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Schimpansen lernen Werkzeug-Gebrauch von Artgenossen
Menschen haben eine Kultur, die sich ständig weiterentwickelt und immer effizienter und komplexer wird. Viele der Errungenschaften sind dem sogenannten kumulativen Kulturprozess zu verdanken - der Fähigkeit, Wissen von einer Generation an die nächste weiterzugeben, es zu erweitern und zu vertiefen. Noch ist in der Fachwelt umstritten, ob dieser kumulative Kulturprozess nur den Menschen eigen ist oder nicht.
Die Studie der Universität Zürich deutet nun darauf hin, dass Schimpansen tatsächlich auch kulturelle Errungenschaften kumulieren könnten. Dies schließen die Forschenden aus Beobachtungen von wildlebenden Schimpansen in den Wäldern der Nimba-Bergkette im Südosten Guineas. Von den Erkenntnissen berichten sie im Fachmagazin „Nature Human Behaviour“.
Bloßes Präsentieren der Hilfsmittel ist nicht genug
In Feldexperimenten legten die Primatenforscherin Koops und ihre Kollegen den Schimpansen geschlossene sowie bereits geöffnete Nüsse vor. Ebenfalls präsentierten sie ihnen Steine, die zwei in der Nähe lebende Schimpansengemeinschaften zum Knacken von Nüssen verwenden. Mit Kamerafallen erfassten die Forschenden anschließend während mehr als einem Jahr, ob sich auch die Nimba-Schimpansen die Nussknack-Technik aneignen - also ob das bloße Präsentieren von Nüssen und Steinen ausreicht, um Innovation hervorzubringen.
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Doch es zeigte sich: „Obwohl sich die Schimpansen zunächst durchaus für die Nüsse und Werkzeuge interessierten, verloren sie relativ schnell das Interesse und widmeten sich wieder der Fellpflege ihrer Artgenossen“, sagte Koops im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Keines der Tiere versuchte demnach, eine Nuss mit den Steinen zu knacken. Und zwar unabhängig von den jahreszeitlich verfügbaren Mengen an anderen Nahrungsmitteln wie Ameisen, reifen Früchten und Blättern.
Beobachten allein reicht nur für simple Techniken
Nur sechs Kilometer entfernt leben Schimpansen, die ständig Nüsse knacken - die Bossou-Gemeinschaft. Weil die Nimba-Schimpansen bis vor nicht allzu langer Zeit noch einen Genfluss mit diesen Schimpansen unterhielten, schließen die Forschenden aus, dass die genetische Veranlagung für das Nussknacken fehlen würde. Das wahrscheinlichste Szenario sei, dass das Nussknacken in den Wäldern der Nimbas ausstarb, weil es dort schlicht nicht viele Nüsse zu knacken gebe.
So faszinierend der Werkzeuggebrauch bei Schimpansen und anderen Menschenaffen ist, so kommen sie doch nicht über simple Techniken hinaus. Anders als es der Mensch geschafft hat. Koops geht davon aus, dass das bloße Beobachten von Artgenossen bei immer komplexer werdenden Techniken nicht mehr ausreicht, um Wissen zu akkumulieren. „Beispielsweise half den Menschen die Sprache, ihr Wissen gezielter an andere weiterzugeben“, so die Forscherin.
Dennoch: Beruhend auf den Studienergebnissen sei es sehr wahrscheinlich, dass Schimpansen zumindest die Grundzutaten für kumulative Kulturprozesse besitzen würden und diese nicht dem Menschen vorbehalten seien.
(APA/sda)