Fabian Leitner
Electric Love – Regentanz in Sommerfrische
Es waren harte Jahre des Stillstands für die 180.000 Partypeople, die sich hier an drei Tagen in der Fuschlseeregion einfinden. Doch jetzt kommt wieder Bewegung rein in den größten Dancefloor Europas, der sich vor der Mainstage inmitten des 700.000 m² großen Festival-Areals erstreckt. Die Bässe und Beats wummern und hämmern derart heftig, dass nicht nur die Fans, sondern auch die Bäume in den Wäldern entlang der Rennstrecke shaken.
Die Pandemie ist vergessen, auch wenn sie in den Party-Zelten am Gelände allgegenwärtig scheint. Aber jetzt ist definitiv keine Zeit, um sich Sorgen zu machen. Auch nicht über so Spaßbremsen wie Inflation und Teuerung. Die hohen Spritpreise merkt man aber auch hier: 0,25 l Wodka-Red Bull kosten 6,45 Euro. Das ist ernüchternd und somit eigentlich kontraproduktiv. Aber zumindest funktionieren die Lieferketten an den Bars. 85.000 kg Eiswürfel wurden angehäuft. Glühwein gibt es leider keinen.
Die Julinächte sind nämlich arschkalt im schönen Salzburger Land. Fühlt sich an wie November Rain. Den Leuten hier ist das aber mindestens genauso egal wie Guns n‘ Roses, die nächsten Mittwoch ein Ö3-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion spielen. Axl Rose scheint wieder bei Stimme zu sein, nachdem er die Show in Glasgow canceln musste. Aber das ist jetzt eine komplette Themenverfehlung. Back to the Beats.
Der eine berühmte Holländer ist gestern zum Salzburgring eingeflogen, um eine fulminante Headliner-Show abzuliefern. Stagetime war 1.00 Uhr Früh. Der andere berühmte Holländer fährt ab heute am Red-Bull-Ring im Kreis. Armin van Buuren und Max Verstappen geben dieser Tage Vollgas in Österreich. This is what it feels like, wenn the Dutch in the Mountains ausnahmsweise einmal ohne Wohnwagen unterwegs sind.
Die Norweger waren gestern aber auch ganz vorne dabei. Mit Kygo und Alan Walker waren gleich zwei der angesagtesten DJs der Welt am Salzburgring am Start. Im Ö3-Interview mit Benny Hörtnagl hat sich Trendsetter Alan Walker, der schon lange vor Corona stets Maske getragen hat, extrem über sein Comeback beim ELF gefreut, nicht zuletzt deswegen, weil er jetzt eine österreichische Tourmanagerin hat. Sein Set war Hammer, gespickt mit allen Hits, nur einmal hat er sich offenbar am Pult verdrückt und „Layla“ von DJ Robin & Schürze aufgelegt.
Party am Ring - Chillen am See
Fünf Bühnen werden beim neunten Electric-Love-Festival zeitgleich bespielt. Heuer erstmals auch der Shutdown Cave, eine Zweigstelle vom gleichnamigen Hardstyle-Festival in Zwentendorf, das im August im stillgelegten Atomkraftwerk bei 200 bpm wieder jede Menge grüner Energie freisetzen wird. Am Salzburgring haben Vorreiter der Apokalypse wie Angernoizer, Spitnoise oder Shock & Destroy mit ihren Sets schon einmal die Herzen aller Uptempo-Freunde höher schlagen lassen und einen schönen Vorgeschmack auf das kommende Inferno geliefert.
Es geht aber auch anders. In der eigens eingerichteten Chill-Out-Area an den Gestaden des Fuschlsees können erschöpfte Partypeople beim Yoga wieder Kraft schöpfen. Om my God, wie schön. Abseits des Trubels findet man hier garantiert wieder seine innere Mitte. Und im Idealfall auch sein Gehör. Regnen tut es allerdings auch am Seeufer. Völlig egal, wie gesagt. Solange das Electric-Love-Festival nicht wieder ins Wasser fällt, ist alles gut. Party on!
Ö3 Dabei - Der Pop-Podcast ist diesmal backstage beim Electric Love Festival dabei.
„Ö3-Dabei - der Pop-Podcast“ in der ORF-Radiothek
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Milenko Badzic
Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer
Aus der Ö3-Musikredaktion...
Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.
„Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 8. Juli 2022
