BeReal

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Ungefilterte Wahrheit: App „BeReal“ boomt

In den USA, Frankreich und England ist sie gerade in den App-Charts auf Nummer 1. Auch in Österreich ist die französische Software so richtig am Boomen: „BeReal“ im Ö3-Check.

Eigentlich ist es eine weitere App, um Fotos mit dem Freundeskreis zu teilen. Aber es gibt dabei Regeln: Ein Mal täglich bekommen alle Userinnen und User gleichzeitig die Benachrichtigung: „Zeit für BeReal.“ Dann läuft die Stoppuhr: Nur zwei Minuten sind Zeit, um ein Foto zu schießen, das für 24 Stunden sichtbar ist.

Zeit für unvorteilhafte Fotos

Die User*innen machen aber nicht nur Selfies, sondern auch die Frontkamera fotografiert zur selben Zeit. So entstehen wortwörtlich Momentaufnahmen, die Freund*innen nur öffnen können, wenn sie ebenfalls ein Foto posten. Darauf reagiert werden kann mit „Realmojis“ – also keinen Kommentaren, sondern Fotos von unseren Gesichtsausdrücken.

BeReal

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Die Qualität der Fotos: oft unvorteilhaft und vor allem authentisch. Aber genau darum geht es. Durch den zeitlichen Druck und keiner Möglichkeit zum Aufhübschen und Retuschieren entstehen ehrliche Aufnahmen. „BeReal“ wirbt damit, das Gegenteil vom perfektionistischem Instagram, TikTok und Co. zu sein.

Noch weniger Privatsphäre

Egal ob auf der Couch, während des Essens oder beim Feiern – die App gibt in jeder Situation tiefe Einblicke in unser persönliches Leben. Aber insgesamt steht bei „BeReal“ Transparenz an höchster Stelle. User*innen bekommen nämlich auch angezeigt, wie viele Versuche für das Foto benötigt wurden, ob es gelöscht wurde und ob es in den zwei Minuten abgeschickt wurde. Ein verspätetes Foto ist möglich, wird aber auch als ein solches gekennzeichnet. Das Zurücknehmen eines Postings ist zusätzlich nur ein Mal täglich erlaubt und muss begründet werden.

Eine junge Frau macht ein Selfie

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Bereits 2020 wurde die App gegründet, besondere Beliebtheit, vor allem unter Student*innen, gewann sie aber erst dieses Jahr. Einer der Gründer, Alexis Barreyat, erklärt ihren Erfolg folgendermaßen: „Keine Likes, keine Follower, keine Werbung, keine Filter.“ Derzeit finanziert sich die App ausschließlich durch Investments und ist gratis. Die Frage ist, wie lange diese ungefilterte Wahrheit gut ankommt.

„Ö3-Supersamstag“ mit Tom Filzer, 20. August 2022 (Hannah Lehner)