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UNO-Staaten: Einigung zum Schutz der Weltmeere
Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen hatten seit mehr als 15 Jahren vergeblich um ein Abkommen zum Schutz der Biodiversität in der Hohen See gerungen, erst im August war eine Verhandlungsrunde ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Der Text, auf den sich die Delegierten nach zwei Wochen intensiver Gespräche einigten, kann nach Angaben von Konferenzleiterin Lee nun nicht mehr wesentlich geändert werden. „Es wird keine Wiederaufnahme oder inhaltliche Diskussionen mehr geben“, erklärte Lee den Unterhändlern. Das Abkommen solle formell beschlossen werden, sobald es von Juristen geprüft und in die sechs Amtssprachen der Vereinten Nationen übersetzt worden sei, kündigte Lee an.
„Das Abkommen ist ein großartiger Erfolg für den Schutz der Ozeane. Doch die Staaten dürfen sich nun auf diesem Erfolg nicht ausruhen, sondern müssen den Vertrag rasch ratifizieren und umsetzen. Die Uhr tickt, haben wir doch nur mehr ein paar Jahre, um das 30x30-Ziel zu erreichen“, sagt Ursula Bittner, Artenschutzexpertin bei Greenpeace in Österreich. „Mit diesem Abkommen können wir die Meere endlich wirksam schützen, unsere Widerstandskraft gegen den Klimawandel stärken und die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen sichern“, so Bittner weiter.
Ein zentraler Punkt im Hochseeschutzabkommen ist das so genannte 30x30-Ziel. Dieses besagt, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der Meere unter starken Schutz gestellt werden müssen. Nur so können sie weiterhin ihrer wichtigen Funktion als Klimaregulierer und Artenschützer nachkommen. Die Grundlage für diesen Punkt wurde erst im letzten Dezember auf der Weltnaturkonferenz COP15 in Montreal gelegt.
„Das beschlossene Abkommen zeigt auch, welche bedeutenden Siege die Zivilgesellschaft erreichen kann. Fast zwei Jahrzehnte hat Greenpeace für diesen Vertrag kampagnisiert. Über 5,5 Millionen Menschen haben unsere Petition unterstützt, alleine 475.000 Stimmen kamen dabei aus Österreich. Der heutige Tag ist ein Sieg für sie alle“, so Bittner weiter. Die Arbeit gehe indes weiter: „Wir müssen diesen Schwung nutzen, um umfassende Schutzgebiete einzurichten und so auch neue Bedrohungen wie den Tiefseebergbau erfolgreich abwehren zu können.“
Unklar blieb zunächst, ob Russland und China Teil des Abkommens sein werden. Verhandlerinnen und Verhandler zweifelten wegen der als destruktiv wahrgenommenen Haltung der Delegation aus Moskau daran. Aber auch China galt als Wackelkandidat.

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Zuletzt ging es bei den komplizierten Verhandlungen der fünften Konferenz zwischen den UNO-Mitgliedstaaten in New York zum einen um die Frage, wie künftig festgelegt werden soll, welche Teile der Hochsee als Schutzgebiet definiert werden. Vor allem China und Russland pochten Diplomatinnen und Diplomaten zufolge darauf, dass dies einstimmig geschehen müsse - dann hätte ein einzelnes Land jede Entscheidung blockieren können. Das wurde nun offenbar umgangen: Aus Diplomatenkreisen verlautete in der Nacht auf Sonntag, dass die Schutzgebiete bereits mit einer Dreiviertel-Mehrheit der Mitgliedstaaten festgelegt werden können sollen.
Umweltorganisation hatten auf einen besseren Schutz der Weltmeere angesichts der Gefahren durch Erderwärmung, Verschmutzung und Überfischung gedrängt. Die Ozeane produzieren die Hälfte des Sauerstoffs in der Erdatmosphäre und nehmen einen erheblichen Teil des Kohlendioxids auf, das durch menschliche Aktivitäten ausgestoßen wird.
Die EU-Staaten wollten bei den Verhandlungen vor allem erreichen, dass künftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zudem sollte ein Verfahren festgelegt werden, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten in den Meeren auf ihre Umweltverträglichkeit hin zu prüfen.

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Zwei Drittel der Ozeane gehören zur Hohen See und sind damit weitgehend rechtsfreier Raum. Als Hochsee oder Hohe See werden jene Weltmeere bezeichnet, die nicht unter die ausschließliche Wirtschaftszone eines Staates fallen, da sie weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt sind. Derzeit wird nur etwa ein Prozent der Hochsee durch internationale Abkommen geschützt.
Zuvor hatte es bei einer anderen Ozean-Konferenz in Panama eine Einigung gegeben: Die Teilnehmer sagten fast 20 Milliarden US-Dollar (18,84 Mrd. Euro) für den Schutz der Meere zu. Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar für 77 Projekte.
(APA/NES)