Mann deutet leise sein

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Lärmpegel im 1. Lockdown so niedrig wie in den 80ern

Im ersten Lockdown vor etwa einem Jahr waren weniger Menschen, weniger Autos und weniger Flugzeuge unterwegs. Das wirkte sich enorm auf den Lärmpegel aus. So ruhig wie im Frühling 2020 war es seit 30-40 Jahren nicht mehr.

Der erste Lockdown führte zu einer starken Reduktion des Verkehrsaufkommen senkte den daraufhin gemessenen Lärmpegel um drei bis vier Dezibel. Das entspricht in etwa einem kurzzeitigen Zurückfahren unserer immer lauter werdenden Umwelt auf das Niveau der 1980er und 1990er Jahre. Das berichten Forscher des Institut für Schallforschung der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) anlässlich des „Tages gegen Lärm“ am heutigen 28. April.

Im Rahmen ihres Forschungsprojektes mit dem Namen „Pandenoise“ verglichen die Wissenschafter Lautstärke-Messwerte aus der Zeit der Coronakrise mit historischen Aufzeichnungen des Phonogrammarchivs von öffentlichen Orten. Das sind etwa stark frequentierte Orte in der Wiener Innenstadt oder in Graz sowie Messstellen in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten, wie der Projektleiter und Direktor des Instituts für Schallforschung, Peter Balazs, erklärte.

Deutlicher Rückgang des Lärmpegels

Der erste Lockdown vor rund einem Jahr brachte bekanntlich eine starke Verkehrsreduktion um bis zu rund 50 Prozent mit sich, wie es in einer Aussendung der ÖAW heißt. Im Schnitt betrug die Lautstärkereduktion damals drei bis vier Dezibel. Allerdings gab es an vereinzelten Messstationen auch stärkere Rückgänge um nahezu zehn Dezibel zu verzeichnen, so Balazs, der einräumte im ersten Lockdown insgesamt durchaus auch einen deutlichen Rückgang erwartet zu haben. Immerhin sank an manchen Orten das Schallniveau aber sogar ein Stück weit unter jenes der 1980er Jahre.

„Beim Flugverkehr waren die Abnahmen wesentlich deutlicher, da gab es einen durchschnittlichen Rückgang von bis zu zehn Dezibel“, so der Schallforscher Holger Waubke. Trotz weiter etwas weniger Fluglärms ging die Lärmreduktion knapp nach den einschneidenden Maßnahmen auch rasch wieder verloren.

Die einschlägigen Effekte der weiteren coronabedingten Lockdowns haben die Wissenschafter noch nicht fertig analysiert, sagte Balazs: „Ich würde aber vermuten, dass hier weniger Reduktion sichtbar ist.“ Die Verkehrsdaten zeigen in diesen weiteren Phasen des Herunterfahrens des Landes insgesamt auch nicht annähernd jenen Knick wie im ersten Lockdown. Nicht zuletzt ist der zunehmende Verkehr auch der größte Treiber des Lärmpegels im öffentlichen Raum.

Lärm ist gesundheitsschädlich

Anlässlich des „Tages gegen Lärm“ hält Balazs fest: „Lärm ist ungewollter und unangenehmer Schall. Ist der Schalldruckpegel zu hoch, kann das nachweislich gesundheitsschädigend sein.“ Seit einiger Zeit würden vielfach auch Initiativen gesetzt, um dem entgegenzuwirken, indem etwa LKW auf lärmarmen Reifen rollen oder Bremssysteme in Zügen verbessert werden. „Wer anhaltend Lärm ausgesetzt ist, insbesondere in der Nacht, hat ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, so Psychoakustiker Bernhard Laback. Pegel von um die 60 Dezibel können schon mit erhöhter Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, erhöhter Herzfrequenz und einer Blutdruckzunahme einher gehen. Ab 80 Dezibel kann der Schall das Gehör schädigen. Nicht zuletzt wirken sich erhöhte Lärmpegel auch negativ auf viele Tiere aus, so Laback.

Üblicherweise wird der „Tag gegen Lärm“ mit einem Tag der offenen Tür am Wiener Institut für Schallforschung begangen. Wie schon im vergangenen Jahr weicht man auch heuer mit einem am Mittwoch online veröffentlichten „unterhaltsamen Video“ ins Internet aus, wie Balazs erklärte.

(APA/KO)