Frau schaut entsetzt aufs Handy

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Selfie-Apps verkaufen biometrische Daten an Dritte

Selfie-Apps sind beliebt: einfach Bild hochladen, lustige Katzenohren dran oder Beautyfilter drüber und fertig ist das perfekte Selfie. Fotofilter für Selfies gibt es schon lange. Doch was passiert, wenn Software-Firmen ihr Geschäftsmodell ganz auf die Gesichter von Nutzerinnen ausrichten? Ein Verbraucherportal warnt vor Missbrauch.

Die Verbraucherplattform Mobilsicher.de hat eine Reihe von Android-Apps genauer unter die Lupe genommen. Bei den sogenannten Selfie-Apps stellte sich heraus, dass diese häufig sensible Daten wie Namen, biometrische Daten oder den Standort an Dritte weiterverkaufen.

Insgesamt hat das Portal sechs verschiedene Selfie- oder Beauty-Apps untersucht, die zusammengenommen über 500 Millionen Mal heruntergeladen wurden. Die sechs getesteten Android-Apps sind:

  • Photo Lab Bildbearbeitung
  • YouCam MakeUp: Selfiekamera
  • BeautyPlus-Foto, Retusch, Filter
  • FaceApp: Gesichtsbearbeitung
  • Perfect365: Gesichts-Make-Up
  • Facetune2

Werbung ist das geringste Problem

Sämtliche Apps kontaktierten mehrere Drittanbieter aus den Bereichen Werbung, Marketing oder Nutzeranalyse, was bei Werbung als Geschäftsmodell nicht überraschend ist. Wie die Anbieter mit diesen sensiblen Inhalten umgehen, ist aber sehr unterschiedlich. Die Empfehlung der Verbraucherschützer Thorsten Baulig nach genauer Untersuchung des Datensendeverhaltens und der Datenschutzerklärungen: „Von der Nutzung von Perfect365, YouCam MakeUp und Facetune2 raten wir nach unserer Analyse klar ab.“

Gerade die Anwendung Perfect365 lässt hier aus mehreren Gründen die Alarmglocken läuten. Der Anbieter gibt zwar offen an, „vollen Namen, biometrische Daten, Standortdaten, sowie alle weiteren Angaben“ zu Geld zu machen. Eine nach EU-Recht erforderte „informierte Einwilligung“ für die Verarbeitung und Weitergabe dieser Daten ist aber nicht zu erkennen. Im Test wurden nur Android-Versionen berücksichtig, aber auf Ö3-Nachfrage bestätigt Verbraucherschützer Thorsten Baulig, dass sich die iOS-Versionen in Hinsicht Datenschutzerklärungen nicht unterscheiden und Daten ebenfalls an Dritte übermittelt werden.

Detaillierte Infos zu den Apps und zum Test findet man auf mobilsicher.de

„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 18. Februar 2022 (SC)