Hirn

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Gen-Risikozonen für Alzheimer identifiziert

Morbus Alzheimer ist eine Gehirnerkrankung, bei der Nervenzellen absterben, die Ursachen sind bis zu 80 Prozent vererbt. Von den vermutlich knapp 100 Risiko-Genorten konnte ein Forscherkonsortium mit österreichischer Beteiligung nun 75 identifizieren.

Die Mehrheit davon (42) war bisher unbekannt. Dadurch lässt sich das Risiko für einen Krankheitsausbruch besser bestimmen, und neue Therapie-Ansatzpunkte wurden gefunden, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Genetics“.

Ein Team um Céline Bellenguez und Jean-Charles Lambert von der Universität Lille (Frankreich) verglich das Erbgut von über 111.000 Alzheimer-Patienten und über 677.000 Menschen ohne diese Demenzerkrankung. „Wir fanden dabei 75 Risiko-Genorte, von denen zur Zeit der Analyse 42 nicht bekannt waren“, schrieben die Forscher. An der Studie waren auch Mediziner der Klinik Donaustadt in Wien, der Medizinischen Universität Wien und der Medizinischen Universität Graz beteiligt.

Hilfe für zelluläre Müllabfuhr

In den bekannten Risikozonen waren Gene für Eiweißstoffe, die charakteristische Ablagerungen im Gehirn von Alzheimer-Patienten verursachen, nämlich Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen. Weiters sind viele Risikogene in Immunzellen namens „Mikroglia“ aktiv, die normalerweise das Gehirn schützen, indem sie Plaques beseitigen, aber manchmal einen „Kipppunkt“ überschreiten und stattdessen Denkzellen zerstören.

In den neu entdeckten Risikogebieten liegen Gene für einen Botenstoff namens Tumornekrosefaktor-alpha, der Entzündungsreaktionen fördert. Außerdem sind dort Gene für einen Apparat namens „Lubac“, der verhedderte (falsch gefaltene) Eiweißstoffe markiert, damit sie von der zellulären Müllabfuhr beseitigt werden und keinen Schaden anrichten.

Jüngste Ergebnisse würden von weniger als 100 Genorten ausgehen, die das vererbte Risiko für Morbus Alzheimer bestimmen, so die Forscher: „Wenn diese Schätzungen richtig sind, hat unsere Studie einen großen Anteil davon bereits charakterisiert.“ Auf jeden Fall könne man mit den neuen Daten die Vorhersagen verlässlicher gestalten, ob jemand von der Demenzerkrankung gefährdet ist, erklärten sie. Außerdem gäbe es nun zusätzliche Angriffsziele für Therapien.

(APA)