
Michael Rahofer
Unfallopfer und Ersthelfer beschimpft und beworfen
Autobahnauffahrt Salzburg Nord – ein LKW rammt einen PKW – das Auto wird auf die Beton-Mitteltrennwand katapultiert. Zwei Frauen und Berufskraftfahrer Michael Rahofer helfen der geschockten Lenkerin aus dem Auto, bringen sie in Sicherheit. Es staut sofort weit mehrspurig zurück. Das gefällt nicht jedem, erzählt Ersthelfer und Feuerwehrmann Michael Rahofer aus der Stadt Salzburg.
Während wir die Unfalllenkerin versorgt haben, trifft mich plötzlich von hinten eine volle Mineralwasserflasche. Im ersten Moment habe ich gedacht, das gibt´s ja gar nicht, die hat ein aufgebrachter Autofahrer während der Vorbeifahrt aus dem Fenster geschmissen. Weil er zehn Minuten warten musste, weil sich wegen des Unfalls sofort ein Stau gebildet hat. Auch auf der anderen Autobahnseite, weil das Unfallauto in die Gegenspur geragt hat.
Du blöde Kuh, kannst Du nicht Autofahren? Neben den Ersthelfern wird auch noch das Unfallopfer beleidigt.
Es sind Autolenker vorbeigefahren, die wild geschimpft haben: Du blöde Kuh, kannst Du nicht Autofahren. Andere haben ständig gehupt - vor lauter Zorn - aufgrund des Unfalls. Das blendet man vorerst alles aus, wenn alles vorbei ist, dann kommt das aber hoch. Verstehen kann man es trotzdem nicht.
Ein Zusammenspiel von vielen Dingen
Christina Holzer-Weiß Juristin beim Salzburger ÖAMTC, sie beobachtet seit 16 Jahren Auslöser für Aggression im Straßenverkehr. Es ist oft ein Zusammenspiel von vielen Dingen, die auch schon vorher passiert sind: man ist vielleicht zu spät weggefahren, es kommt zu einem Stau und man hat Termindruck, vielleicht nervt dann noch der Beifahrer und dann passiert noch etwas Unvorhergesehenes - oft sieht dann ein Autofahrer rot.
Fluchen, Schreien, geballte Fäuste, Mittelfinger oder Vogel zeigen, Dauerhupen oder Androhung von Gewalt – das beschäftigt auch die Polizei. Hans Wolfgruber von der Salzburger Landespolizeidirektion sagt, das alles passiere viel öfter, als man glaubt: Es gibt sicher eine nicht unerhebliche Dunkelziffer, wo die Vorfälle letztlich nicht bei der Polizei bekannt werden, angezeigt werden zumeist nur die Extremfälle, wie Drohungen mit Waffen oder körperliche Attacken.
Einsatzkräfte und Autofahrerclubs beobachten – die meisten Ausraster gibt es übrigens bei Hitze.