Mikroskop-Aufnahme von Kahlenbergit (Größe ca. 0,1 Millimeter)

E. Galuskin

Innsbrucker Forscher präsentieren neues Mineral

Innsbrucker Forscher haben am Dienstag ein neues Mineral namens „Kahlenbergit“ vorgestellt. Es wurde allerdings weder am gleichnamigen Wiener Hausberg gefunden, noch soll es diesen würdigen. Entdeckt wurde es vielmehr in der Negev-Wüste in Israel, benannt wurde es nach dem Innsbrucker Mineralogen Volker Kahlenberg.

„Kahlenbergit“ besteht aus Kalium, Aluminium und Sauerstoff und ist ähnlich zu bestimmten synthetisch hergestellten Materialien, die technisch genutzt werden.

Wissenschaftlich untersucht und beschrieben haben das neue Mineral Biljana Krüger und Hannes Krüger vom Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Innsbruck. Sie erhielten Probematerial für weitere Analysen von polnischen und israelischen Forschern, die das Mineral in der sogenannten Hatrurim-Formation in der Negev-Wüste gefunden haben.

Fundstelle des Kahlenbergits

Y. Vapnik

Kahlenbergit wurde im Hatrurim-Komplex in Israel gefunden.

Name als Würdigung vergeben

Die beiden Innsbrucker Kristallographen untersuchten die ihnen zur Verfügung gestellten winzigen Kristalle u.a. mit Hilfe der „Swiss Light Source“, einer Synchrotron-Strahlungsquelle am Paul-Scherrer-Institut in Villigen, Schweiz. „So hatten wir die Möglichkeit, die komplexe Kristallstruktur dieser sehr kleinen Kristalle genau zu bestimmen“, erklärte Hannes Krüger am Dienstag in einer Aussendung. Kahlenbergit (KAl11O17) gehört zu den sogenannten Beta-Aluminaten, und war bei seiner Entdeckung erst der zweite natürlich gebildete Vertreter aus dieser Gruppe.

Biljana und Hannes Krüger schlugen vor, das neue Mineral nach dem Mineralogen und Kristallographen Volker Kahlenberg zu benennen. Der seit 2003 als Professor an der Uni Innsbruck tätige Wissenschaftler widmet sich synthetisch hergestellten Materialien, die mit dem natürlichen Kahlenbergit verwandt sind und dank ihrer besonderen Kristallstruktur und Chemie beispielsweise als Ionenleiter etwa in Batterien technisch genutzt werden. „Wir fanden es äußerst passend, dass gerade dieses Mineral - als erst jetzt entdecktes natürliches Pendant bereits synthetisch bekannter ähnlicher Verbindungen - seinen Namen bekommt“, so Biljana Krüger.

Kristallstruktur von Kahlenbergit

Uni Innsbruck

Kristallstruktur von Kahlenbergit

Bedingungen wie im Hochofen

Voraussetzung für die Anerkennung als neues Mineral durch die Internationale Mineralogische Gesellschaft ist, dass sie auf rein natürlichem Weg entstanden sind. Ob es sich tatsächlich um ein neues Mineral handelt, wird von bis zu 30 Fachgutachtern bewertet. Derzeit sind mehr als 5.720 verschiedene Minerale bekannt, jährlich kommen bis zu 100 neue dazu.

Welche Prozesse zur Bildung so spezieller Minerale wie „Kahlenbergit“ führen, verstehen die Wissenschaftler noch nicht vollständig. Klar sei, dass in der geologischen Vergangenheit hohe Temperaturen von 1.200 Grad und niedriger Druck kalkreiche Gesteine umgewandelt haben. „Die Bedingungen waren also ähnlich wie beim Brennen von Zement im Hochofen“, so Biljana Krüger. Die Minerale aus der Wüste könnten dabei helfen, die Vorgänge der Zementherstellung besser zu verstehen, während im Labor unter genau definierten Bedingungen hergestellte synthetische Kristalle das Verständnis der geologischen Vergangenheit der Wüste erweitern könnten.

(APA)