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Hirne von Katzen schrumpften, als sie Haustiere wurden

Hauskatzen haben kleinere Hirne als ihre Vorfahren, die afrikanischen Falbkatzen, berichten Wiener Forscherinnen und Forscher. Auch europäische Wildkatzen besitzen mehr graue Zellen als unsere Stubentiger.

Die „Haustierwerdung“ (Domestikation) ließ also ihre Gehirnschädel kleiner werden, schrieben die Forschenden im Fachjournal „Royal Society Open Science“. Das könnte eine Nebenwirkung ihrer Zahmheit sein, ein Ausgleich für einen größeren Verdauungstrakt oder hormonelle Ursachen haben, so die Forscher.

„Wir fanden heraus, dass Hauskatzen das geringste Gehirnschädel-Volumen haben“, schrieben sie. Ihre Denkzentralen sind weniger voluminös als jene ihrer direkten Vorfahren, den Falbkatzen. Wildkatzen haben die größten Hirne. Mischlinge aus Haus- und Wildkatzen besitzen kleinere Gehirne als ihre wilden und größere als ihre zahmen Eltern. Raffaela Lesch und Tecumseh Fitch vom Department für Verhaltens-und Kognitionsbiologie der Universität Wien verglichen mit Kollegen die Gehirnschädel von Hauskatzen (Felis catus), Falbkatzen (F. lybica), europäischen Wildkatzen (F. silvestris) sowie Kreuzungen von Haus- und Wildkatzen.

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Es war zwar zuvor schon eine gängige Annahme, dass bei sämtlichen Haustieren das Gehirnvolumen durch die Domestikation abnimmt, bei Katzen war es aber noch nicht zweifelsfrei belegt, so die Forscher. Außerdem würde immer wieder behauptet, dass Katzen nur „halbe Haustiere“ seien, die zwar zahm sind, aber vorwiegend ihren eigenen Interessen nachgehen. „Wir denken nicht, dass diese Aussage zutreffend ist“, so die Wissenschafter: „Katzen mögen für die Menschen nicht so nützlich sein wie Hunde und Pferde, aber ihr Nutzen, die Getreideernten vor Nagern zu schützen, wird oft als Haupttriebkraft für die Domestikation bezeichnet.“

Nicht ganz klar, warum das Gehirn schrumpft

Warum das Gehirn bei der Haustierwerdung schrumpft, lässt sich derzeit nicht eindeutig beantworten, erklärte Lesch. Sie würde gerade drei mögliche Gründe testen: Erstens stellte Fitch mit Kollegen vor einigen Jahren die Hypothese auf, dass eine kleine Gruppe von Stammzellen dafür verantwortlich ist. Diese „Neuralleistenzellen“ sind an der Bildung der Nebennieren beteiligt, die Stresshormone und Adrenalin produzieren. Wenn sie „leicht defekt“ sind, sind die Tiere weniger ängstlich und aggressiv, also zahm. Die Neuralleistenzellen bilden aber auch Farbpigmente, Knorpel und Botenstoffe für die Gehirnentwicklung. Werden die Haustiere zahmer, haben sie daher auch oft geflecktes Fell, Schlappohren und eben kleinere Gehirne als ihre wilden Vorfahren.

Zweitens könnte das verringerte Hirnvolumen auf ein „Tauschgeschäft“ für einen größeren Verdauungstrakt zurückzuführen sein, so Lesch: „Gehirne sind im Energiehaushalt teuer, ebenso der Darm. Als die Katzen ihre Verdauung an ein Leben mit den Menschen und deren Nahrung anpassen mussten, könnte es zu einer Reduktion des Gehirnvolumens gekommen sein, weil mehr Energie in den Darm investiert werden musste.“ Die Tiere hätten demnach längere Därme auf Kosten von Gehirnvolumen erkauft.

„Eine weitere Idee wäre, dass die Domestikation die Konzentration der Schilddrüsenhormone während der Embryonalentwicklung verändert“, erklärte Lesch. Sie spielen bei der Entwicklung von Schädelknochen eine Rolle und könnten demnach auch Veränderungen des Gehirnvolumens bewirken.

/(APA/KO)