Geisterfahrer Warntafel Autobahnauffahrt

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2022 wieder mehr Geisterfahrer

390 Mal hat die Ö3-Verkehrsredaktion im vergangenen Jahr vor Geisterfahrern gewarnt. Das bedeutet ein leichtes Plus von zwei Meldungen oder 0,5 Prozent. Regional betrachtet gibt es jedoch große Unterschiede.

Mit 390 Geisterfahrer-Meldungen und einem Plus von zwei Ö3-Durchsagen hat sich die Situation 2022 nur unwesentlich verschlechtert. Die Gesamtzahl liegt leicht über dem Durchschnitt der letzten Jahre.

Geisterfahrerstatistik 2022

Hitradio Ö3

Geisterfahrer-Hotspot Villach

Während in Oberösterreich zum zweiten Mal in Folge die Falschfahrten deutlich zurückgehen, verzeichnet Kärnten einen starken Anstieg. Im Großraum Villach werden, wenn man die Falschfahrer auf der A2, der A10 und der A11 zusammenzählt, mit 54 Geisterfahrern fast doppelt so viele gezählt wie im Jahr davor. Mehrere Einflussfaktoren spielen dabei eine Rolle: Geänderte Verkehrsführungen durch zwei Großbaustellen auf der Südautobahn, der starke Reiseverkehr und der laut Kuratorium für Verkehrssicherheit gestiegene Anteil der Alko-Lenkerinnen. Negativ auch die Entwicklung im Burgenland, das mit 21 Meldungen einen neuen Jahres-Rekordwert aufstellt. Einen Zuwachs gibt es auch in Niederösterreich, Rückgänge neben OÖ in der Steiermark, in Salzburg, Vorarlberg und Wien. In Tirol bleibt die Anzahl exakt gleich.

Geisterfahrerstatistik 2022

Hitradio Ö3

Das am stärksten betroffene Autobahnteilstück liegt in Kärnten: Auf der Südautobahn (A2) im „Wörtherseeabschnitt“ zwischen Klagenfurt und Villach werden 18 Geisterfahrer gezählt. Auffällig auch der Knoten Villach, der weitere neun Mal als Gefahrenort genannt werden muss. Dahinter folgen die Murtalschnellstraße (S36) im gesamten Verlauf und die Tauernautobahn (A10) zwischen Villach und Spittal. Äußerst positiv hingegen die Entwicklung im steirischen Abschnitt der Semmering Schnellstraße (S6), wo sich die Anzahl von 24 auf 10 mehr als halbiert.

Geisterfahrer 2022 - Analyse Teilstücke (Top 30)

Teilstück Anzahl 2021 Anzahl 2022
1. A2 Raum Wörthersee (Klagenfurt-Ost-Kn. Villach) 12 18
2. S36 gesamter Verlauf 11 16
3. A10 Raum Villach/Spittal (Kn.Villach-Kn. Spittal) 9 15
4. A12 Raum Tiroler Oberland (Telfs/West-Zams) 14 12
5. A1 Raum Salzburg (Staatsgrenze-Mondsee) 12 11
6. A12 Raum Tiroler Unterland (Innsbruck/Ost-Kufstein) 9 11
7. A10 Raum Pongau (Flachau-Paß Lueg) 7 10
8. S5 gesamter Verlauf 7 10
9. S6 Raum Steiermark (Kn.St.Michael-Tu.Semmering) 24 10
10. A2 Kn. Villach-Arnoldstein 7 9
11. A2 südlich von Wien (Wien-Baden) 9 8
12. S35 gesamter Verlauf 5 8
13. A2 Raum Wechselabschnitt (Grimm.-Gleisdorf/Süd) 8 8
14. A7 Raum Linz (Linz/Dornach-Kn. Linz) 4 7
15. S33 gesamter Verlauf 3 7
16. A12 Raum Innsbruck-West (Innsbruck-Telfs/West) 6 7
17. A2 Raum Graz (Gleisdorf/Süd-Lieboch) 5 7
18. A3 gesamter Verlauf 5 7
19. A1 Raum Linz (Vorchdorf-Asten) 8 7
20. A9 Raum nördlich von Graz (Graz/Webling-St. Michael) 8 7
21. A1 Seengebiet (Mondsee-Vorchdorf) 11 7
22. A9 Raum Liezen (Bosrucktunnel-St. Michael) 5 7
23. A2 Unterkärnten (Klagenfurt-Ost-Bad St. Leonhard) 4 7
24. A1 Raum Amstetten/Enns (Asten-Melk) 5 7
25. A13 Innsbruck-Matrei 7 6
26. A1 Wienerwald (Kn. Steinhäusl-Wien) 3 6
27. S1 Kn. Süßenbrunn-Kn. Korneuburg 5 6
28. S16 Tirol (Zams-St.Anton) 8 6
29. A10 Gmünd-Katschbergtunnel 5 6
30. S1 Kn. Vösendorf-Kn. Schwechat 2 5
* Bei gleicher Anzahl werden kürzere Abschnitte vorgereiht.

Coronaeffekt bei Geisterfahrern?

Auffällig ist, dass sich die Geisterfahrerzahlen im Lauf des Jahres unterschiedlich entwickelt haben. Während im ersten Halbjahr 2022 das Ende der Coronakrise laut Asfinag zu 10% mehr PKW-Verkehr und damit auch zu mehr Falschfahrten geführt hat, könnten im zweiten Halbjahr die gestiegenen Treibstoff- und Lebenserhaltungskosten weniger Verkehr zur Folge gehabt haben und so für den Rückgang der Geisterfahrer mitverantwortlich sein.

Ein weiterer Effekt von Corona ist, dass seit Corona offenbar die Zahl der alkoholisierten Lenker*innen zugenommen hat. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit hat dieser Anstieg im letzten Jahr zu 40% mehr Alko-Unfällen geführt. Auch ein Teil der regionalen Geisterfahrer-Zuwächse ist auf den verstärkten Alkohol- und Drogenkonsum vor Autofahrten zurückzuführen.

Geisterfahrerstatistik 2022

Hitradio Ö3

Erhöhtes Risiko am Wochenende

Geisterfahrer sind ein „Freizeitphänomen“: Seit vielen Jahren begegnest du einem Falschfahrer am wahrscheinlichsten am Wochenende - vier von zehn Falschfahrern sind an einem Samstag oder Sonntag unterwegs. Im Tagesverlauf sind die Geisterfahrer überwiegend am späten Nachmittag (15-18 Uhr) und in den Abendstunden (22-24 Uhr) aktiv. Am frühen Morgen zwischen 6 und 9 Uhr sind nur halb so viele Lenker falsch unterwegs. Der Rekordtag des Jahres 2022 ist Sonntag, der 3. Juli, als auf Ö3 insgesamt 6 Mal Geisterfahrer-Alarm geschlagen werden muss.
Diesmal keine Toten durch Geisterfahrer
Sieben Geisterfahrerunfälle sind der zweitniedrigste Jahreswert seit Beginn der Aufzeichnungen des Innenministeriums. Noch positiver fällt die Opferbilanz aus: 2022 kommt kein einziger Mensch verursacht durch einen Falschfahrer ums Leben. Eine Person wird schwer verletzt, zehn weitere Menschen werden leicht verletzt.

Typischer Geisterfahrer ist alkoholisiert und männlich

Die Hauptgründe für Geisterfahrten laut einer aktuellen Untersuchung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sind:

  • 40% Alkoholeinfluss
  • 40% Orientierungslosigkeit wegen Überforderung
  • 10% Drogeneinfluss
  • 10% Bewusstes Umdrehen

Etwa sieben von zehn Geisterfahrern sind männlich. Geisterfahrerinnen sind weiter in der Minderzahl.

Der „Ö3-Wecker“ mit Robert Kratky, 24. Jänner 2023 (BW)