Gert Steinbäcker und Clemens Stadlbauer

Hitradio Ö3/Thomas Wunderlich

Gert Steinbäcker – Ich höre nie auf mit der Musik!

Auch wenn er mit „44“ nun sein letztes Album veröffentlicht und demnächst seine letzte Tournee bestreitet, hört Gert Steinbäcker nicht auf mit der Musik. Das erste S von S.T.S. will auch weiterhin Songs für jüngere Musiker:innen schreiben. Zunächst einmal muss er aber seinen 70. Geburtstag überstehen.

Seit dem 50er feiert er seinen Geburtsag nicht mehr wirklich. Und auch beim 70er am 27. November wird Gert Steinbäcker lediglich mit seiner Freundin ganz entspannt Essen gehen. Viel wichtiger ist ihm da schon die Zahl 44. So lange macht der begnadete Musiker nun schon Tonaufnahmen. Das gleichnamige Album „44“ ist demnach eine Werkschau, die sich von den wilden Anfangszeiten bis hin zum jetzigen, unaufgeregten Karriereende erstreckt.

Gert Steinbäcker

Hitradio Ö3/Thomas Wunderlich

„Ich muss wohl zur Kenntnis nehmen, dass in meinen Songs Qualität zuhause ist“, sagt Gert Steinbäcker im ausführlichen Ö3-Interview. „Nicht, dass ich das bezweifelt hätte, aber ich habe mich selber nie so ernst genommen, dass ich gesagt hätte: Wow! Was für tolle Musik! Ich habe einfach nur meine Songs geschrieben.“ Und was für welche: „Überdosis G‘fühl“, „Kalt und kälter“, „Irgendwann bleib I dann dort“ oder „Großvater“, bei dessen Release ihm sein Plattenfirmenchef prophezeit hat, dass das ein Jahrhundertsong ist. Eine Einschätzung, die der sonst so bescheidene Künstler mittlerweile teilt.

Mit „Steiermark“ hat er auch die inoffizielle Landeshymne komponiert. Beim letzten Heimspiel von Sturm Graz gegen den SV Ried – Gert Steinbäcker geht nur zu Spielen, bei denen eine realistische Chance besteht, dass Sturm Graz gewinnt, weil dann spielen sie im Stadion zur Feier des Tages seinen Song – hat es ihm die Gänsehaut aufgezogen. Er ist nach dem Match aufs Spielfeld gegangen, doch die Einspielung über die Stadionboxen hat nicht funktioniert. Also hat die Nordkurve von ganz alleine begonnen, „Steiermark“ in voller Länge, komplett textsicher und lautstark ins Oval zu schmettern. Da war sogar er, der harte Knochen, ein bisschen gerührt.

Gert Steinbäcker

Hitradio Ö3/Thomas Wunderlich

Im Pop-Podcast Ö3-Dabei reflektiert Gert Steinbäcker im sechzigminütigen Gespräch die Höhen und Tiefen seiner Karriere. Er erinnert sich an die wilden Anfangszeiten mit Thomas Spitzer, an seine bizarre Kunstfigur Stony Becker, an die sechs erfolglosen Jahre von S.T.S., die schon den Hut drauf hauen wollten, als dann in letzter Minute mit „Fürstenfeld“ doch noch der lang ersehnte Durchbruch gelungen ist, an die glorreichen Zeiten mit Timischl und Schiffkowitz, an die vollen Hallen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, sowie an die leeren Strände in seiner Wahlheimat Griechenland, an das abrupte Ende von S.T.S, das er so schnell nicht kommen gesehen hat, an seine Soloarbeiten und vieles mehr.

Gert Steinbäcker

Hitradio Ö3/Thomas Wunderlich

Gert Steinbäcker lebt aber auch bewusst in der Gegenwart. Drei neue Songs auf „44“ sind der beste Beweis dafür. Allen voran die aktuelle Single „Helden von heut‘“, die auf der gleichnamigen, bitterbösen Karikatur von Gerhard Haderer basiert. „Ich musste lediglich am Attersee eine Runde Bier schmeißen“, lacht er, „und schon hat er mir die Titelrechte gegeben.“ Ein politischer Song, in dem der selbst so grundanständige Musiker mit sämtlichen Missständen in diesem Land, inklusive Chat-Affäre, abrechnet. Unterstützung bekommt er dabei von seinen langjährigen Weggefährten Timischl und Schiffkowitz, die im Background mitsingen.

„Das Meer“, ein Song, der seiner Meinung nach weit unter Wert geschlagen wurde, hat er gemeinsam mit der von ihm hochgeschätzten Ina Regen neu aufgenommen. Und in „A schönes G’fühl“ zieht Gert Steinbäcker Bilanz, im Stil von Sinatra’s „My Way“, und bedankt sich bei allen Weggefährt:innen. „Es gehört natürlich schon auch Glück dazu“, resümiert er dankbar, „ich kenne leider auch viele gute Leute, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort sind.“ Und daher will er künftig auch weiterhin Songs schreiben, vor allem für jüngere Musiker:innen, die ihm sehr am Herzen liegen.

Gert Steinbäcker

Hitradio Ö3/Thomas Wunderlich

Dass viele junge Leute heutzutage seine Songs auswendig mitsingen können, freut ihn sehr: „Wenn du mit deiner Musik auch noch Generationen später Freude und positive Stimmung bei den Menschen auslöst, dann weißt du, dass du irgendetwas richtig gemacht hast.“ Demtentsprechend großartig wird daher auch die Stimmung bei den Konzerten seiner Abschiedstournee sein, die am 24. November in Spielberg startet, am 30.11. in der Wiener Stadthalle aufschlägt, und am 17. Dezember in Bregenz endet. Bei dieser Tour wird es auch immer wieder prominente Überraschungsgäste geben, die hier noch nicht verraten werden sollen. Besonders das Konzert in Graz könnte aber ein ganz spezielles Highlight werden...



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Clemens Stadlbauer

Milenko Badzic

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer

Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Guten Morgen am Sonntag“ mit Philipp Bergsmann, 20. November 2022