Corona Oscars

Chris Pizzello / APA Picturedesk

Die Corona Oscars - politischer, bunter und glamouröser

Mit zwei Monaten Verspätung werden die Oscars jetzt doch noch verliehen und die heurige Verleihung wird bunter und diverser als jemals zuvor. Noch nie waren so viele Frauen und People of Colour nominiert wie heuer. Ö3-Filmchef P.A. Straubinger über die Filme, die Favoriten und wie die Show-Produzenten den Glamour trotz Virus in die heurige Verleihung bringen wollen.

Oscar goes Streaming

Nachdem es aufgrund der Kinoschließungen im Corona-Jahr 2020 einfach zu wenig Kinofilme gegeben hat, um eine sinnvolle Nominierungsliste zu erstellen, wurde heuer das Reglement verändert und auch Filme zugelassen, die ausschließlich für Streaming-Plattformen produziert wurden. Der große Profiteuer dieser Entwicklung ist der Streaming-Riese Neflix, der heuer mit 12 Filmen und 35 Nominierungen vertreten ist - allen voran die Netflix Produktion „Mank“, die aus dem Leben des Hollywood-Drehbuchautors Herman Mankiewicz erzählt und gleich 10 Oscarnominierungen erhalten hat.

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Frauen und People of Colour - das bunte Favoritenfeld

„Mank“ der führende im Nominierungsranking könnte auch der große Verlierer des Abends werden. In den Hauptkategorien werden nämlich andere Filme favorisiert. Als großer Abräumer zeichnet sich derzeit das Sozialdrama „Nomadland“ ab, in dem Frances McDormand als moderne Nomadin durch die USA zieht. „Nomadland“ wird als Favorit sowohl in der Königskategorie Bester Film als auch für die Beste Regie gehandelt. Die Regisseurin von „Nomadland“ Chloé Zhao ist die erste asiatisch stämmige Frau, die jemals in dieser Kategorie nominiert wurde und sie wäre auch die erst die zweite Frau, die jemals einen Regieoscar gewonnen hat. Frances McDormand könnte mit „Nomadland“ außerdem ihren dritten Schauspiel-Oscar gewinnen. Nach dem Sieg ihrer Mitbewerberin Andra Day als Billy Holliday („The United States vs. Billie Holiday“) bei den Golden Globes könnte aber dieser Oscar ebenfalls an eine Person of Color gehen.

Posthume Ehrung für den „Black Panther“

Im der Hauptdarsteller-Kategorie ist der haushohe Favorit ohnehin rin Afro-Amerikaner - Chadwick Boseman, der mit „Black Panther“ bekannt geworden ist und nun als Jazz-Trompeter in „Ma Rainey’s Black Bottom“ (zu sehen auch bei Netflix) seinen ersten Oscar gewinnen könnte. Boseman ist im August 2020 an Krebs verstorben und würde nun posthum geehrt werden. Da auch in den Nebendarsteller-Kategorien Nicht-Weiße zu den Favoriten zählen könnten erstmals alle Darstellerpreise an PoC gehen. Die Oscars haben aber alleine schon durch die Rekordzahl an nominierten Frauen und People of Colour sämtliche Vorwürfe der Vergangeheit wegen mangelnder Diversität heuer entkräftet.

Politische Botschaften statt großem Kino

Auch wenn das große Kino weitgehend fehlt beeindrucken die heurigen Oscarfilme durch ihre starken politischen Ansagen - sowohl in Bezug auf die Diversität bei den Machern und Darstellern, als auch bei den Inhalten und politischen Botschaft. Noch sind die Zuschauer so gefordert worden was sozialkritische, sperrig verpackte Themen betrifft - von der neuen Armut in Amerika bis zu Rassismus und Sexismus in Vergangenheit und Gegenwart. Die Verleihung selbst soll aber mindesten
in Sachen mit früheren Jahren konkurrieren können auch wenn die Verleihung diesmal ganz anders ablaufen wird.

Alles neu - Die Oscarshow trotzt dem Virus

Der Produzent der heurigen Oscarshow, Steven Soderbergh, hat aus dem Debakel bei den Golden Globes mit den missglückten Zoom-Einstiegen gelernt. Er will explizit eine „In-Person-Show“ inszenieren - also Stars, die live vor geladenen und mehrfach getesteten Gästen präsentieren werden. Diesmal wird die Verleihung allerdings nicht nur im Dolby Theatre stattfinden sondern gleichzeitig auch in der Union Station in Los Angeles und einem Kino in London. Dazu soll es noch weiter Außenstellen geben, die aber nicht mit Zoom zugeschaltet werden sondern mit professionellen Satelliten-Schaltungem und Profi Teams vor Ort. Soderbergh will den Look eines Hollywood-Films und nicht einer Telekonferenz. Er möchte der Verleihung die Atmosphäre einer Cocktail-Party geben - mit Superstars die sich im „Swinging-Door“-Prinzip die Klinke in die Hand drücken - ohne Maske und zum drittenmal in Folge auch ohne Moderator. Spannend wird es in jedem Fall und in der Nacht von Sonntag auf Montag können wir ab 0.30 live in ORF 1 dabei sein.

Der Ö3 Wecker mit Robert Kratky, am 22.04.2021