Lumix und Pia Maria in Turin

Roman Zach-Kiesling / First Look / picturedesk.com

Song Contest - The Italian Job

Heute ist Showtime für Lum!x und Pia Maria beim Eurovision Song Contest in Turin. 17 Länder treten im ersten Halbfinale an, zehn kommen weiter ins Finale. Österreich ist nicht dabei, prophezeien die Experten und die Wettbüros. In Italien heißt das aber noch lange nix. Zufall und Chaos haben hier nämlich das Sagen.

Ich habe sie vermisst, diese italienische Gründlichkeit. Vor der Abreise extra noch einen PCR-Test gemacht, weil sonst kommt man auf gar keinen Fall rein in die Halle. Dann vor Ort in der Teststraße, wie ebenfalls angeordnet, gleich noch einen Antigentest gemacht, weil sonst kommt man auf gar keinen Fall rein in die Halle, in der ich gerade diesen Text schreibe. Auf das Ergebnis vom Antigentest warte ich noch immer und meinen PCR-Test hat auch nie jemand gesehen.

Zumindest meine Akkreditierung haben sie beim Eingang mit einem flüchtigen Blick kontrolliert. Meinen Laptop habe ich dann allerdings schon wieder ganz alleine durch den Gepäckscanner geschoben. Drinnen kann man Masken tragen, muss man aber nicht, auch wenn die streng vorgeschrieben sind. Aber das stört dann halt schon sehr beim genüsslichen Kaffeeschlürfen.

Lumix und Pia Maria in Turin

Roman Zach-Kiesling / First Look / picturedesk.com

In den Rauchpausen habe ich mich draußen im abgegrenzten Park vor der Halle mit einem Security angefreundet. Ich spreche kaum Italienisch, er gar nicht Englisch oder Deutsch. Trotzdem war ihm relativ schnell klar, dass es für mich ein genialer Abschneider wäre, wenn ich nicht um den ganzen Block zur Busstation wandern müsste. Seitdem darf ich bei ihm durch den Zaun schlüpfen. Ohne Antigentest.

Lum!x und Pia Maria ticken ähnlich. Die beiden Teenager scheißen sich auch nix. Beste Voraussetzungen also, um in Italien zu triumphieren. Was war das doch für eine Häme in den Sozialen Medien, als Pia Maria bei einer Probe technische Schwierigkeiten hatte und daher schwer mit den richtigen Tönen kämpfen musste. Shit happens, war ihre lapidare Reaktion. War die junge Tirolerin deswegen extrem verunsichert? Keineswegs. Sie ist einfach wieder raus auf die größte Showbühne der Welt und hat abgeliefert.

Es sind vor allem die jungen Song-Contest-Fans, auf deren Stimmen Lum!x heute hofft. Die Zahlenkolonnen der Wettbüros langweilen ihn genauso wie früher Mathematik in der Schule. Er ist vielmehr davon überzeugt, dass sein Song „Halo“ geheime Superkräfte hat. Ein Dance-Kracher, der definitiv im Kurzzeitgedächtnis der Zuschauer hängen bleiben und ihm daher locker die Quali fürs Finale einbringen wird. Möge es so sein. Ich vertraue da ganz auf die grenzenlose Zuversicht der Jugend.

So wie ich den Italienern traue. Jenem Busfahrer etwa, der mir wort- und gestenreich erklärt hat, wo es zur Halle geht. Als er dann offenbar im Rückspiegel gesehen hat, dass ich zielsicher in die falsche Richtung gestapft bin, hat er eine Vollbremsung hingelegt, um mich wieder auf den rechten Weg zu bringen. Hin zum Song Contest, hin zum Chaos, hin zum Zufall. Keine Ahnung, ob die das heute hinkriegen. Die Sonne, das zentrale Bühnenelement, streikt noch immer. Aber das Semifinale wird sicher grande.


Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.




„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 10. Mai 2022