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Forscher kommunizieren mit schlafenden Menschen
Das menschliche Gehirn leistet wirklich unvorstellbares, das zeigte eine Studie im Auftrag der Northwestern University (USA). 36 Personen wurden für den Versuch ausgewählt: Das Team von Karen Konkoly von der Northwestern University wählte außerdem ganz besondere Personen für ihr Experiment aus. Alle Probanden waren entweder regelmäßige Klarträumer oder hatten ein spezielles Training dazu erhalten. Vier Schlaflabore in den USA, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden führten die Experimente durch.
Unter Klarträumen oder auch luzidem Träumen verstehen Wissenschaftler die Fähigkeit, sich während eines Traums dessen bewusst zu sein, dass man gerade träumt. Viele Klarträumer können dann sogar die Inhalte ihres Traums gezielt verändern.
Augenrollen als Antwort
Die Forscher platzierten Elektroden an den Köpfen der Probanden, um die Gehirnströme sowie die jeweilige Schlafphase zu messen. Damit wurde auch sichergestellt, dass die Teilnehmer tatsächlich träumten. Im sogenannten REM-Schlaf ist die Wahrscheinlichkeit dafür am höchsten. Sobald die Testpersonen in ihrem Klartraum angekommen waren, sollten sie das durch bestimmte Augapfelbewegungen den wartenden Neurowissenschaftlern mitteilen. Diese wiederum drangen mittels Lichtmorsezeichen, Töne, gesprochene Worte oder sanftes Tippen auf die Hand in den Traum des Schlafenden ein. So erhielten die Träumenden Fragen oder Botschaften, die sie wiederum mit zuvor abgesprochenen Augen- oder Gesichtsbewegungen beantworten sollten.
Rechenaufgaben lösen
Einem 19-jährigen Studienteilnehmer wurde zum Beispiel die Aufgabe gestellt, „8 minus 6″ auszurechnen. Mit einer Augenbewegung antwortete er „2“. Auch die zweite Aufgabe soll er auf diese Weise korrekt gelöst haben. Bei vielen weiteren Fragen handelte es sich vor allem um Ja-Nein-Fragen.
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18 Prozent aller Versuche sind auf diese Weise geglückt, in 20 Prozent der Fälle kam es zu missverständlichen oder falschen Antworten. Beim Rest zum Klartraum kommunizieren. Für Ken Paller, Hauptautor der Studie, ist das Ergebnis ein besonderer Durchbruch, wie er erklärt: „Wir haben nicht nur gezeigt, dass Träumende in Echtzeit mit der Außenwelt reagieren können, wir haben auch gezeigt, dass sie in der Lage sind, Fragen zu verstehen, Arbeitsgedächtnisoperationen durchzuführen und klare Antworten zu liefern.“
A Northwestern study reveals it is possible to communicate with people while they are dreaming, opening the door to learning more about dreams, memory, and how memory storage depends on sleep. https://t.co/ueF1Ja6kdb
— Northwestern (@NorthwesternU) 19. Februar 2021
Doch können die richtigen Antworten nicht auch bloß Zufall gewesen sein? Um das auszuschließen, befragten die Forscher die schlafenden Probanden auch zu Zeitpunkten, in denen diese kein Signal für luzides Träumen gegeben hatten oder in denen ihre Körperfunktionen darauf hindeuteten, dass sie sich nicht im Traumschlaf befanden. Hier erhielten die Forscher bei mehr als 350 Versuchen nur eine richtige und eine falsche Antwort sowie elf Antworten, die sich nicht eindeutig klassifizieren ließen. Sonst reagierten die Probanden in keiner spezifischen Art und Weise.
Forscher sind mit Ergebnis zufrieden
Karen Konkoly und ihre Kollegen glauben deshalb, dass es ihnen tatsächlich gelungen ist, zu den Träumenden im Schlaf Kontakt aufzunehmen. Insgesamt, so schreibt die Gruppe, sei es sehr schwierig, luzides Träumen zu untersuchen. Nicht immer gelingt es den Probanden im Labor, sozusagen auf Knopfdruck in den Zustand des Klarträumens zu gelangen. Zudem seien anschließende Befragungen oft wenig aussagekräftig, da sich auch Klarträumer später nicht immer an jedes Detail ihrer Träume erinnern können.
(KO)