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2021 wieder deutlich mehr Geisterfahrer
388 Meldungen bedeuten ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 12%, noch aber liegt die Gesamtzahl klar unter dem Wert 417 aus dem Jahr 2019 vor Ausbruch der Pandemie, als von Mobilitätsbeschränkungen noch keine Rede war. Im langjährigen Trend liegt die aktuelle Gesamtzahl leicht über dem Durchschnitt der letzten dreizehn Jahre.
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Nur schwacher Corona-Effekt im Frühjahr
Der Lockdown zu Beginn des Jahres bewirkte, dass die Geisterfahrerzahlen im ersten Quartal 2021 noch unter dem Vergleichswert aus dem Jahr 2020 lagen. Danach legten im restlichen Jahr die Falschfahrten deutlich zu. Speziell im April, August und November waren deutlich mehr Geisterfahrer unterwegs als in den Vergleichsmonaten des Vorjahres.
Dieser Anstieg der Geisterfahrten hängt wohl auch mit der Entwicklung des Verkehrsaufkommens generell zusammen. So hat der PKW-Verkehr im vergangenen Jahr nach ersten Schätzungen der ASFINAG auf den Autobahnen und Schnellstraßen um 6 Prozent zugenommen. Zum Vergleich: Im ersten Pandemiejahr 2020 gab es noch einen Rückgang des Autoverkehrs von 22 Prozent und zugleich einen Geisterfahrer-Tiefststand.
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Geisterfahrer-Hotspot Semmering-Schnellstraße
In den sechs Bundesländern Niederösterreich, Steiermark, Tirol, Kärnten, Burgenland und Wien sind die Geisterfahrerzahlen mehr oder weniger gestiegen, am deutlichsten in absoluten Zahlen in Niederösterreich, das das Bundesländerranking wie schon in den letzten Jahren anführt. Den stärksten Rückgang verzeichnet Oberösterreich.
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Das am stärksten betroffene Teilstück liegt in der Steiermark: Auf der S6, der Semmering Schnellstraße im steirischen Abschnitt, waren mit 24 Geisterfahrern die mit Abstand meisten unterwegs. Dahinter folgt mit 14 Meldungen die A12 im Tiroler Unterland. In den letzten sechs Jahren führte vier Mal der steirische Abschnitt der S6 dieses Österreich-Ranking an.
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Erhöhtes Risiko am Wochenende
Am Wochenende triffst du am wahrscheinlichsten auf einen Geisterfahrer. Vier von zehn Falschfahrern sind an einem Samstag oder Sonntag unterwegs. Besonders auffällig ist das Herbstwochenende am 9. und 10. Oktober, als insgesamt acht Geisterfahrer gezählt werden.
Im Tagesverlauf sind die Geisterfahrer überwiegend in den Abendstunden aktiv, insbesondere zwischen 21 und 24 Uhr. Am frühen Morgen zwischen 6 und 9 Uhr sind nur halb so viele Lenker falsch unterwegs wie am späten Abend.
Drei Tote bei einem Geisterfahrerunfall
Am 25. April sterben in NÖ auf der Westautobahn (A1) bei St. Pölten-Süd drei Menschen bei einem Unfall mit einem Geisterfahrer. Insgesamt ereignen sich 2021 neun Unfälle mit Geisterfahrern. Neben den drei Toten gibt es noch sieben Schwer- und neun Leichtverletzte. Insgesamt sind seit 1987 bei 591 Geisterfahrer-Unfällen 120 Menschen getötet worden, mehr als jeder Dritte davon in Niederösterreich.
Typischer Geisterfahrer ist männlich
Die Hauptgründe für Geisterfahrten laut einer aktuellen Untersuchung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sind:
- 40% Alkohol
- 40% Orientierungslosigkeit wegen Überforderung
- 10% Drogeneinfluss
- 10% Absicht.
Etwa acht von zehn Geisterfahrern sind männlich, nur ein knappes Fünftel weiblich.
„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 26. Jänner 2022 (BW)