Sichtschutz

FF-Henndorf am Wallersee

Salzburger Feuerwehren rüsten sich gegen Gaffer

Weil Schaulustige mit ihren Smartphones immer mehr zum Problem werden, errichten in Salzburg Feuerwehren in Zukunft immer öfter Sichtschutz bei Einsätzen, damit Unfallfotos nicht in sozialen Netzwerken gepostet werden.

Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Alpenstraße in der Stadt Salzburg berichten Rot-Kreuz-Sanitäter von „Beinahe-Körperkontakt“ mit Schaulustigen.

In Henndorf am Wallersee stirbt ein Motorradfahrer bei einem Verkehrsunfall, im Stau steht auch ein Reisebus, Passagiere steigen aus, um zu fotografieren. Die Feuerwehr errichtet dagegen einen aufblasbaren Sichtschutz.

Sichtschutz am Unfallort

FF-Henndorf am Wallersee

Diese Wand soll einen toten Motorradfahrer vor den Gaffern schützen

Auch die Feuerwehren in Neukirchen im Pinzgau und Schwarzach im Pongau verwenden spezielle, mobile Wände gegen Gaffer. Weil es leider immer öfter notwendig sei, ärgern sich die Kommandanten Tom Scheuerer und Markus Buzanich über Unfallvoyeure:

„Ein Sichtschutz hat sich nach Verkehrsunfällen sehr bewährt, weil die Gaffer immer rücksichtsloser werden, die Schaulustigen sind mit ihren Mobiltelefonen immer hemmungsloser“

Sichtschutz Unfallort

FF Neukirchen am Großvenediger im Pinzgau

Mit dieser Wand schützt die Feuerwehr einen toten Radfahrer vor Gaffern

Wenn Menschenketten oder Wolldecken gegen die Sensationsgier beim Einsatz nicht mehr ausreichen, muss eine technische Lösung her. Landesfeuerwehrkommandant Günter Trinker wird allen 119 Freiwilligen Salzburger Feuerwehren den Ankauf von tragbarem Sichtschutz empfehlen, schlimm genug, dass Helfer in der heißen Phase bei Einsätzen sich auch noch u Gaffer kümmern müssen, die vielleicht die Arbeiten auch noch stören oder behindern:

„Sollte das Thema noch größer und problematischer werden, dann ist es klar, dass die Salzburger Feuerwehren darauf reagieren.“

Vereinzelt verwenden Feuerwehren in Salzburger bereits mobile Wände zur Abschirmung bei Einsätzen. Kosten – je nach Ausführung – zwischen 500 und 5.000 Euro.

Fotografieren ohne nachzudenken und ab damit in soziale Medien - Knipsen von Unfallszenen, ist oft auch ein rechtlicher Verstoß. Und die Einsatzkräfte können Unbeteiligte auch vom Unfallort oder einem Tatort verscheuchen, das ist im Sicherheitspolizeigesetz – und im Salzburger Landessicherheitspolizeigesetz geregelt. Hans Wolfgruber von der Salzburger Polizei:

„Auch im Zuge polizeilicher Amtshandlungen sind unbeteiligte oder gar störende Personen - sogenannte Gaffer - an den jeweiligen Vorfallsorten immer wieder ein Thema. Unabhängig davon, ob diese Personen die Versorgung von Verletzten oder das Führen von Amtshandlungen beeinträchtigen, verletzen sie die Persönlichkeitsrechte aller Betroffenen. Um diesen Umständen Rechnung zu tragen, sind vom Gesetzgeber dafür Gegenmaßnahmen vorgesehen. Dies reicht von einer Ermahnung bis zu einer Anzeige. Jedenfalls können Unbeteiligte durch die Polizei vom Vorfallort weggewiesen werden.“

Das gilt übrigens auch für aufdringliche oder rücksichtslose Journalistinnen und Journalisten.

(Peter Obermüller, Ö3-Redaktion Salzburg)