäunen nicht mehr.

Washington im Ausnahmezustand

Dutzende Kilometer ist der drei Meter hohe Zaun lang, der rund um das das gesamte Stadtzentrum aufgestellt wurde. Die Stadt ist voll mit Polizisten, Soldaten und Agenten des Secret Service. Die Taxis fahren nicht, die U-Bahnstationen sind gesperrt, Panzer und Betonblöcke wurden aufgestellt, um Brücken in die Stadt zu blockieren. Die Anspannung ist allgegenwärtig. Es ist wirklich gespenstisch und bedrückend wie menschenleer die Straßen teilweise sind.

Normalerweise kommen Millionen Menschen nach Washington um bei diesem historischen Moment dabei zu sein. Heute dürfen nur geladene Gäste und wir Journalisten und Journalistinnen hierher vor das Kapitol und das erst nach Prüfung durch den Secret Service. Und das wird ein ziemlich Spießroutenlauf. Denn bis man am Ziel, beim Kapitol ist, werden noch mehrere Sicherheits- und Gesundheitschecks durchgeführt.

Umzugskisten, Haustiere und ein neuer Speiseplan

Zwei Kilometer trennen das Kapitol und das Weiße Haus und vor dem fährt seit Tagen ein Umzugswagen nach dem anderen vor.
Immer wieder marschierten Trump-Vertraute mit Umzugskartons, Bildern, Büsten und anderen Souvenirs hier raus.
Heute müssen dann noch die Putztrupps zur Tiefenreinigung ins Weiße Haus. Nachdem Trump ja einige Corona Partys veranstaltete, kommt auch ein spezielles Desinfektionsteam. Insgesamt soll die Reinigung übrigens eine halbe Million Dollar kosten.

Außerdem wird die Küche umgerüstet. Besonders anspruchsvolle Feinschmecker sind weder Joe Biden noch Donald Trump. Trumps Burger werden einfach durch Bidens Lieblingsspeise ersetzt: Chocolate Chip Eis.

Ausgetauscht werden heute übrigens nicht nur die Nuklear-Codes für die Atomspreng-köpfe die immer beim US-Präsidenten sein müssen. Sondern auch die Matratzen im Präsidenten-Schlafzimmer. Künftig gibt es übrigens wieder nur ein Schlafzimmer - Donald und Melania Trump hatten ja getrennte Schlafzimmer.
Mit Joe Biden ziehen auch wieder Tiere ins Weiße Haus ein. Unter anderem zwei Hunde: darunter der deutsche Schäferhund Major, den Biden aus einem Tierheim geholt hat - das Tierheim hat vor kurzem eine eigene INDOG-URATION gefeiert - immerhin ist Major der erste Hund ders vom Tierheim bis ins Weiße Haus geschafft hat.

35-Worte-Eid

Auf einer Tribüne vor dem riesigen Kapitol wird Joe Biden seinen Amtseid leisten. Und das ist schnell erledigt, besteht er doch nur aus 35 Worten.

Wobei, Barack Obama musste seinen Eid vier Mal belegen. Beim ersten Mal verpatzte es der Höchstrichter und sprach ihm den falschen Eid vor. Bei seiner zweiten Amtszeit fiel der 20. Jänner auf einen Sonntag, da darf es keine Party vor dem Kapitol geben. Deswegen schwor Obama am 21. den Eid im Weißen Haus und dann am Tag danach nochmal für die große Show auf den Treppen des Kapitols.

„I do solemnly swear (or affirm) that I will faithfully execute the Office of President of the United States, and will to the best of my Ability, preserve, protect and defend the Constitution of the United States.“

„Ich schwöre (oder beteuere) feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will.“

Falls die religiöse Überzeugung es jemandem verbietet, einen Schwur zu leisten, kann er „beteuern“ statt „schwören“ verwenden. Davon machte bisher nur Franklin Pierce im Jahr 1853 Gebrauch. Die künftigen Präsidenten fügen dem Eid traditionell die Worte hinzu: „so help me God“ („so wahr mir Gott helfe“).

Kapitol

ANGELA WEISS / AFP / picturedesk.com

Alle hoffen übrigens, dass Joe Biden in seiner Rede nicht all zu ausschweift. Das hat einen ganz einfachen Grund: auch in Washington hat es gerade Minusgrade. Die längste Inaugurationsrede hat zwei Stunden gedauert. Die kürzeste keine zwei Minuten.

Von Washington nach Florida

An der Inauguration heute werden übrigens drei Ex-Präsidenten teilnehmen. Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama werden den Moment hautnah vor dem Kongress miterleben. Nur einer schwänzt.

Donald Trump und Gattin Melania sind schon in ihr Ressort nach Florida abgedampft, wo die zukünftige Ex-First-Lady in den vergangen Monaten schon einiges umdekorierte. Donald Trump dürfte aber angeblich nicht so glücklich damit sein. Außerdem müssen sich die Trumps verkleinern. Das Anwesen in Florida ist deutlich kleiner als das 5.000 Quadratmeter große Weiße Haus.

Jetzt ist aber Zeit, nach vorne zu schauen: In wenigen Stunden ist Donald Trump nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten - Joe Biden übernimmt das mächtigste Amt der Welt und wird, wie bei Inaugurationen so üblich, in seiner Rede seine Visionen für Amerika präsentieren. Und die Richtung, die die USA einschlagen, prägt die ganze Welt.

(IP/CK/KO)