Nova Rock 2022

FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Nova Rock – Schöner Schlam(m)assel

Der Himmel weint, aber die Rockfans lachen. Weil es halt so eine Freude ist, dass das Nova Rock nach Jahren der Stille endlich wieder laut machen kann. Es wird gefeiert wie früher, falls man es denn durch die Schlammwüste bis vor die Bühnen geschafft hat.

Im verzweifelten Kampf gegen die Schlammmassen haben die Veranstalter am Boden Tatsachen geschaffen und mehr als 3.000 Kubikmeter Hackschnitzel verteilt. Sie haben 100 Sattelschlepper-Fuhren Kies abgeladen und 380 Stahlpaneele verlegt, um das völlig aufgeweichte Gelände halbwegs zu befestigen. Die Kosten für diese Materialschlacht belaufen sich mittlerweile auf 2,5 Millionen Euro.

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Zwischenzeitlich wähnt man sich hier auf den Pannonia Fields eher auf einer Großbaustelle als auf einem Rockfestival. Hunderte Schubraupen, Kettenbagger, Walzen, Kräne, Grader, Lastwägen und Gabelstapler sind pausenlos im Einsatz, um die Infrastruktur irgendwie aufrechtzuerhalten. Und jede Menge Traktoren knattern durch die Gegend, gelenkt von Landwirten, die aus einem Umkreis von 20 Kilometern angefordert wurden, um an vorderster Front mitzuhelfen, vor allem das gigantische Parkplatzchaos zu entschärfen.

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Die Rockfans, die es aufs Gelände geschafft haben, waren trotz Schlechtwetters extrem gut drauf. Die, die im stundenlangen Stau festgesteckt sind, waren extrem wütend. Um die Autobahnzufahrt zu entlasten, haben die Veranstalter zwar eine zweite Zufahrt auf einem befahrbaren Feldweg aufgemacht, der sonst nur den Crews vorbehalten ist, da aber viele Fahrzeuge einzeln auf die Stellflächen hineingehievt werden mussten, hat das bis spät in die Nacht angedauert. Genauso wie bei den Caravans, die viel zu schwer für den weichen Boden waren.

Nova Rock

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Und auch der Beginn des Festivals hat sich verzögert, weil das Areal vor den Bühnen noch planiert werden musste. Die Auftritte der ersten Bands sind somit buchstäblich ins Wasser gefallen. Um 16.15 Uhr hat US-Rapper KennyHoopla dann endlich die Blue Stage eröffnet, zwei Stunden später die schwedischen Crossover-Veteranen Clawfinger die Red Stage, wo danach Marco Pogo mit Turbobier erstmals so richtig ausgelassene Festivalstimmung aufkommen hat lassen.

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Der Rockstar, Mediziner, Geschäftsmann und Politiker Marco Pogo konnte dem vielen Gatsch durchaus auch positive Seiten abgewinnen: „Dadurch dass man immer leicht einsinkt, bekommt man einen stabilen Halt, was natürlich mit zunehmender Dauer des Festivals extrem von Vorteil sein kann.“ Nach seinem fulminanten Auftritt war er ohne Turbobierdose in der Hand nicht mehr anzutreffen. Vor dem Auftritt aber eigentlich auch schon nicht.

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Um 23.00 Uhr haben dann Muse die ersten Headliner gegeben. Bombastisch wie gewohnt, mit einer jenseitigen Lichtshow, die mit ihrer Strahlkraft durchaus dazu angetan war, ein bisschen Wärme in der kalten Nacht zu spenden. Nach Mitternacht haben dann die Late-Night-Acts Haddaway und Dr. Alban mit ihren fröhlichen Gassenhauern ein heftiges Kontrastprogramm zum bedeutungsschwangeren Progressive-Rock der drei Briten aufgefahren. „What is Love“, „It’s my Life“ und natürlich „Sing Hallelujah!” haben das Areal vor der Red Stage in eine riesige Disco verwandelt. Wobei die Dance-Moves der partywütigen Menge im hohen Schlamm sehr ungelenk gewirkt haben. Wie ein Regentanz in Slow Motion. Und siehe da. Heute gießt es wieder aus vollen Kübeln.

Song Contest
Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.




„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 10. Juni 2022