
Thomas Wunderlich/Hitradio Ö3
Ja, da ist Licht im „Corona-Tunnel“
Das nunmehr zweite Ostern geht zu Ende, das „der Osten“ - Wien, Niederösterreich und das Burgenland - im Lockdown verbracht haben. Will man sich Orientierung und Einordnung über die aktuelle und mittelfristige Lage verschaffen, mögliche Szenarien, wie es denn die nächsten Wochen weitergeht, ist das dieser Tage gar nicht so einfach:
Die AGES meldet bislang bekanntlich steigende Infektionszahlen, Ärzt*innen plagen über die immer knapper werdenden Intensivbett-Kapazitäten, Gesundheitsminister Rudolf Anschober lässt ausrichten, dass wir eine Trendumkehr bräuchten - während Kanzler Sebastian Kurz uns bildlich die Karotte vor die Nase hält und Öffnungen im Mai verspricht.
Hans-Peter Hutter gehört aktuell keinem Gremium der Regierung an, trotzdem ist er als einer von Österreichs Top-Medizinern bestens informiert über neue Erkenntnisse rund um Covid, denn er entwickelt und prüft für seine Auftraggeber etwa Corona-Konzepte und misst die Wirkung von Maßnahmen.
Kulturveranstaltungen im Mai „möglich“
Der Zustand der Schockstarre gegenüber Covid ist Vergangenheit. Momentan gehe es durch den Lockdown einmal mehr darum, die Fallzahlen zu drücken. Gelingt das, sei es laut Hutter sogar schon im Mai durchaus möglich, Kulturveranstaltungen zu besuchen.
In welcher Reihenfolge geöffnet werde, hänge aber davon ab, wie wichtig uns einzelne gesellschaftliche und wirtschaftliche Bereiche seien, eine politische Entscheidung.
So oder so: „Der erste Schritt ist wichtig, damit auch die Bevölkerung sieht: das war jetzt nicht nur Makulatur, sondern: ja, da geht was voran. Wenn wir alle mitmachen, dann gibt es einen zweiten Schritt.“, sagt Hutter im Ö3-Wecker.
Kommunikation der Regierung mangelhaft
Im Ö3-Interview kritisiert Hutter die Kommunikation der Regierung: Zwar sei die Lage momentan alles andere als einfach und ändere sich wöchentlich, dennoch: dass es lange Zeit immer schlechter und besorgniserregender geworden sei, stimme zwar faktisch. Aber durch den inflationären Einsatz des Vokabels „besorgniserregend“ etwa, habe der Begriff „an Wert verloren“, so Hutter, und sich ohnehin sehr oft überholt.
Wenn Hutter Bundeskanzler wäre...
Abgesehen davon, dass er diesen Job klar ablehnen würde, hätte ein Präsenzunterricht von Kindern und Jugendlichen für ihn absolute Priorität: „Es gibt Möglichkeiten, wie man jede Schule so herrichtet - klar, mühsam, viel zu tun - aber wir reden davon schon seit Juni letzten Jahres.“
Hutter: Herbst keinesfalls jetzt abschreiben
Es brauche ein differenzierteres Vorgehen, die Inzidenzzahl sei seit dem Jahreswechsel bereits mehr keine aussagekräftige Messgröße über die Situation in den österreichischen Spitälern und Intensivstationen. (Anm.: Die Inzidenzzahl ist für die Ampelkommission ohnehin nur einer von mehreren Faktoren zur Beurteilung)
An Kolleg*innen, die bereits jetzt im April breitenwirksam eindrücklich vor einer noch größeren Corona-Welle im Herbst warnen, macht er im Ö3-Interview eine scharfe Ansage:
„Der Ö3-Wecker“, mit Philipp Hansa, 06. April 2021
(Martin Krachler)