Fettes Brot ist tot – A schene Leich in Wien

Ihre Abschiedstournee zelebrieren Fettes Brot wie ein New-Orleans-Begräbnis: traurig und euphorisiert zugleich. Nach zwei ausverkauften Konzerten im Wiener Gasometer sind die drei Hamburger Kult-Rapper in Österreich nun endgültig Geschichte. Berühmte letzte Worte.

Beim nachmittäglichen Spaziergang durch die Innenstadt haben sie Fans aus Villach und Salzburg getroffen, die extra angereist sind, um sich von ihrer Lieblingsband zu verabschieden. In Österreich kennen sich König Boris, Doktor Renz und Björn Beton gut aus: „Wir haben bei euch viele schöne Abenteuer erlebt, in den tiefverschneiten Bergen genauso wie im brütendheißen Wien, es war stets eine gute Zeit hier“, sagen sie im ausführlichen Interview für den Pop-Podcast „Ö3-Dabei“.

Zwischen Hamburg und Wien orten Fettes Brot eine magische Verbindung aufgrund ähnlicher Mentalität, nur das Granteln klingt unterschiedlich. Aber dazu haben die drei Hip-Hopper momentan eh keinen Grund. Die „History“-Tour läuft fantastisch, macht jede Menge Spaß, auch wenn zwischendurch immer wieder einmal ein bisschen Melancholie mitschwingt. „Viele Fans bedanken sich bei uns, dass wir in ihrem Leben eine so wichtige Rolle gespielt haben“, geben sich die sonst so coolen Norddeutschen fast gerührt, „das ist schon sehr schön.“

Der Abschied ist jedenfalls kein Publicity-Stunt, um noch einmal ordentlich abzucashen. Wobei. „Wenn uns in zehn Jahren das Geld ausgeht, dann müssen wir wahrscheinlich noch einmal ran“, lacht Doktor Renz, „aber jetzt merkt man uns schon an, dass wir es ernst meinen.“ Schluss mit lustig also.

Der endgültige Abgang von der Bühne erfolgt am 1. und 2. September in Hamburg bei zwei Heimkonzerten vor jeweils 25.000 Zuschauern. „Vor der letzten Aftershowparty habe ich schon Angst“, sagt König Boris. Und Björn Beton hofft, dass sie sich nach der ersten Show nicht schon so heftig wegschießen, dass das zweite Konzert dadurch gefährdet ist. Danach wollen sie eine Zeit lang einmal rein gar nichts machen. Kreativ werden sie aber weiterhin sein, in welcher Form auch immer.

Wenn Fettes Brot heute auf die dreißigjährige Erfolgskarriere zurückblicken, müssen sie sich gegenseitig noch immer manchmal in den Arm zwicken, weil sie es nicht glauben können, dass das alles tatsächlich so passiert ist. Denn eigentlich wollten die drei Schüler aus den Hamburger Vororten nur ein bisschen Musik machen. „Wir hatten keinen großen Karriereplan, nicht einmal einen kleinen“, lacht König Boris. „Wir waren Teil dieser Aufbruchsstimmung, als Hip Hop über den Großen Teich geschwappt ist und Rappen plötzlich auch in der eigenen Sprache angesagt war. Mehr als ein Two-Hit-Wonder wollten wir nie sein.“

Ihren größten Hit hatten Fettes Brot bei uns. Mit „Emanuela“ haben sie es 2005 an die Spitze der Ö3 Austria Top 40 geschafft. Ihr einziger Nummer-Eins-Hit in ihrer Karriere, in Deutschland waren es immer nur Zweier und Dreier. Dafür bedanken sich die drei Hamburger extra noch einmal ganz fett bei den österreichischen Fans. Umgekehrt bedanken wir uns für die schöne Musik. Alles Gute für den neuen Lebensabschnitt! Und wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann doch ein Comeback? Momentan lautet die Antwort aber ganz klar Jein.

Das ausführliche Interview mit Fettes Brot gibt’s im Pop-Podcast Ö3-Dabei zu hören. Überall dort, wo es Podcasts gibt.

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Die beste Möglichkeit, Stars besser kennenzulernen, sind ausführliche Interviews. Und die gibt es ab sofort in voller Länge in diesem Pop Podcast von Ö3 zu hören. Tina Ritschl und Clemens Stadlbauer präsentieren jede Woche einen spannenden Gast aus der heimischen oder internationalen Musikszene. Vom vielversprechenden Newcomer bis hin zum glamourösen Superstar. Alle aus der Ö3 Playlist. Überall wo es Podcasts gibt.

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Aus der Ö3-Musikredaktion...

Ö3-Reporter Clemens Stadlbauer berichtet hier regelmäßig über aktuelle Trends und News aus der Musikwelt. Neben seiner Arbeit bei Ö3 hat er fünf Bücher veröffentlicht, darunter den Bestseller „Quotenkiller“. Stadlbauer ist verheiratet und Vater einer Tochter.

„Ö3-Musikvormittag“ mit Tom Filzer, 14. April 2023