Thorsteinn Einarsson: Ganz offen über psychische Probleme

In seinem neuen Song „Shackles“ singt Thorsteinn Einarsson darüber, wie er sich von den Fesseln seiner Krankheit befreit hat. Im „Ö3-Wecker“ redet der austro-isländische Popstar ganz offen über Ängste, Panikattacken und mentale Gesundheit. Ein starker und mutiger Auftritt.

Begonnen hat alles in einem Restaurant beim Essen mit einem Freund. Plötzlich hört er schlecht, kann dem Gespräch nicht mehr folgen, seine Hände beginnen zu schwitzen, die Atmung gerät durcheinander. Kurz bevor er umkippt, flüchtet er nach Hause. Wo er dann zwei Monate bleibt, weil er ständig Angst vor dieser Angst hat. Kein Tag vergeht ohne zumindest eine schwere Panikattacke.

Thorsteinn Einarsson versteht sich und die Welt nicht mehr. Er, der schon mit 18 Jahren als Popstar gefeiert wurde, ist plötzlich komplett neben der Spur. Und er hat keine Ahnung warum. Klar, die Ausnahmesituation der Pandemie mit all den Lockdowns, schwingt da natürlich mit. Aber einen konkreten Grund oder Anlass für seine psychischen Probleme kann er nicht festmachen. Also sucht er sich professionelle Hilfe bei einer Psychiaterin.

„Es ist so unglaublich wichtig, einfach darüber zu reden“, rät Thorsteinn Einarsson, nun, da es ihm wieder besser geht, allen jungen Menschen, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. „Ich habe mich selbst als Person nicht gekannt“, schüttelt der Sänger mit der markanten Stimme beinahe ungläubig den Kopf, „ich war offenbar immer nur die Person, die die Leute wollten, dass ich bin.“ Jetzt ist er aber definitiv nicht mehr bereit, sein Leben rein als Rolle anzulegen, jetzt gibt es ihn nur noch so, wie er ist: offen, ehrlich und auch verletzlich.

Als Zeichen seines Re-Starts hat Thorsteinn Einarsson seinen Insta-Account komplett gelöscht und neu aufgesetzt. Er ist von Wien nach Gmunden übersiedelt, wo er in der Natur lange Spaziergänge macht, die ihm extrem guttun. Und er hat auch wieder mächtig Spaß an der Musik. Die Songs für sein drittes Album, das vielleicht noch heuer erscheinen soll, hat er bereits fertig geschrieben, demnächst geht es ins Aufnahmestudio. Am allermeisten freut er sich aber schon auf sein Live-Comeback. Am 31. März 2022 startet er seine große Österreich-Tournee in St. Pölten. Der Applaus ist ihm jetzt schon sicher. Allein schon für diesen mutigen Auftritt im „Ö3-Wecker“.

Das ganze Ö3-Wecker-Interview gibts hier zum Nachhören:

Wenn’s Dir nicht gut geht und Du ein offenes Ohr brauchst - hier findest du Anlaufstellen

Ö3-Kummernummer
Seit bald 40 Jahren ist es uns ein besonderes Anliegen, mit der Ö3-Kummernummer eine verlässliche Anlaufstelle zu bieten, wenn sonst vielleicht niemand da ist, der zuhören kann oder will. Die Ö3-Kummernummer ist unter 116 123 aus allen Netzen zum Nulltarif erreichbar - absolut anonym, täglich von 16 bis 24 Uhr.

Psychotherapie Helpline
Die Psychotherapie Helpline 0720 12 00 12 wird von Psychotherapeutinnen und -therapeuten betreut und steht täglich von 8 bis 22 Uhr für telefonische Krisengespräche zur Verfügung.

Weitere Psychotherapeutische Hotlines aus verschiedenen Bundesländern - teilweise auch Rund-um-die-Uhr-Angebote - findest du HIER

Rat auf Draht: 147

Telefonseelsorge: 142

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky am 24. Juni 2021