Arschang Valipour

Hitradio Ö3/ Thomas Wunderlich

„Es ist eine fordernde Zeit für uns alle!“

Die Zahl jener Menschen, die aufgrund einer Coronavirus-Erkrankung intensivmedizinisch betreut werden müssen, steigt weiter. Die aktuelle Belegung der Intensivbetten hat beispielsweise in Wien einen neuen Rekordwert erreicht. Auch an der Klinik Floridsdorf ist die Situation ernst, wie der Leiter der Inneren Medizin und Pneumologie, Prim. Dr. Arschang Valipour, im Ö3 Interview schildert.

Die Wiener Spitäler erreichen neue Höchststände in Sachen Corona-Patienten.
Auch in der Klinik Floridsdorf ist man an einem Punkt angelangt, an dem die Intensivbetten-Kapazitäten schon langsam am Limit sind, sagt Valipour.

Suche nach Intensivbetten

Derzeit sind in der Klinik Floridsdorf noch zwei Betten im Intensiv-Bereich verfügbar. Das kann sich aber innerhalb der nächsten fünf Minuten schon wieder ändern, meint Prim. Dr. Arschang Valipour.
Der Zustand der PatientInnen, die auf der normalen Bettenstation liegen, kann sich rasch verschlechtern. Sollte es keine Kapazitäten mehr geben, werden die Kliniken im Wiener Gesundheitsverbund miteinander vernetzt und nach einem freien Bett gesucht. Das ist ein zeitintensiver Aufwand. Es gibt allerdings Intensivbetten-KoordinatorInnen, die in jedem Haus Ansprechpartner sind, um ein etwaiges freies Bett zu organisieren, damit jeder Patient und jede Patientin die entsprechend notwendige Akutversorgung bekommt, die er oder sie braucht.

Immer mehr jüngere Patienten

Als einen der Gründe sieht der Lungenfacharzt die starke Ausbreitung der britischen Corona-Mutation. Diese führe zu „aggressiveren Verläufen“ und führe dazu, dass Patienten früher auf die Intensivstation müssten. Daher müssten auch immer mehr jüngere Patienten auf die Intensivstation. Derzeit wird auch ein 18-jähriger Patient auf der Intensivstation behandelt.

Arschang Valipour

Hitradio Ö3/ Thomas Wunderlich

Welcher Patient und welche Patientin von etwaigen intensiven medizinischen Maßnahmen profitiert, hänge von mehreren Faktoren ab, sagt der Mediziner. Das biologische Alter spielt eine Rolle, aber auch Begleiterkrankungen, chronische Erkrankungen oder sogar eine Krebserkrankung. Wie hat die Mobilität vor dem intensiven medizinischen Aufenthalt ausgesehen? Wie aktiv war jemand noch vor dem intensiven medizinischen Aufenthalt? All diese Faktoren spielen eine Rolle, bis hin zum mutmaßlichen oder bekannten Patienten- oder Patientinnen-Willen und -Alter und fließt ein in unsere Entscheidungsfindung, wer welche Betreuung und intensive medizinische Behandlung bekommen soll. Das war vor der Covid-19-Pandemie so, das ist auch jetzt so, erklärt Arschang Valipour. Jetzt passiert diese Entscheidungsfindung einfach öfters.

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Arschang Valipour appelliert an die Vernunft der Bevölkerung. Man solle ein „unnötiges“ Ansteckungsrisiko vermeiden und sich auch weiterhin an die Corona-Maßnahmen halten.
„Ich glaube, es ist notwendig, dass sich jeder der eigenen Verantwortung bewusst wird und zum Beispiel die Kontakte weiterhin auf das niedrigste notwendige Ausmaß reduziert.“

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 25. März 2021 (TW)