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Ye sorgt mit Aussagen über Hitler für Empörung
Kurz nach diesem Auftritt gab das rechte Online-Netzwerk Parler bekannt, dass sein geplanter Verkauf an West abgesagt wurde.
„Ich sehe auch gute Dinge bei Hitler“, sagte der Musiker und Modemacher, der sich in Ye umbenannt hat und bei dem Interview sein Gesicht komplett mit einer schwarzen Maske verdeckte. „Dieser Kerl (...) hat Autobahnen erfunden und das Mikrofon, das ich als Musiker benutzt habe“, fügte der zuvor bereits wegen antisemitischer Äußerungen in Verruf geratene 45-Jährige hinzu. „Man kann nicht laut aussprechen, dass diese Person jemals was Gutes getan hat, und ich mache das nicht mehr mit.“
Als Jones entgegnete, die Nazis hätten „richtig schlechte Dinge“ getan, antwortete West: „Aber sie haben auch gute Dinge getan. Wir müssen aufhören, die Nazis die ganze Zeit zu dissen. (...) Ich liebe Nazis.“ Bei dem Interview auf Jones’ Plattform Infowars, in dem West auch über Sünde, Pornografie und den Teufel fabulierte, war auch der bekannte Antisemit und Holocaust-Leugner Nick Fuentes anwesend. Mit ihm hatte West in der vergangenen Woche bei Ex-Präsident Donald Trump zu Abend gegessen.

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Die Äußerungen des Rappers sorgten umgehend für Empörung. Die Organisation Republican Jewish Coalition, die sich als Brücke zwischen der Republikanischen Partei und der Jüdischen Gemeinschaft ansieht, bezeichnete West als „abscheulichen, widerwärtigen Fanatiker, der die jüdische Gemeinschaft mit Drohungen und nazi-artiger Verleumdung ins Visier genommen hat“. West, Fuentes und Jones bildeten ein „widerliches Triumvirat von Verschwörungstheoretikern, Holocaust-Leugnern und Antisemiten“.
Der israelische Botschafter in den USA, Michael Herzog, äußerte sich „angewidert“ über die Aussagen von West. „In einer Zeit, in der Antisemitismus zunimmt, ist es alarmierend, dass eine solche abscheuliche Rhetorik eine Plattform bekommt und legitimiert wird.“
I am sickened by the conversation that Alex Jones had with avowed antisemites Kanye West and Nick Fuentes. At a time when antisemitism is on the rise, it is alarming that such vile rhetoric is given a platform and legitimized.
— Ambassador Michael Herzog (@AmbHerzog) 1. Dezember 2022
Auch in Online-Netzwerken stießen die Äußerungen von West auf Empörung - inmitten dieser verkündete Parler das Aus für seinen geplanten Verkauf an den US-Rapper. Diese Entscheidung sei im gegenseitigen Einverständnis bereits „Mitte November“ getroffen worden, erklärte das Parler-Mutterhaus Parlement Technologies auf.
West und Parler hatten Mitte Oktober verkündet, dass der Rapper das 2018 gegründete rechte Online-Netzwerk kaufen wolle. Dieses hat sich besonders bei Trump-Anhängern etabliert. West hatte seine Kaufabsicht damit begründet, dass er die „Meinungsfreiheit“ verteidigen wolle - zudem suchte er offenbar eine neue Plattform, nachdem Einträge von ihm auf Instagram und Twitter gelöscht worden waren.
Der Onlinedienst Twitter hat am Freitag das Konto des Rappers Kanye West gesperrt, nachdem der Musiker ein Bild eines mit einem Hakenkreuz verflochtenen Davidsterns gepostet hatte. Wests Konto sei wegen „Anstiftung zur Gewalt“ gesperrt worden, erklärte Twitter-Chef Elon Musk.

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Wegen Wests antisemitischer Äußerungen haben bereits mehrere Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem 45-Jährigen beendet. Zu ihnen zählen der deutsche Sportartikelhersteller Adidas, die Modekette Gap sowie die Luxusmarke Balenciaga.
Kanye West aus Madame Tussauds Museum entfernt
Trump isst mit Kanye West: Pence will Entschuldigung
Zuletzt sorgte der jahrelang mit Reality-TV-Star Kim Kardashian verheiratete West für Aufsehen, als er zusammen mit Fuentes bei Trump in dessen Anwesen Mar-a-Lago in Florida zu Abend aß. Trump ist wegen der Begegnung auch in den eigenen Reihen massiv in die Kritik geraten.
Was Trump getan habe, sei „falsch“, sagte beispielsweise der frühere Vizepräsident Mike Pence. „Ich denke, er sollte sich entschuldigen.“ Der Anführer der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, sagte, in der Partei gebe es „keinen Platz für Antisemitismus und Rassismus“. Bei jedem, der sich mit Antisemiten und Rassisten treffe, sei es „höchst unwahrscheinlich, dass er jemals zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wird“.
Trump hatte Mitte November verkündet, bei der Präsidentschaftswahl 2024 erneut antreten zu wollen. Auch Kanye West will nach eigenen Angaben kandidieren.
Der Ö3-Wecker mit Robert Kratky, 2. Dezember 2022(AFP/KG)