Impfung

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Das kann der Sputnik-Impfstoff aus Russland

In Ungarn ist er schon im Einsatz und Bundeskanzler Sebastian Kurz hat kürzlich in einem Interview gesagt, er würde sich damit impfen lassen. Wird sich unsere Lage durch den russischen Impfstoff Sputnik verbessern? Und wenn ja, wie schnell? Ein kurzer Check aus der Ö3-Redaktion.

Der Impfstoff ist im angesehen Gamaleja-Institut in Moskau entwickelt worden und gilt als sehr wirksam. Das zeigt eine erste klinische Studie. In der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ wird der Impfstoff als „sicher und effektiv“ bezeichnet.

Keine rasche Lösung für Impfstoff-Knappheit

Dass Sputnik (noch) kein „Gamechanger“ ist, hat zwei Gründe, erklärt Experte Herwig Kollaritsch im Ö3-Interview. Er ist Mitglied des nationalen Impfgremiums.

1) Die Russen haben Sputnik noch gar nicht eingereicht in der EU und wenn es soweit ist, vergeht mindestens ein Monat bis die Europäische Arzneimittel-Agentur in Amsterdam ihr Ok gibt. Eine nationale Zulassung, wie in Ungarn - dagegen hat sich die österreichische Regierung bereits ausgesprochen

2) Impfstoff-Produktion ist extrem aufwändig. Da kann man nicht einfach einen Schalter umlegen und statt Grippe- dann Corona-Impfstoff produzieren. Bei der Herstellung sind über hundert Schritte notwendig und so muss vieles neu eingestellt werden, sagt Kollaritsch.

Dass es zu wenig Impfstoff gibt, daran kann Sputnik auch nicht groß etwas ändern. Ab März sollen laut den Sputnik-Herstellern etwa 30 Millionen Dosen im Monat produziert werden. Zum Vergleich: Biontech will monatlich fünf Mal so viel von ihrem Impfstoff herstellen - und selbst davon gibt es zu wenig.

Produktion in Österreich?

In Brasilien soll laut Medienberichten zwischenzeitlich mit der Produktion des russischen Impfstoffs begonnen worden sein, auch mit Indien gibt es seit September einen diesbezüglichen Vertrag und den Plan, 300 Millionen Dosen dort zu produzieren. In Russland gibt es die Hoffnung, dass in Zukunft auch in der EU hergestellt werden könnte. Über dieses Thema hat am Sonntag nun auch Bundeskanzler Sebastian Kurz in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ laut nachgedacht. Nach der etwaigen Zulassung in der EU „würde Österreich ganz bestimmt versuchen, Produktionskapazitäten bei geeigneten einheimischen Unternehmen für russische oder chinesische Impfstoffe zur Verfügung zu stellen“, hatte Kurz erklärt.

Sputnik ist also keine Revolution, aber ein Imageerfolg für Russland und er könnte nach einem EU-Check ein weiterer solider Impfstoff sein in der EU. Bis jetzt sind nur drei Corona-Impfstoffe EU-weit zugelassen, über 200 weitere befinden sich weltweit in der Entwicklung.

Das steckt hinter dem Namen „Sputnik“

Als der russische Präsident Wladimir Putin am 11. August 2020 vor laufenden Kameras die offizielle Registrierung des weltweit ersten Impfstoffs gegen Covid-19 bekannt gab, war zunächst lediglich von „Gam-COVID-Vac“ die Rede. Wenige Stunden später wurde klar, dass die Verantwortlichen den Impfstoff „Sputnik-V“ (V wird wie der Buchstabe beim englischen Buchstabieren ausgesprochen, Anm.) tauften. Die Namenswahl offenbarte Ambitionen: 1957 hatte die Sowjetunion mit dem Start des ersten künstlichen Erdsatelliten „Sputnik 1“ den Westen auf seine technologische Rückständigkeit aufmerksam gemacht und damit einen „Sputnikschock“ oder „Sputnik-Moment“ ausgelöst.

Ö3-Wecker mit Philipp Hansa, 9. Februar 2021 (apa/Max Bauer)