Haus des Kannibalen von Rotenburg

ORF

Lebenslang für Kannibalen von Rotenburg

Erstaunlich, was in Österreich und der Welt im Laufe der Zeit so alles passiert und woran man sich oft nur noch vage und schemenhaft erinnern kann. Ö3 dreht virtuell am Rad der Zeit und bringt dich zurück an die Orte der großen Weltpolitik, der schrecklichen Katastrophen, aber auch der unglaublich schönen Momente. Steig ein und fiebere mit, wenn wir mit Ö3 entspannt durch die Zeit reisen.

Von und mit Norbert Ivanek

Am 9. Mai 2006 muss der so genannte „Kannibale von Rotenburg“ eine lebenslange Haftstrafe antreten. Es ist ein einzigartiger Fall in der deutschen Kriminalgeschichte. Der Computertechniker Armin Meiwes hat 2001 via Internet einen jungen Mann gesucht, der nicht nur getötet, sondern auch gegessen werden wollte. Das Ersturteil, achteinhalb Jahre wegen Totschlags ist aufgehoben, und heute vor genau 16 Jahren fasst er in der Neuverhandlung lebenslang aus, wegen Mordes und Störung der Totenruhe. Ö3-Korrespondent Volker Obermaier berichtet.

„Der Fall ist einmalig in der deutschen Kriminalgeschichte. Der heute 44- jährige Computertechniker Armin Meiwes hat gestanden, sein Opfer mit dessen Einverständnis zuerst getötet, dann zerstückelt und teilweise gegessen zu haben. Die Verteidigung wertete das als Tötung auf Verlangen. In einem ersten Prozess in Kassel hatte das Gericht Armin Meiwes nur zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Mit dem Argument, Opfer und Täter hätten eine Vereinbarung getroffen. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil aber auf. Der Prozess wurde in Frankfurt neu aufgerollt. Diesmal hat sich die Staatsanwaltschaft mit ihrer Forderung nach einer lebenslangen Haftstrafe wegen Mordes durchgesetzt. Armin Meiwes hat die Rechte an seiner Tat an einen Dokumentarfilmer verkauft und will selbst ein Buch darüber schreiben.“

Das Ö3-Zeitreisevideo des Tages:

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Am selben Tag, diesem 9. Mai 2006 geht’s um Menschenrechte, besser gesagt um eine neue Anlaufstelle für ebendiese. Die UNO will die Menschenrechte transparenter machen und hat im März den Menschrechtsrat gegründet, der die Menschenrechtskommission ablöst und jetzt zum ersten Mal gewählt wird. Der neue Rat mit Sitz in Genf soll weltweit die Bürgerrechte noch besser schützen und fördern. Das alles auf Betreiben von UN-Generalsekretär Kofi Annan, doch tiefergehende Probleme machen der UNO nach wie vor zu schaffen, hören wir im Ö3-Journal.

„Noch funktioniert sie, aber die UNO ist zurzeit auch eine große Baustelle. Die Interessen prallen aufeinander. Vor allem die des reichen Nordens und des armen Südens. Sogar der besonnene Generalsekretär greift zu drastischen Worten. Kofi Annan ruft dazu auf, die vergiftete Atmosphäre, das wechselseitige Misstrauen, die zerstörerische Teilung zwischen Nord und Süd zu überwinden. In den Kernbereichen Entwicklung, Sicherheit und Menschenrechte gibt es bereits einen Neustart. Jetzt geht es darum, die Verwaltung grundlegend umzubauen.“

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Krawalle rund um einen Atommülltransport

Norbert Ivanek ist der Ö3-Zeitreiseleiter:

Norb in Venice

Norbert Ivanek

Ö3-Redakteur Norbert Ivanek

Gefühlvoll wühlt er sich täglich durch knapp 55 Jahre Ö3-Archiv und findet Erstaunliches, Interessantes aber auch Überraschendes. Die Ö3-Zeitreise entführt dich in die Höhen und Tiefen des Lebens, in glückliche und traurigere Momente, in absolute Highlights und tiefschwarze Nullpunkte. Ö3 war und ist für dich immer mit dabei mitten im Geschehen und direkt am Puls der Zeit.

„Ö3 am Vormittag“ mit Kati Bellowitsch, 9. Mai 2022 (NI)