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„Erster Europäer“ in Spanien entdeckt
Der Frühmensch der Gattung Homo, zu der auch der moderne Mensch, der Homo sapiens gehört, habe vor bis zu 1,4 Millionen Jahren an der Fundstelle am Gebirgszug der Sierra de Atapuerca gelebt, hieß es. Der Fund zeigt den spanischen Forschern zufolge, dass der europäische Kontinent deutlich früher von aufrecht gehenden Frühmenschen besiedelt wurde als bisher angenommen.
Bei der Entdeckung handelt es sich um einen Teil des Wangenknochens und des Oberkiefers eines Frühmenschen. Sie sei für das Verständnis der ersten Schritte in der Evolution der Frühmenschen außerhalb Afrikas von außerordentlicher Bedeutung, wurde bei der Präsentation der Überreste betont.
Der neue Fund gelang den Angaben zufolge erst vor wenigen Tagen, am 30. Juni. „Ein historischer Tag für die Wissenschaft“, meinte Juan Luis Arsuaga, ein angesehener Paläoanthropologe und einer der Direktoren des Ausgrabungsprojekts in Atapuerca. „Dieses Fossil wird uns zwingen, die Bücher über die menschliche Evolution neu zu schreiben“, wurde der 68-Jährige am Samstag von der Zeitung „El País“ zitiert.
Die Forscher finden bemerkenswert, dass das Gesicht des „ersten Europäers“ - anders als zum Beispiel das Gesicht des viel später erschienenen Neandertalers - demjenigen des heutigen Menschen erstaunlich ähnlich gewesen ist. Arsuaga: „Dieses Fossil zeigt uns, dass Dinge, von denen wir dachten, dass sie am Ende der Evolution auftauchen, wie etwa das moderne Gesicht, zum Teil wohl doch schon am Anfang da waren.“
Forscher*innen auf Twitter
Auch der renommierte Frühmenschen-Forscher Jean-Jacques Hublin vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie äußerte sich zu dem Fund. „Berichten zufolge wurde in Atapuerca das älteste Gesicht (1,4 Millionen Jahre alt?) entdeckt, das bislang in Europa gefunden wurde“, schrieb Hublin auf Twitter.
The oldest face in the European fossil record (1.4 Ma?) is reported in Atapuerca. It is said to display some modern features. The fact is that “modern faces” display primitive traits that were lost in more derived forms such as Neandertals https://t.co/WiJzEbdsZC
— Jean-Jacques Hublin (@jjhublin) 8. Juli 2022
10. Juni 2022 (APA/red)