Gerngroß brennt

ORF

Größter Kaufhausbrand in Wien seit 1945

Erstaunlich, was in Österreich und der Welt im Laufe der Zeit so alles passiert und woran man sich oft nur noch vage und schemenhaft erinnern kann. Ö3 dreht virtuell am Rad der Zeit und bringt dich zurück an die Orte der großen Weltpolitik, der schrecklichen Katastrophen, aber auch der unglaublich schönen Momente. Steig ein und fiebere mit, wenn wir mit Ö3 entspannt durch die Zeit reisen.

Von und mit Norbert Ivanek

Am 7. Februar 1979, also heute vor genau 43 Jahren bricht in der Bundeshauptstadt Wien einer der größten Brände der Nachkriegsgeschichte aus. Das Kaufhaus Gerngroß in der Wiener Mariahilferstraße steht in Flammen. Sämtliche Löschkräfte der Wiener Berufsfeuerwehr, rund 670 Mann sind an die 24 Stunden im Dauereinsatz. Bei Umbauarbeiten im alten Teil des Gebäudes war eine Rolltreppe mit Schweißbrennern zerlegt worden und der Brand beginnt fast harmlos, durch schlichte Unachtsamkeit unentdeckt, in einer Ritze zu glosen. Die gesamte Brandmeldeanlage ist wegen der Arbeiten absichtlich abgeschaltet. Ebenso die Sprinkler. Am Abend steht plötzlich die Decke zwischen dem ersten und zweiten Stock in Flammen. Erste Löschversuche scheitern- die Feuerwehr wird viel zu spät gerufen. Jetzt geht’s ans Eingemachte. Die verzweifelten Löscharbeiten dauern bis weit in den nächsten Tag. Ö3-Reporter sind vor Ort.

„Tagesgespräch in Wien ist heute natürlich der Großbrand im Kaufhaus Gerngroß in der Mariahilfer Straße. Der Brand, der dort gestern am späten Abend ausbrach, hat nicht nur einen Schaden in Millionenhöhe bisher angerichtet. Heute Vormittag musste sogar neuerlich Katastrophenalarm gegeben werden, weil Glutnester wieder voll aufgeflammt sind.“

Das Ö3-Zeitreisevideo des Tages:

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10 Jahre später, am 7. Februar 1989 brennt der Hut- und zwar der des umtriebigen Demel Chefs Udo Proksch. Ein Enfant Terrible der Wiener Gesellschaft mit Beziehungen in höchste politische Kreise. Die Lucona Affäre steuert auf ihren Höhepunkt zu. Wir erinnern uns; Udo Proksch hatte Mitte der 1970er Jahre sein Frachtschiff, die Lucona im indischen Ozean absichtlich versenkt, um die Versicherung um Millionen zu betrügen und dabei sechs Matrosen getötet. Spitzenpolitiker haben ihn jahrelang gedeckt. Jetzt ist er seit Monaten auf der Flucht- in einem Untersuchungsausschuss wird der größte politische Skandal der 2ten Republik aufgearbeitet.

„Zu Beginn der heutigen Sitzung des Lucona-Ausschusses haben sowohl Vertreter der SPÖ als auch der beiden Oppositionsparteien umfangreiche Anträge für weitere Zeugeneinvernahmen vorgelegt. Die freiheitliche Abgeordnete Partik-Pablé verlangte die Einvernahme des Generaldirektors für öffentliche Sicherheit, Robert Danzinger, und die Anhörung dreier Salzburger Touristinnen, die in einem Hotel in Bangkok Udo Proksch gesehen haben wollen.“

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Schau Zurück: Die Ö3-Zeitreise vom 4. Februar 2022:
Österreichs Regierung geht unterirdisch

Norbert Ivanek ist der Ö3-Zeitreiseleiter:

Norb in Venice

Norbert Ivanek

Ö3-Redakteur Norbert Ivanek

Gefühlvoll wühlt er sich täglich durch knapp 55 Jahre Ö3-Archiv und findet Erstaunliches, Interessantes aber auch Überraschendes. Die Ö3-Zeitreise entführt dich in die Höhen und Tiefen des Lebens, in glückliche und traurigere Momente, in absolute Highlights und tiefschwarze Nullpunkte. Ö3 war und ist für dich immer mit dabei mitten im Geschehen und direkt am Puls der Zeit.

7. Februar 2022 (NI)